Mülheim.
Schuld ist ihre große Schwester – wobei das kein Vorwurf ist, sondern vielmehr Alltag in Familien: Denn als die neun Jahre war, tanzte sie Ballett. Maresa Höhl, die kleine Schwester, war damals gerade fünf und wollte auch tun, was die Große tat.
Doch aus dem Nachahmen wurde eine Leidenschaft und schließlich ihr Beruf: Heute, 22 Jahre später, ist Maresa Höhl staatlich geprüfte Tanzpädagogin und Leiterin ihres eigenen Studios. „Tanzvisionen“ eröffnete im Dezember.
Es gibt ein klassisches Muster, und Maresa Höhl sieht es bei ihren Schülerinnen immer wieder: „Mit sechs wollen sie alle Ballerina werden. Wenn sie älter sind, wechseln viele zu HipHop.“ Moderner sei das und im Fernsehen, in Musikvideos sehr präsent. Der Werdegang der 27-Jährigen war ähnlich: Mit fünf Jahren begann sie mit Ballett, mit zehn wechselte sie dann zum Jazzdance – und der macht ihr bis heute am meisten Spaß. Modern und HipHop tanzt sie zwar auch, aber „Jazz ist mein Ding“.
Ausbildung zur staatliche geprüften Tanzpädagogin
Dass sie tanzend durch Leben und Beruf gehen wollte, wusste die Mülheimerin früh. „Natürlich habe ich als Teenager auch mal überlegt, ob ich auf die Bühne will“, erinnert sie sich. Doch: „Dazu bin ich zu sehr Familienmensch.“ Die Bühnen der Tänzer stehen heute hier, morgen dort – so zu leben, das konnte sie sich doch nicht vorstellen. Und so fand Maresa Höhl ihren Platz neben der Bühne.
An der Lola Rogge Schule in Hamburg absolvierte sie eine Ausbildung zur staatlich geprüften Tanzpädagogin und fand im Tanz der anderen ihre Erfüllung. „Am Unterrichten hängt mein Herz“, sagt sie. „Weil es so schön ist, zu sehen, wie sich andere entwickeln. Weil man merkt, dass man ihnen etwas beibringt und sie Spaß daran haben.“
Nach drei Jahren in der Hansestadt kam sie ins Ruhrgebiet zurück, unterrichte hier und entwickelte Choreographien – unter anderem für das Musical „Die Schöne und das Biest“, das im vergangenen Sommer auf die Freilichtbühne kam, und für die Sinatra-Show im Franky’s.
Menschen sollen Spaß haben
Doch ihr Ziel war immer, einmal in eigenen Räumen andere zum Tanzen zu bringen. 160 m² mit gelenkschonendem Schwingboden und roséfarbenen Wänden (und einem gelben Raum, um auch Jungs anzusprechen) stehen ihr dazu nun an der Delle 47 zu Verfügung. Kinder ab dreieinhalb Jahren und Erwachsenen will sie gleichermaßen Freude an der Bewegung vermitteln. „Ich habe auch klare Regeln, aber das Wichtigste ist, dass die Menschen Spaß haben sollen“, betont sie, die das Image der strengen Ballettlehrerin so gar nicht erfüllt.
Acht Dozenten unterstützen Maresa Höhl. Alle sind sie, und das ist der Existenzgründerin wichtig, ausgebildete Tanzlehrer. Denn: „Wer gut tanzen kann, kann nicht automatisch gut unterrichten.“ Neben Jazz, Ballett und HipHop gibt es auch Steptanz-, Flamenco-, Modern-, Yoga- und Pilates-Kurse.
Besonders traditionelle Tänze, wie Step und Flamenco, liegen Maresa Höhl am Herzen: „Ich möchte, dass diese alten Sachen nicht verloren gehen.“ Zudem sollen ihre Schüler Tanz in seiner Vielfalt kennen lernen. Rund 60 Anmeldungen, von Erwachsenen, Mädchen und Jungen gleichermaßen, konnte sie im ersten Monat entgegennehmen. Die Selbstständigkeit war zwar immer Maresa Höhls großes Ziel, ist für sie dennoch ein großer Schritt. „Ich weiß nicht, ob ich das ohne die Unterstützung und Ermutigung meiner Familie gewagt hätte.“ Immerhin ist ihre große Schwester ja auch Schuld.
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