Essen. . Unerwartet hohes Engagement: Sieben Monate nach der Einführung des Zivildienst-Ersatzes sind alle geplanten Stellen für den Bundesfreiwilligendienst besetzt. Für 2013 erwarten die Träger der Sozialdienste sogar eine weit größere Nachfrage junger Leute. Dann werden gleich zwei Jahrgänge nach dem Abitur die Schulen verlassen.

Junge Menschen sind sozial engagiert wir nie zuvor. So kann der erst vor sieben Monaten ins Leben gerufene Bundesfreiwilligendienst (BFD) nicht jedem Bewerber eine Stelle anbieten. Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) herrscht Einstellungsstopp. Auch für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), mit dem ­Jugendliche die Zeit zwischen Schule und Ausbildung überbrücken, ist die Nachfrage ­höher als das Angebot.

„Inzwischen sind 33 bis 35 Prozent eines Jahrgangs interessiert an sozialen Diensten“, sagt der Bielefelder Jugend­forscher Klaus Hurrelmann der WAZ-Mediengruppe. Die jungen Menschen reizten die gezielten Projekte, der begrenzte Zeitraum und die Gelegenheit, sich persönlich einzubringen. Hurrelmann: „Sie wollen ­lernen, machen, mittun.“

Null Bock auf Parteipolitik

Stark abgenommen habe hingegen das Interesse am ­parteipolitischen Engagement. Während sich noch vor 20 Jahren 40 Prozent eines Jahrgangs hätten vorstellen können, für eine bestimmte Partei tätig zu werden, sind es heute nur noch 20 Prozent.

Für NRW erwarten die ­Träger der Bundesfreiwilligendienste im Sommer 2013 ­einen weiteren Ansturm – wenn der Turboabi-Doppeljahrgang die Schulen verlässt. Trotz des demografischen Wandels werde auf lange Sicht das Engagement zunehmen, sagt Stefanie Schroer, Expertin für Freiwilligendienste beim nordrhein-westfälischen DRK. Der freiwillige Sozialdienst sei längst ein „dickes Plus“ in jedem Lebenslauf.

Boom bei AWO und Caritas

Äußerst zufrieden mit der Entwicklung zeigt sich die Arbeiterwohlfahrt in NRW. Der Träger setzte in seinen Kitas, Seniorenzentren und Sozialen Diensten rund 1100 junge Leute ein. Einen Boom verzeichnet auch die Caritas NRW mit 1539 Freiwilligen.

Bundesweit gibt es 35.000 BFD-Plätze, die – so das Bundesfamilienministerium – im Laufe des Jahres besetzt sein werden. Die Verbände fordern nun, auf den starken Andrang zu reagieren und die Zahl der Plätze aufzustocken. Darüber, so eine Sprecherin, werde aber noch nicht nachgedacht.