Mülheim. .
Das Reizthema „Erdgasbohrungen in Mülheim“ rückt gleich nach der Sommerpause wieder auf die politische Tagesordnung. Druck macht diesmal die sozialdemokratische Fraktion.
In dieser Woche formulierte und veröffentlichte die SPD einen Antrag für die nächste Sitzung des Umweltausschusses, der am 15. September tagt: Unter der Überschrift „Fracking“ wird darin u.a. gefordert, einen Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg zur Sitzung zu laden, um über den aktuellen Stand von Genehmigungen zu berichten. Auch die Verwaltung soll ausführlich Stellung nehmen, etwa zur Frage, ob von möglichen Bohrungen Wasser- oder Naturschutzgebiete betroffen sind, und welche Mitspracherechte Rat und Verwaltung haben, falls ein Unternehmen aktiv werden will.
Angst vor Umweltschäden durch "Fracking"
„Angeblich“, so die SPD-Fraktion, „soll die Bezirksregierung Arnsberg für die Fläche der Stadt Mülheim bereits Genehmigungen zur Erdgassuche erteilt haben.“ Dabei habe die NRW-Landesregierung gerade ein Gutachten zu den Umweltauswirkungen des sogenannten „Fracking“ in Auftrag gegeben, insbesondere zu möglichen Gefahren für das Wasser. „Erfahrungsberichte aus den USA“, so warnt die SPD, „geben katastrophale Umweltschäden bekannt, die sich (...) keinesfalls wiederholen dürfen.“
Damit schlägt die SPD nun in einer Angelegenheit Alarm, in der sich bislang vor allem die Mülheimer Grünen engagiert haben: Anfang Juli hatten sie eine Info-Veranstaltung in Saarn organisiert, die sich um das „Fracking“ drehte, eine teilweise mit Sorge betrachtete Methode zur Erdgasgewinnung, bei der unter hohem Druck Chemikalien in den Untergrund gepumpt und künstliche Risse im Gestein erzeugt werden. Bei der Veranstaltung anwesend war auch ein Experte der Firma Wintershall, die sich sogenannte „Aufsuchungsfelder“ im Ruhrgebiet gesichert hat, u.a. im Mülheimer Süden, und nach eigenen Angaben das „Fracking“ bereits an fast 120 Standorten in Deutschland betreibt.
Bohrtechnik "Fracking"
Die Mülheimer Grünen sind entschieden gegen das Verfahren, verweisen auf hohe Umweltrisiken und wollen mögliche Bohrungen durch Wintershall verhindern, gemeinsam mit Umweltverbänden und engagierten Bürgern. Wie der umweltpolitische Sprecher der Grünen, Dr. Wolf Jürgen Richter, jetzt bestätigte, soll es im Herbst eine weitere Info-Veranstaltung geben: „Wir wollen auch andere politische Kräfte in Mülheim einbinden.“ Vom jüngsten Vorstoß der SPD zeigt sich Richter etwas überrascht, „denn die SPD hat sich in dieser Sache bisher bedeckt gehalten“.
Bisher keine Genehmigung für Wintershall
Akuten Handlungsbedarf scheint es auch nicht zu geben, da Wintershall bislang keine Genehmigung für Erdgasbohrungen in Mülheim besitzt, ja, nicht einmal einen entsprechenden Antrag gestellt hat. Das teilt Dr. Christian Chmel, Pressesprecher der Bezirksregierung Arnsberg, am Dienstag auf Anfrage mit. Man müsse unterscheiden: Wintershall besitzt in der Tat seit August 2010 eine allgemeine „Bergbauberechtigung“ für einen großen Bereich im Ruhrgebiet. Um jedoch in diesem Gebiet wirklich aktiv zu werden, sprich: Bohrungen vorzunehmen, ist eine zweite Genehmigung nötig. „Hierfür“, so der Sprecher der Bezirksregierung, „liegt von Wintershall mit Blick auf den Mülheimer Süden bislang kein Antrag vor.“ Allerdings hätten Firmenvertreter vor den Sommerferien in der zuständigen Fachabteilung nachgehört, wie ein Antrag aussehen muss.
Doch selbst wenn er gestellt sei, gäbe es bis auf weiteres keine Genehmigungen. Die Bezirksregierung will das Gutachten abwarten, das gerade im Auftrag des Landeswirtschafts- und des Umweltministeriums erstellt werde. „Im Sommer 2012 werden die Ergebnisse erwartet. So lange werden keine Genehmigungen erteilt.“