Mülheim.

Bei ihrer Personalplanung schwankt die Stadt aktuell zwischen einerseits und andererseits: Einerseits gibt es von der Politik den Auftrag, 270 Stellen bis zum Jahr 2014 abzubauen. Andererseits wird der demografische Wandel bis 2022 kräftig Wirkung zeigen. „50 % der Führungskräfte erreichen in den kommenden zehn Jahren das Rentenalter“, sagt Heike Briem, Leiterin des Personal- und Organisationsamts, und nennt dies „gravierend“. Als Reaktion darauf werden ab diesem Jahr mehr Jugendliche ausgebildet – allerdings nicht zu Beamten, sondern zu Angestellten.

Über mangelndes Interesse kann die Mülheimer Stadtverwaltung bisher nicht klagen: Rund 900 Bewerbungen erreichten das Personal- und Organisationsamt für das im September beginnende Ausbildungsjahr. „Eine gute Anzahl“, sagt Amtsleiterin Heike Briem. 2010 waren es ebensoviele. In den Vorjahren bewarben sich rund 1000 Leute. Etwa 10 % der Zuschriften würden gleich aussortiert. „An der Art der Bewerbung erkennt man die Ernsthaftigkeit des Interesses“, formuliert es Heike Briem.

Die Stadt bietet fünf Bewerbungsstellen mehr als im Vorjahr

900 Bewerbungen für 26 Stellen, die die Stadt diesmal zu besetzen hat. Fünf Stellen mehr als im Vorjahr sind dies, 17 im allgemeinen Verwaltungsbereich, neun in „fachspezifischen Bereichen“. Vermessungstechnik, EDV und Marketing nennt Heike Briem als Beispiele. Der demografische Wandel wird sich in all diesen Bereichen gleichermaßen bemerkbar machen.

Noch nutzt die Stadt ihn jedoch zum politisch geforderten Personalabbau. Das dafür entwickelte Konzept umfasst verschiedene Möglichkeiten, die Stadtmitarbeiter nutzen können, wie die vorgezogene Rente oder das Ausscheiden mit Abfindung. „Der Personalabbau“, betont Heike Briem, „wird mit Leistungseinschränkungen einhergehen.“

Für die Stellenreduzierung ist die hohe Zahl der Pensionierungen von Vorteil, doch: „Es gibt auch eine Zeit nach 2014.“ Dann wird sich der Nachwuchsmangel bemerkbar machen. Deshalb steht dem Personalabbaukonzept die Erhöhung der Ausbildungszahlen gegenüber. Neben Fortbildung, Führungskräfteentwicklung und betrieblicher Gesundheitsförderung ist dies eine Maßnahme eines Bündnisses von Oberbürgermeisterin und Personalrat, das der Rat der Stadt gefordert hat. Statt zwölf werden nun 17 Verwaltungsangestellte ausgebildet, die pünktlich 2015 den Abschluss machen werden.

Duale Ausbildung zum Bachelor of Law

Ihnen wird – bei entsprechender Leistung – eine Übernahme mit verminderter Stundenzahl garantiert. Sie alle absolvieren die duale Ausbildung zum „Bachelor of Law“. Früher gab es die nur für Beamte, nun wird sie auch für Angestellte angeboten – eine Sache, die die Stadt Mülheim nutzt. Heike Briem: „Wir bilden gar nicht für die Beamtenlaufbahn aus.“ Verschiedene Faktoren hätten dazu geführt: Finanzielle gehörten dazu, doch unter anderem habe man so bei „Minderleistungen“ auch eine bessere Handhabe.

Generell sind die Beamten in der Mülheimer Verwaltung in der Unterzahl: Nur 30 % der rund 3300 Stadt-Mitarbeiter sind verbeamtet, die restlichen sind Tarifbeschäftigte. Kein Problem sei dies, sagt die Personalchefin: „Beamte braucht man nur bei hoheitlichen Aufgaben.“ Dennoch sei die Konsequenz dessen nicht, dass Beamte in Mülheim aussterben. Vielmehr werde man schauen müssen, wie sich die Sache entwickelt. „Es kann sein, dass wir künftig nicht genug Bewerber finden.“ Denn bereits jetzt hätten einige ihre Bewerbung zurückgezogen; Stadtangestellte wollten sie nicht sein. Heike Briem: „Die Verbeamtung ist für viele Bewerber nach wie vor eine Verlockung.“

Mülheimer Finanzamt schlug im Oktober Alarm

Im Oktober schlug das Mülheimer Finanzamt Alarm: Es gab kaum Bewerber für die acht offenen Stellen, fünf Gehobenen, drei im Mittleren Dienst. Nun sind sie alle mit Mülheimern besetzt. Für 2013 hofft Ausbildungsleiter Richard Oeß auf Entspannung wegen des doppelten Abi-Jahrgangs. Dennoch startet das Land nun eine Werbeaktion für die Behörde: Im Rahmen der Aktion „Schule und Steuern“ wollen auch Mülheimer Finanzbeamte in interessierte Schulen gehen. Ab Februar will Oeß weiterführende Schulen ansprechen.