Kamen. .
Die Nutzung von Methan- und Flözgas zur Energiegewinnung könnte nach Überzeugung von Heinrich Kissing ein Baustein für einen alternativen Energiemix beim Ausstieg aus der Kernenergie sein.
Der Kamener Kommunalpolitiker (CDU-Fraktionschef im Rat) macht sich für eine Erkundung der Erdgasvorkommen in der Region stark. Dabei verfolgt er als Gesellschafter und Berater der in Gründung befindlichen „HammGas“ allerdings durchaus auch eigenwirtschaftliche Interessen.
Ob und in welchem Umfang eine Nutzung der natürlichen Gasvorkommen wirtschaftlich überhaupt sinnvoll erscheint, das ist für Kissing derzeit aber „völlig offen“. „Wir stehen, wie alle anderen Unternehmen, die Aufsuchungserlaubnisse beantragt haben, erst ganz am Anfang“, so Kissing, der als Leiter des Arbeitskreises „Bohrloch/Bergbau“ Mitglied der von der NRW-Landesregierung einberufenen Landesinitiative Zukunftsenergien ist.
Weil es beim Thema Erdgasgewinnung „natürlich auch um Rentabilität“ geht, schließt Kissing auf Kamener Stadtgebiet entsprechende Erkundungsbohrungen zunächst aus: „Nach meiner Einschätzung gibt es ergiebigere Felder. Und weil Bohrungen auch immer eine Menge Geld kosten, sehe ich ein solches Szenario für Kamen nicht“.
Ungeachtet dessen hat auch HammGas eine Aufsuchungserlaubnis für das Erdgasfeld „Flierich-West“ beantragt. Dieses erstreckt sich nördlich begrenzt durch die A2 auf einer Breite von rund zwei Kilometer in südlicher Richtung, beginnend im Osten in Höhe der Weetfelder Straße in Bönen und bis weit ins Kamener Innenstadtgebiet hinein nach Westen bis zum Ostkamp. Mithin also ein Gebiet, dass einerseits stark gewerblich genutzt wird, wie am Indupark in Bönen, andererseits aber dicht besiedelt ist. Schwierige Rahmenbedingungen für Erdgasförderung im industriellen Maßstab.
In diesem Zusammenhang betont Kissing ausdrücklich, dass HammGas in allen Anträgen deutlich gemacht hat, bei der Exploration und gegebenefalls bei der späteren Förderung auf die umstritten Methode des „Fracking“ zur Förderung des Gases verzichten zu wollen. Bei dieser Methode wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in die Gesteinsschichten gebracht, um so das Gas zu lösen.
„Untersuchungen von Geologie-Professor Coldewey aus Münster zeigen, dass das Gas von selbst auf natürlichen Wegen an die Oberfläche gelangt“, so Kissing. Das biete im heimischen Raum Ansatzpunkte für einen Verzicht auf das Fracking.
Brennende Felder
in Lünen
Coldeway hatte in der „Borkener Zeitung“ von Phänomenen berichtet, wonach Methangas nicht nur in Trinkwasserbrunnen im Münsterland nachweisbar war und teilweise auch den Weg in Wasserleitungen gefunden hatte, er berichtete auch von natürlichen Gasaustritten auf Feldern in Lünen. Dort seien brennende Äcker in den 80er und 90er „eine Attraktion und beliebter Ort für Partys“ gewesen.
Nördlich von Hamm konnte HammGas jetzt auf freiem Feld eine natürlich Gasaustrittsstelle nachweisen. „Diesen natürlich Gasfluss würden wir bei unseren Bohrungen unter Einsatz von Unterdruck nutzen“, erklärt Kissing. Das so an die Oberfläche geförderte Gas- Luftgemisch soll an Ort und Stelle anschließend gereinigt und entfeuchtet werden. „Es könnte dann in Blockheizkraftwerke zur Stromerzeugung genutzt werden“, glaubt Kissing.
Noch freilich ist das alles nur eine Vision. Zuvor gilt es Gesetzgeber, Aufsichtsbehörden und nicht zu letzt die Menschen, die auf diesen Gasvorkommen leben, davon zu überzeugen, dass eine wie auch immer durchführte Erdgasgewinnung technisch beherrschbar und umweltverträglich ist. Wie sagte doch Heinrich Kissing treffend: „Wir stehen gerade erst am Anfang!“