Mülheim. Eine Million Euro hat die MVG schon ausgegeben, um Kunden elektronisch zu informieren. Meisterns über Verspätungen.
Wann kommt denn endlich die nächste Bahn? Wie lange braucht der Bus noch? Fragen, die sich täglich Kunden der Mülheimer Verkehrsgesellschaft stellen. Antworten sollten ihnen die dynamischen Informationssysteme geben, die seit zwei Jahren an den Haltestellen installiert werden. „Nicht an allen, aber an den verkehrswichtigen“, sagt Wilfried Kühn, Leiter Prozess-/Bahnsicherungstechnik bei der MVG.
Bislang wurden etwa eine Million Euro ausgegeben. Angesichts des hohen Defizits, das die Stadt regelmäßig ausgleichen muss – allein in diesem Jahr sind es 27 Millionen Euro --, stellt sich die Frage, ob die Ausgabe sinnvoll ist. Wenn Bus und Bahn immer hundertprozentig fahrplanmäßig fahren, bräuchte man das System nicht. Aber Behinderungen durch andere Verkehrsteilnehmer, Unfälle, Defekte an den eigenen Fahrzeugen oder auch Wetterunbilden sorgen für Verspätungen. Und dann sollte man die Kunden auch informieren, meint Kühn. Dies sei zum Beispiel sehr sinnvoll, wenn ein Fahrgast mehrere Linien nutzen kann, um zum Ziel zu kommen. „Weiß er, dass die Bahn zu spät kommt, nimmt er den Bus.“
Mehr Informationen für die Kunden
Neben der rein visuellen Information sollen die Kunden auch noch per Lautsprecherdurchsage informiert werden. Ein zusätzliches Angebot, auf das die Behindertenverbände Wert legten.
Mangelhafte Beschilderung
Eine mangelhafte Beschilderung von Straßenbahnen beklagt NRZ-Leser Walter Euler.
Es gebe Bahnen, die nur unzureichend, weil lediglich per Holzschild, auf ihre Linienbezeichnung und Fahrtrichtung hinwiesen. Und das seit über einem Jahr. Die antiquierte Beschilderung verstoße gegen die geltende Betriebsordnung und die Richtlinien des Verkehrsverbundes VRR. Danach müssen an der Stirnseite Linie und Endpunkt, an der Einstiegsseite Linie, Endpunkt und soweit erforderlich Linienverlauf angezeigt werden. Die Rückseite des Zuges müsse die Linie anzeigen. Und auch im Fahrgastraum sei auf den Streckenverlauf hinzuweisen. Zudem müssen die Anzeigen auch bei Dunkelheit erkennbar sein. „Es wird Zeit, dass die Politik tätig wird“, meint Euler.
Gemeinsam mit der Rheinbahn in Düsseldorf will die Verkehrsgesellschaft Via (Mülheim, Essen, Duisburg) das dynamische Fahrgast-informationssystem noch verfeinern. „Dabei handelt es sich um ein regelungsgesteuertes Betriebssystem“, so Kühn. Das erkennt, wo sich zu welcher Uhrzeit ein Bus oder eine Bahn genau befindet. Dies funktioniert zwar auch jetzt schon, allerdings ist das Netz an Übermittlungspunkten noch nicht so eng geknüpft. „Und wir können dann auch genaue Informationen ins Internet stellen oder sie auch auf Smartphones schicken.“ Das Vergabeverfahren ist abgeschlossen. Allerdings liegt man noch mit einem Anbieter, der bei der Ausschreibung nicht zum Zuge kam, im Rechtsstreit. Innerhalb von vier Jahre wollen es Rheinbahn und Via aber auf ihrem Gebiet installiert haben.
Aktuell sind alle neun U-Bahnhöfe, 27 von 70 Straßenbahnhaltestellen und 2 von 173 Bushaltestellen mit dem Dynamischen Informationssystem ausgerüstet. Weitere Straßenbahnhaltestellen und einige, wenige Bushaltestellen soll es noch bekommen. Die Kosten: Ein kleiner Anzeiger kostet etwa 10.000 Euro. Eine ganze Haltestelle mit Ansagegeräten und Anzeigern bis 70.000 Euro.