Pina Bausch hätte ihre helle Freude daran gehabt. Zwei Tänzerinnen und drei Tänzer wechseln Ihre Kleidung, betreten die flache, längliche Bühne zwischen den vier langen Stuhlreihen der Zuschauer. Elegant bewegen sich die Künstler über die schwarze Fläche, drehen, krümmen, verbiegen ihre Körper.

Sprachlos, ohne Mimik entfalten die Tänzer ihre Emotionen. Nur die Bewegungen drücken ihre Gefühle aus. Das Kaiser-Antonino Dance Ensemble zog das Publikum im Ringlokschuppen am Samstag mit seiner Performance „Arthur, Paul and the others“ ganz in seinen Bann…

Denn das Spiel der Bewegungen, das die Gruppe des Duisburger Tanzateliers „The Roof“ den Zuschauern 75 Minuten hautnah bot, war intensiv, atemlos und packend.

Dabei fängt das Stück eher unspektakulär ab. Ohne Musik beginnt der Tanz, entwickelt aber dennoch Spannung und Dynamik. Die Akteure: der israelische Choreograph Avi Kaiser und sein italienischer Kollege Sergio Antonino, die seit 2002 das Tanzatelier „The Roof“ leiten, dazu Tänzer Alessio Attanasio und die Tänzerinnen Marie Schmieder und Sylvana Seddig.

Gesten, die Gefühle ausdrücken

Ruhelos bewegen sie ihre noch jungen Körper, ihre schlanken Arme, Beine, Hände und Köpfe. Allein ihre Gestik, ihre Bewegungsabläufe drücken unterschiedliche Gefühle zum Ausdruck: Liebe, Freude und Lust, aber auch Angst, Wut und Hass. Rund, fließend und schnell, aber auch kantig, hart auf hart und langsam. Zunehmend werden der Raum und die Beziehungen untereinander immer wieder neu erforscht und ausgelotet. Kraftvoll drehen sich die Körper um - und ineinander, überwinden sich gegenseitig, in dem einer über den anderen hinweggeht oder sich auf ihm platziert. Dieses Szenario wiederholt sich in unterschiedlichen Variationen. Das Ganze wird nach einiger Zeit von reduzierten Musikklängen eindrucksvoll begleitet. Ein Gesamtkunstwerk.

:  Tanzen bis sich die Körper biegen.  Bild: Stephan Glagla
: Tanzen bis sich die Körper biegen. Bild: Stephan Glagla © Stephan Glagla

Die Choreographie zeigt eine sehr dynamische, athletische Körpersprache. Eigentlich ist es mehr Artistik, denn Tanz. Aber es gibt auch einen Gleichklang der Bewegungen bis hin zu einer tänzerisch kunstvollen Verbindung zweier Personen, die optisch scheinbar eins werden. Das alles ist tänzerisch professionell umgesetzt.

Die Zuschauerreihen begrenzen die Tanzfläche an den beiden Längsseiten. Diese Grenzen werden zunächst kaum überschritten.

Doch immer wieder nehmen die Tänzer intensiven Blickkontakt zum Publikum auf, stellen sich direkt vor einen Zuschauer oder setzen sich wieder dazu. Und ganz zum Schluss überwinden die Tänzer die Raumgrenzen, beginnen, einzelne Zuschauer auf die Bühne zu holen. Am Ende der Performance sitzen die Tänzer und die Hälfte der Zuschauer auf der Parkett und schauen sich tief in die Augen.

Starker Applaus - von der Bühne aus. Anders als sonst im Theater ist man sich viel näher gekommen…