Mülheim. . Laut Verbraucherzentrale NRW versucht die NTT Telco Inkasso aus Wiesbaden aktuell vermeintliche Teilnehmer an Gewinnspielen zu Zahlungen zu bewegen. In der Regel werden die Opfer per Post oder Telefon kontaktiert. Christine Lersch von der Verbraucherberatungsstelle Mülheim gibt Tipps für Betroffene.

Die Verbraucherzentrale NRW warnt derzeit landesweit vor der NTT Telco Inkasso aus Wiesbaden, die vermeintliche Teilnehmer an Gewinnspieldiensten zu Zahlungen bewegen will. Nachgefragt bei Christiane Lersch, die die Mülheimer Verbraucherberatungsstelle leitet.

In welcher Form werden die Leute belästigt?

Christiane Lersch: Schriftlich und telefonisch. Einige Verbraucher haben geschildert, dass sie mehrfach angerufen und aufgefordert worden sind, Zahlungen zu leisten. Die Leute reagieren teilweise panisch. Eine Anruferin sagte: „Ich komm’ ins Gefängnis, wenn ich nicht zahle, die haben mich angerufen. . .“ Vor allem für Ältere ist das Wort „Inkassobüro“ eine Katastrophe. Das ist die Generation, die immer alles brav bezahlt.

Wie beruhigen Sie denn die Leute?

Lersch: Wer fordert, muss beweisen, dass er forderungsberechtigt ist. Behauptungen kann ja jeder aufstellen. Der Verbraucher sollte nachfragen, wie und wann es zum Vertragsabschluss gekommen ist. Wenn die das nicht beweisen können, ist die Sache erledigt. Man kann auch unseren Musterbrief verwenden, den man im Internet bekommt oder in unserer Geschäftsstelle.

Ist noch etwas zu machen, wenn jemand bezahlt hat?

Lersch: Dann ist das Geld weg. Man müsste es einklagen, dann muss man aber die richtigen Namen kennen und eine klagefähige Adresse haben. Das ist alles oft nicht der Fall. Üblicherweise schießen diese Firmen wie Pilze aus dem Boden und sind genau so schnell wieder weg.

Wie viele Verbraucher haben sich bisher gemeldet?

Lersch: Rund 15. Aber die Dunkelziffer wird enorm sein – das zehn- bis zwanzigfache wird sicher in Mülheim gelaufen sein.

Gibt es noch mehr solcher Versuche, die Leute am Telefon um ihr Geld zu bringen?

Lersch: Ich habe verschiedenste Anfragen von Verbrauchern, wobei entweder massiv am Telefon gedroht wurde, oder wo ein Gewinn versprochen wurde. Zum Beispiel: In der Türkei steht ein gewonnener Mercedes und man muss die Überführungskosten zahlen. Ich habe mit einer Verbraucherin gesprochen, die mehrfach gezahlt hat, insgesamt 14.000 €. Die Frau hat das jetzt bei der Polizei zur Anzeige gebracht.

Die zweite Masche geht so: Sie sollen noch heute 450 € zahlen, dann wird kein Klageverfahren eingeleitet.

Wofür soll gezahlt werden?

Lersch: Es ist angeblich ein Rechtsanwalt am Telefon, und es wird massiv gedroht: Zum Beispiel sei eine Forderung aus einem angeblichen Gewinnspiel offen. Es sind aber bisher noch Einzelfälle und es wäre gut, wenn sich mal ein Verbraucher uns gegenüber dazu äußern würde.

Damit die Verbraucherschützer das bündeln und dagegen vorgehen können?

Lersch: Es wäre schon gut, wenn wir Telefonnummern hätten, den Namen des Anrufers oder der Firma, die die Forderung erhebt. Die meisten dokumentieren die Anrufe ja nicht. Sie sind so aufgeregt, dass sie ganz schnell mal auch zahlen. Auch hier wird die Dunkelziffer hoch sein. Die Leute schämen sich, überhaupt bezahlt zu haben. Das kann man auch nicht seinen Kindern erzählen.

Also: Ruhig Blut bewahren, sich die Daten merken und die Verbraucherschützer einschalten?

Lersch: Genau. Wenn man am Telefon genauer nachfragt, legen die Anrufer schnell auf. Nur wer unsicher ist, wird massiv bearbeitet, oft eine halbe Stunde lang. Das ist richtig böse.