Sie wollen nur dein Bestes, dein Geld. Dabei sind die mo­dernen Nepper fintenreich: Fallstricke in Verträgen, unberechtigte Abbuchungen, Mahnbriefe. 19 210 Mal wurde die Verbraucherberatungsstelle 2009 um Hilfe gebeten.

Die drei großen Problemfelder sind Internetabzocke, Telefonanbieter-Wechsel, Gewinn­spielmit­tei­lungen, sagt Karin Bordin, eine der drei Beraterinnen. Bis Ende Juli 2010 ist die Zahl der Ratsuchenden, die die neuen Räume an der Leineweberstr. 54 aufgesucht haben, im Vergleich zum Vorjahr schon um 6 % gestiegen.

Hilfe zur Selbsthilfe, also ein rechtlicher Tipp oder ein Musterbrief, reicht längst nicht mehr aus, weil Reklamationen oder Beschwerden der Verbraucher oft auf taube Ohren stoßen. Da verwundert es nicht, dass die Rechtsberatung und die rechtliche Vertretung der Verbraucher zunimmt: 458 Mal mussten die Damen von der Beratungsstelle aktiv werden, um den Bürgern zu ihrem Recht zu verhelfen.

Vor allem ältere Verbraucher, berichtet Bordin, haben plötzlich Rechnungen mehrerer Telefonanbieter. Nach einem unüberlegten Klick im Internet werden Kosten von 100, 120 Euro für einen Download verlangt. Weil etwa jeder zehnte Verbraucher auch zahle, bringen solche Abzocker-Seiten im Internet bis zu 2000 Euro am Tag, wissen die Beraterinnen. Dem Druck, der durch die Drohung mit Strafanzeige, Schufa-Eintrag und Inkassofirmen ausgeübt wird, halten viele nicht nicht stand.

Gewinnspiele sind das „täglich Brot“ der Verbraucherberater: Im Schnitt suchen am Tag zehn Bürger in dieser Sache Hilfe. Der spektakulärste Fall ist wohl der einer Frau, die zeitweise Kosten für rund 60 Gewinnspiele tragen sollte. „Damit“, so Christiane Lersch, Leiterin der Beratungsstelle, „kann man sich schnell wirtschaftlich ruinieren.“ Sie habe übrigens noch keinen getroffen, der etwas gewonnen hat.

Moderne Kommunikationsmittel machen es Abzockern leicht, an das Geld ihrer Opfer zu kommen. Mussten sie früher noch von Haustür zu Haustür ziehen, genügt heute ein Anruf. Obwohl Telefonwerbung ohne vorheriges ausdrückliches Einverständnis des Angerufenen inzwischen verboten ist, habe sich nicht viel geändert, sagt Lersch. Denn die Verträge seien auch bei unerlaubten Anrufen wirksam und müssten widerufen werden. So sind Verbraucherberater heute auch Verbraucherschützer: „Datenknappheit ist das Gebot der Stunde – egal, bei welchem Vertrag“, betont Christiane Lersch. So viele Daten wie nötig, aber so wenige wie möglich: Wozu brauche der Vertragspartner das Ge­burtsdatum? Wer am Telefon keine persönlichen Daten, vor allem keine Kontodaten herausgibt, macht es den Abzockern schwerer.

In Zeiten knapper Kassen müssen viele Verbraucher im Haushalt sparen – das merken Christiane Lersch und ihre Kolleginnen am gleichbleibend hohen Beratungsbedarf in Sachen Mietrecht, GEZ-Fragen, Versicherungen, Altersvorsorge, Kredite und Spartipps. Mancher Verbraucher lässt sich auch wieder zeigen, wie man das gute alte Haushaltsbuch führt.

Die individuelle Beratung ist mit 7 € erschwinglich. Müssen die Beraterinnen schriftlich tätig werden, kommt man insgesamt auf 19 €. Anwaltliche Dienste kosten bis 44 €.

Die Zahl der Menschen, denen aufgrund ihres geringen Einkommens kostenlos geholfen wurde, stieg von 2008 bis 2009 um 20%. Die Verbraucherberatung besucht seit dem letzten Schuljahr auch 9. und 10. Klassen, um dort et­wa über Verträge und Kontoführung zu sprechen. Als kritischer, aufgeklärter Verbraucher wird man eben nicht geboren.