Mülheim. . Eine 93-Jährige wechselte zum Telefonanbieter Vodafone, um Gebühren zu sparen. Dabei schloss sie mehrere Handy-Verträge ab, die sie im Monat zusammen bis zu 96,97 Euro kosten. Die Seniorin besitzt noch nicht einmal ein Handy.

Sparen wollte Elfriede B. bei ihren Telefongebühren. So entschied sie sich für einen Anbieterwechsel und ein Angebot bei Vodafone. Die „Zuhause-Festnetz-Flat“ sollte es werden. Mit 9,95 Euro im Monat wird sie im Internet beworben: „Das ideale Angebot für Kostenbewusste“ heißt es bei Vodafone. Für Elfriede B. wurden daraus monatlich bis zu 96,97 €.

Dabei hatte sich die 93-jährige Mülheimerin im Oktober 2010 extra in einem Shop auf der Schloßstraße beraten lassen. Schon bei diesem Gespräch wurde mehr daraus: Denn zu der gewünschten Flatrate gesellte sich noch ein „Superflat Wochenende“ Tarif – mit Handy – hinzu. Kostenpunkt: 24,89 Euro statt der gewünschten 9,95. Das Problem: Die 93-Jährige besitzt kein Handy. Und wollte es nach ihren Angaben auch nicht. Warum sie dennoch unterschrieb, kann sie nicht mehr sagen: „Ich hätte es nicht machen dürfen“, räumt sie ein, aber da sie nur mit Brille und Lupe lesen könne, habe sie auf die Beratung im Shop vertraut.

Festnetz-Flat als schlechte Lösung

Die Festnetz-Flat stellt sich nach der Umstellung zudem als schlechtere Lösung heraus: Während des Gesprächs treten immer wieder Piep-Geräusche auf, Sprach- und Hörqualität seien „viel schlechter als vorher“, gibt die Dame an. Auch nach mehrfachen Anrufen beim Service ändert sich die Qualität nicht. Elfriede B. geht Anfang Dezember abermals zum Shop, um den Anschluss und den ungewünschten wie für sie nutzlosen „Superflat Wochenende“-Tarif zu reklamieren.

Heraus geht sie allerdings nicht mit einer Lösung, sondern mit einem weiteren Vertrag: Gleich zwei Vodafone Superflat Wochenenden – natürlich zusätzlich mit einem Anschlusspreis von über 40 Euro – sowie zwei Sim-Karten. Für Handys, die sie nicht besitzt. Kosten: weitere 72,08 Euro. Erst, als sie den Shop abermals Ende Dezember mit ihrem Schwiegersohn betritt, sagt man ihr zu, den ersten Vertrag zu korrigieren. Das könne aber sechs Wochen dauern. „Der andere Vertrag müsse aber mit der Shopleiterin besprochen werden“, sagt Schwiegersohn Arnulf B. Anfang des neuen Jahres kann er diese erreichen. Die Leiterin sagt zu, an die Fachabteilung wegen eines Vertragsstornos zu schreiben. Eine Antwort käme in zwei Wochen.

Storno nicht bekannt

Mitte Februar – rund sechs Wochen später – hakt der Schwiegersohn bei der Kundenbetreuung von Vodafone nach, denn der zugesagte Bescheid trifft bei Elfriede B. nicht ein. Dort wisse man allerdings nichts von einem Storno, bekommt Arnulf B. Auskunft. Bis heute zahlt Elfriede Gebühren für beide Verträge. Dass sie den ersten unterschrieben hat, räumt der Schwiegersohn ein, sei sicher ein Fehler gewesen. Dennoch fragt er sich, wie der Berater im Shop der 93-Jährigen Handyverträge verkaufen konnte – „selbst wenn das rechtmäßig unterschrieben wurde, hat es einen fragwürdigen Anstrich“, findet Arnulf B.

Eine Erklärung für diese Vorgänge hat die Shopleiterin auf Anfrage der WAZ nicht: „Ich war bei den Gesprächen nicht dabei.“ Die Leiterin scheint zwar von dem (zweiten) Handyvertrag überrascht, normalerweise würde man diesen nicht Menschen, die kein Handy besitzen und in diesem Alter sind, anbieten. „Ich glaube jedoch nicht, dass er der Kundin aufgeschwatzt wurde.“ Die Entscheidung liege aber beim Kunden, der unterschreibt.