Mülheim.
Mit dem Bus fahren sie sowieso fast jeden Tag: morgens zum Unterricht hin, mittags oder nachmittags zurück. Ab sofort sind zwölf Jugendliche von der Gesamtschule Saarn dabei als „BusCoaches“ (Fahrzeugbegleiter) in besonderer Mission unterwegs.
Um – gewichtiges Wort – „Zivilcourage“ unter Schülern geht es bei diesem Projekt, das in Duisburg bereits seit zehn Jahren läuft, in Essen seit 2010, für Mülheim aber ganz neu ist. Hier wirken drei Partner zusammen: die Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG), die Gesamtschule Saarn und die Polizei.
Gemeinsam haben sie eine dreitägige Fortbildung gestartet, die auch weiterhin als AG an der Schule angeboten wird und zunächst von zehn Jungs, zwei Mädchen aus der neunten Klasse absolviert wurde. Am Donnerstag bekamen alle aus der Hand von Schulleiterin Gerhild Brinkmann ihre Zertifikate, dazu einen Ausweis im Scheckkartenformat. Wenig später, auf der Rückfahrt nach Hause, waren sie quasi schon im Amt.
Konflikte schlichten
Die Jugendlichen sollen dazu beitragen, dass es entspannt zugeht im Schülerverkehr, sollen Konflikte zwischen Gleichaltrigen unparteiisch schlichten und als Ansprechpartner bereitstehen, sie sollen das Sicherheitsgefühl im Fahrzeug und an den Haltestellen erhöhen. Die MVG verspricht sich von ihrem Einsatz auch, dass Beschädigungen verhindert werden, „wie beispielsweise der Diebstahl von Nothammern“ oder Verschmutzungen durch Schuhe auf dem Sitz.
In Duisburg und Essen, so berichtet MVG-Projektleiter Rolf Hensel, habe man mit all dem schon gute Erfahrungen gemacht: „Allein durch das Einsteigen der BusCoaches kann sich die Situation entspannen.“ Dabei ist es hilfreich, dass ihre Gesichter bekannt sind (was u.a. durch entsprechende Aushänge innerhalb der Schule erfolgen soll), aber auch, dass sie stets zu zweit auftreten und sich ausweisen können.
Einsatz auf dem Schulweg
Wichtig auch: Nur auf dem Schulweg, nur unter Ihresgleichen kommen die BusCoaches zum Einsatz, und „sie sollen nicht eingreifen, wenn alkoholisierte Fahrgäste beteiligt sind“, stellt MVG-Sprecher Jens Kloth klar.
Ohnehin: Ernsthaften Ärger gebe es selten, sagen übereinstimmend die Coaches, die allesamt alltags Bus fahren. Zwei Jungs berichten, dass einmal am letzten Schultag vor den Ferien eine Scheibe zu Bruch ging, weil jemand von außen einen Lolli dagegen warf. Was ansonsten ab und an vorkomme: „dass jemand seine Tonne oder seine Füße auf den Sitz legt“.
20-stündige Schulung
Wie sie Jugendliche in solchen Situationen ruhig und überzeugend ansprechen können, haben die BusCoaches während der 20-stündigen Schulung in Rollenspielen trainiert. Auch die Polizei war da, um eine Unterrichtsstunde zum Strafrecht abzuhalten. Praxiserfahrung sammeln die BusCoaches nun hauptsächlich auf den Linien 132, 133, 134 und 752. Im Rahmen einer wöchentlichen AG werden sie weiterhin von der MVG betreut: Projektleiter Rolf Hensel will regelmäßig an der Gesamtschule vorbeischauen.
Mülheimer Schulen, die nun ebenfalls interessiert sind, können sich an ihn wenden (r.hensel@via-verkehr.de), er sagt: „Früher oder später möchten wir die BusCoaches in Mülheim flächendeckend einführen.“