Mülheim. .

Nach dem Ende der Wehrdienstpflicht zum 30. Juni klagen viele Verbände über fehlende Zivildienst- und Ersatzdienstleistende – wie sieht es beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Mülheim aus? Nachgefragt beim DRK-Kreisgeschäftsführer Helmut Storm.

Ist das Ende der Wehrpflicht beim DRK schon spürbar?

Helmut Storm: Das Fehlen der Ersatzdienstleistenden macht sich noch nicht sofort bemerkbar, sondern ist ein Prozess, der sich über ein bis zwei Jahre hinziehen wird.

Wie kommt das?

Storm: Der Nachwuchs unserer ehrenamtlichen Helfer im Katastrophenschutz kam zu einem nicht unerheblichen Teil über die Schiene der Ersatzdienstler. Viele bleiben seit dem 30. Juni 2011 noch freiwillig bei uns – obwohl auch der vierjährige Ersatzdienst mit dem Wehrdienst am 30. Juni geendet hat.

Andere Nachwuchsquellen sind das Jugendrotkreuz oder der Schulsanitätsdienst, aus denen junge Leute zu uns kommen, aber das sind in Zukunft nicht genug.

Nennen Sie doch einmal Zahlen!

Storm: Wir haben im DRK-Kreisverband Mülheim drei Einsatzeinheiten für den Katas­trophenschutz. Das sind pro Einheit 33 Soll-Stellen. Und im ehrenamtlichen Bereich wird jede Stelle dreimal besetzt, weil man bei einem Alarm ja nicht immer alle erreichen kann. Der Bedarf liegt also bei drei mal 33 mal drei – das sind 297 Leute.

Wie viele Ehrenamtliche hat das DRK in Mülheim?

Storm: Aktuell sind es 400 ehrenamtliche Männer und Frauen insgesamt, dazu zählen etwa auch die Helferinnen bei den Blutspendeterminen.

Wie geht das DRK mit dem künftigen Fehlen des Zivildienstleistenden um, der ja für sechs Monate eingesetzt werden konnte?

Storm: Die klassischen Zivildienststellen sind derzeit mit FSJ- lern (Freiwilliges Soziales Jahr = FSJ) besetzt, wofür wir beim DRK viele Bewerber haben.

Das ist aber nicht überall so. Es gibt Verbände, denen die jungen Leute fehlen, da höre ich von großen Problemen durch den Wegfall der Zivildienstleistenden. Wir sind da möglicherweise in einer komfortableren Situation. Es gibt Stellen, die für junge Leute nicht so attraktiv sind, wie beim Deutschen Roten Kreuz. Da haben es andere Verbände teilweise schon schwerer.

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Wo werden denn die FSJ-ler beim DRK eingesetzt?

Storm: Sie übernehmen Arbeiten beim Rettungsdienst, beim Hausnotruf, aber auch auf den Dienststellen, beim Essen auf Rädern oder bei den Krankentransporten.

Wie sieht es mit dem neuen Bundesfreiwilligendienst (BFD) im DRK aus?

Storm: Dafür haben wir bis jetzt noch keine Bewerber. Wir haben zum 1. Juli acht Stellen ausgeschrieben. Für den Bundesfreiwilligendienst kommen ja nicht nur junge, sondern auch ältere Bewerber in Frage.

Ich hoffe, dass das nur die Anlaufschwierigkeiten sind, und dass es beim besseren Bekanntwerden der Stellen dann auch Bewerber dafür gibt.

Wie erklären Sie sich die geringe Nachfrage bei den BFD-Stellen?

Storm: Es gibt schon eine Ungleichheit: Das FSJ zählt bei manchen Studiengängen als Wartesemester, der BFD noch nicht. Und die Kindergeldregelung ist beim BFD auch schlechter als beim FSJ.

Das soll zwar politisch auch noch nachgebessert werden, aber wir wissen noch nicht, was daraus wird.