Wenn’s um Internet-Abzocke geht, versteht Christiane Lersch keinen Spaß. „Das ist unredlich, da muss man sich wehren.“
Die Leiterin der Verbraucherberatungsstelle hat wieder gut zu tun: Rund 30 verunsicherte Verbraucher suchten in der letzten Woche ihre Hilfe. Grund war die Post eines Inkasso-Unternehmens, das im Auftrag eines Internet-Anbieters versucht, Geld einzutreiben, das der Adressat vermeintlich schuldig ist.
Mit kopierten Urteilen, mit Klagedrohungen würden die Verbraucher erschreckt. „Dass jetzt so massiv gedroht wird, hat eine neue Qualität. Die fahren harte Bandagen auf, um den Leuten etwa mit Klageentwürfen Angst zu machen“, sagt Lersch und empfiehlt: Erst einmal Ruhe bewahren und nicht sofort zahlen. Sondern sich lieber zuvor beraten lassen.
Das hat auch eine Mülheimerin getan, die sich im letzten Jahr auf Schnäppchenjagd im Internet begeben hatte und dabei auf die Seite eines Anbieters geriet, der den Kostenhinweis gut versteckt hatte. Zwar hat die Frau sich schriftlich gegen die erste Rechnung gewehrt und die Forderung bestritten – was man auch tun muss, so Lersch, und verweist auf den Musterbrief der Verbraucherzentrale. Doch die andere Seite ließ nicht locker, schickte Mahnung auf Mahnung und nun das Schreiben des Inkassounternehmens.
Die Tricks der Internet-Abzocker ähneln sich, wie Christiane Lersch erklärt: Um Informationen zu bekommen, würde der Verbraucher aufgefordert, sich auf einer Seite anzumelden. „Gleichzeitig wird der Hinweis versteckt, dass es sich um ein kostenpflichtiges Angebot handelt.“ Das sei, so Lersch, arglistige Täuschung. Denn schon mit einem Klick hat man – und ohne eine Ware bestellt zu haben – plötzlich den Grundstein für eine Rechnung gelegt, die sich mit Mahngebühren im Beispiel unserer Mülheimerin bereits auf über 150 Euro summiert.
Etwa jeder Zehnte, so die Erfahrung der Verbraucherzentrale, zahlt unter massivem Druck eines Inkassounternehmens. Jeder Dritte, wenn ein Mahnbescheid kommt. (Auf den man schriftlich regieren muss, betont Lersch.) Ein Geschäft, das sich lohnt: Es gebe Internet-Seiten, die auf diese Weise 1000 bis 2000 Euro am Tag einnähmen. Große Anbieter, so Lersch, schicken 170 000 Rechnungen raus – pro Woche. Vor allem Ältere, die stets ihre Rechnungen bezahlt haben, lassen sich einschüchtern, weiß Christiane Lersch: „Für diese Leute sind Schreiben von Inkassounternehmen so, als wenn der Gerichtsvollzieher schon vor der Tür stehen würde.“
Wie erkennt man Abzocker-Seiten im Netz, die vorgeben, das Angebot sei kostenfrei? Immer dann, wenn man seine Daten angeben muss, sei Vorsicht geboten, warnt Christiane Lersch: „Wofür brauchen die meine Daten? Das könnte ein Zeichen für eine kostenpflichtige Seite sein.“