Mülheim. . Die Ballettschule Madelaine Hötger-Wrona wurde von jetzt auf gleich gesperrt - wegen Einsturzgefahr des Gebäudes am Hingberg. Vorerst gibt's im Gemeindehaus Neustadtstraße Asyl. Dann kommt der Umzug an die Mellinghofer Straße.
Zwei Jahre, sagt Madelaine Hötger-Wrona, machte sie ihren Vermieter auf die Wölbung in der Decke des Ballettsaals aufmerksam. Zwei Jahre reagierte der Hausbesitzer nicht. Dann aber musste er Insolvenz anmelden. Das Gebäude, in dem die Ballettschule Madelaine Hötger-Wrona 16 Jahre beheimatet war, soll zwangsversteigert werden. Die Gutachter, die Mitte März zur Wertschätzung kamen, reagierten dann prompt: 30 Minuten nachdem die erste Deckenplatte abgenommen war, wurde die Ballettschule gesperrt – wegen Einsturzgefahr.
Es waren turbulente Wochen, man hört es Madelaine Hötger-Wrona an: die Aufregung, die Angst um die berufliche Existenz, die Erlösung, die sich in neuen Räumen fand. Am Anfang stand der Schock über das Ausmaß des Renovierungsbedarfs am Gebäude am unteren Hingberg. Dass sich die Deckenabhängung im Tanzsaal „bedrohlich abgesenkt“ hatte, hatte die Ballettlehrerin registriert. Bei Regen hatte es auch mal von der Decke getropft und Putz hatte sich an einem Wochenende von der Decke gelöst. Dass unter der Styroporabdeckung jedoch so viel Schimmel, Pilze und verfaultes Holz zum Vorschein kommen würden, hätte sie nie erwartet.
„Das Risiko, dass alles runterkommt, war zu groß“
Thomas Weber, als Prokurist bei der Sparkassen-Tochter FDL zuständig für das Immobiliengeschäft, war bei der Begutachtung vor Ort und bestätigt, dass Architekt und Statiker keine Alternative zur Vollsperrung sahen. Grund war laut Weber das kaputte Dach. Durch das regnete es auf die eingezogene Zwischendecke. Tragende Balken seien so mit der Zeit „weggefault“. Weber: „Das Risiko, dass alles runterkommt, war zu groß.“
„Haarsträubend und lebensgefährlich“ nennt Madelaine Hötger-Wrona den baulichen Zustand an der Hingbergstraße: „Ich hatte wirklich Glück, dass niemandem etwas passiert ist.“ Sie und ihre rund 350 Tänzer/-innen finden im Mai und Juni im Gemeindehaus Neustadtstraße Asyl. Danach zieht die Ballettschule an die Mellinghofer Straße in ein ehemaliges Fitnessstudio. Dort trainierte Madelaine Hötger-Wrona bisher selbst und erfuhr so vom Auszug. 200 m², vorher waren es 500 m², kann die Ballettschule dort nutzen, hat einen Saal mit Tanzboden und Spiegel, Garderoben und Umkleiden. „Das ist optimal“, sagt die Leiterin der Ballettschule, die nun entspannter in die Zukunft schaut: Nur fünf Ballettschüler/-innen meldeten sich wegen des weiteren Wegs zum neuen Standort ab. Madelaine Hötger-Wrona: „Das ist mehr als Freundschaft.“