Mülheim. Die wegen Bergschäden gesperrte U-18-Haltestelle Mühlenfeld bleibt weiterhin geschlossen: Bei Bohrungen - rund 150 waren es bisher - werden immer neue Hohlräume entdeckt. Fachkräfte arbeiten daran, dass die U18 Anfang des Jahres wieder bis zum Mülheimer Hauptbahnhof fahren können.
Bitte aussteigen. Keine Weiterfahrt. Für die U 18 ist nach wie vor an Heißen Kirche Endstation, und so wird es mit Sicherheit bis ins nächste Jahr hinein bleiben. Die Sanierungsarbeiten an dem einsturzgefährdeten U-Bahn-Schacht dauern an. Immer neue Hohlräume werden bei den Bohrungen, die inzwischen in die Tunnel ausgeweitet wurden, entdeckt.
„Eine Vorausschau ist nach wie vor sehr, sehr schwierig“, sagt Oberbergrat Dietmar Oesterle von der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg. Von Bohrung zu Bohrung müsse man entscheiden.
Fast 150 Bohrungen wurden bereits unter dem Mühlenfeld unterhalb des Gleisbettes und der Bahnsteige getätigt, seit den ersten Probebohrungen Ende Oktober, als sichtbare Schäden im U-Bahnschacht Anlass zu großer Sorge gaben. Dabei stieß man in sechs Metern Tiefe auf Kohle, auf ein Flöz, das die U-Bahn-Bauer in den 70er Jahren wohl nicht auf dem Plan hatten. „Heute sind wir wesentlich sensibilisierter als damals, erst Recht nach dem spektakulären Tagesbruch in Höntrop“, sagt Oesterle und betont zugleich das er keine Vorwürfe erheben möchte. Auch die Technik sei damals nicht so gut gewesen wie heute. Außerdem können die Hohlräume durch Erdbewegungen und Erschütterungen auch erst in den letzten Jahren entstanden sein.
Andere Schächte werden geprüft
Der Fall Mühlenfeld ist einmalig, für die Bezirksregierung, aber auch für die Verkehrsgesellschaften im Umkreis. Der Vorfall, so Oesterle, habe in jedem Fall weiter sensibilisiert. Nicht nur, dass die Ingenieure die Bohrungen im Laufe der letzten Wochen immer wieder aus Sicherheitsgründen erweitert haben, „wir sind auch dabei, andere U-Bahn-Schächte zu überprüfen“, sagt Oesterle. Zunächst würden dazu alte Grubenbilder und Aufzeichnungen studiert.
Ein großes Team mit Technikern, Ingenieuren und Markscheidern arbeitet an der Sanierung Mühlenfeld. Ein Problem für sie ist, dass das Flöz wellenförmig verläuft. Je tiefer es liege, desto ungefährlicher sei es, so der Oberbergrat, weil die darüber liegenden Schichten für Stabilität sorgten. Zehn Meter unter den Schienensträngen habe man noch Hohlräume entdeckt, manche so groß wie ein Fußball, andere wie eine Badewanne. Rund 250 Kubikmeter Beton wurden bereits verfüllt, und ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Rechnung mit Millionen-Summe
Unklar ist daher auch, wie hoch die Rechnung im nächsten Jahr ausfallen wird. Mit einer Millionen-Summe wird gerechnet. Wer zahlt? „Völlig unklar, sagt Nils Hoffmann, Sprecher der Mühlheimer Verkehrsgesellschaft (MVG), die angesichts ihrer schwierigen Finanzlage möglichst verschont bleiben möchte. Möglich, dass die Bezirksregierung einspringt, in einen Topf für Bergbauschäden greifen kann.
Die Mülheimer Verkehrsgesellschaft gibt sich allerdings etwas zuversichtlicher als die Bezirksregierung und rechnet damit, dass die Bahnen bereits ab 2. Januar wieder bis zum Mülheimer Hauptbahnhof fahren können. Ein- und Aussteigen werde aber auch dann noch nicht am Mühlenfeld möglich sein, die Bahnen werden durchfahren, heißt es. Hoffmann geht davon aus, dass die Sanierung der Bahnsteige dann noch etwa zwei Wochen dauern wird, denn auch sie wurden mehrfach durchbohrt.
Weiter Absperrungen
An diesem Wochenende wollen die Bauarbeiter das erste der beiden Gleise wieder hergerichtet haben, das heißt, die Löcher sind gestopft, Risse verdichtet, der Schotter im Gleiskörper aufgebracht und zurechtgerüttelt. Ab der kommenden Woche geht es an das zweite Gleisbett.
Oberirdisch sind weiterhin Bereiche am Hingberg aus Sicherheitsgründen abgesperrt. Dies, so Stadtsprecher Volker Wiebels, werde vorerst auch so bleiben.
Die Fahrgäste der U 18, etwa 20 000 sind es am Tag, tragen die monatelangen Behinderungen mit Fassung. „Wir haben keine einzige Beschwerde gehört“, sagt Hoffmann. Bis zu drei Gelenkbusse setzt die MVG als Ersatz weiterhin ein, die zeitweise allerdings brechend voll sind. „Eine U-Bahn, so Hoffmann, „ist nun mal durch Busse kaum zu ersetzen.“