Mülheim. Zwei schwer beschädigte Skulpturen – Der „Bogenschütze“ und die „Flora“ – sind noch in der Duisburger Schmiede. Nun gibt es die Idee, Paten für Kunstwerke zu gewinnen.

Metalldiebe machen vor nichts mehr halt. Übel zugerichtet wurde der „Bogenschütze“, eine rund eine Tonne schwere und fast zwei Meter hohe Bronze-Skulptur von Hermann Lickfeld, die im Luisental stand, Anfang Mai in einem Waldstück am Auberg zerlegt und schwer entstellt gefunden: Gesicht und Schädeldecke waren abgesägt, ein Arm amputiert.

Der Diebstahl wie auch der spätere Fundort waren von zwei aufmerksamen Mülheimern gemeldet worden. Dem Schicksal des Bogenschützen war die Bronzefigur „Flora“ von Richard Langer im Rosengarten auf der Freilichtbühne nur knapp entgangen. Zunächst von einem Sicherheitsdienst besonders bewacht, wurden die Flora und eine zweite Lickfeld-Skulptur, „Der Zusammenbrechende“ auf dem Ehrenfriedhof Uhlenhorst vorsorglich abgebaut und in Verwahrung genommen. Dabei wurde festgestellt, dass der Flora vier Finger der linken Hand fehlten.

Graffiti von den Skulpturen entfernen

Mit dem Bogenschützen zusammen ist die Flora zur Restaurierung in „Die Schmiede“ nach Duisburg gekommen. Dort befinden sie sich immer noch. „Sie sind in Arbeit, das kann ein halbes Jahr dauern“, sagt Dr. Gerhard Ribbrock. Bei den Wiederherstellungsarbeiten werden die beiden Skulpturen vorsorglich mit einer Wachsschicht überzogen, „so dass Graffiti leichter zu entfernen sein werden“, so Ribbrock.

Im generalüberholten Zustand sollen die Kunstwerke, gemeinsam mit dem „Zusammenbrechenden“, der noch sicher untergebracht ist, wieder an ihre angestammten Plätze zurück. Die Kostenvoranschläge für die Restaurierung: rund 15 000 € für den Bogenschützen und etwa 8500 € für die Flora. Zum Glück waren die beiden Figuren versichert, so dass die Versicherung die Übernahme der Kosten zugesagt habe, so Ribbrock. So bleiben an der Stadt lediglich die Transportkosten hängen.

Unterbringung im Skulpturenpark nicht machbar

Geld- und Organisationsfragen sind die eine Seite dieses dreisten Kunstraubes. Viel tiefer sitzt das unglaubliche Staunen über die fehlende Wertschätzung für Werke und Künstler. Dass der Bogenschütze unrestauriert mit all seinen Wunden als Mahnmal wieder aufgestellt werden soll, hatte Dr. Hartmut Traub, Sohn des verstorbenen Mülheimer Künstlers und Stadtchronisten Daniel Traub, angeregt. Davon riet die Verwaltung ab: wegen scharfen Kanten besteht Verletzungsgefahr, eindringendes Wasser kann die Substanz schädigen, und zudem könnte die Skulptur vermüllen. Als ein Zeichen seiner leidvollen Geschichte sollen nun die Nähte der ergänzten Teile an Kopf und Arm als Narben sichtbar bleiben.

Eine Unterbringung der besonders gefährdeten Objekte in einem Skulpturenpark hatte der Künstler Klaus Geldmacher vorgeschlagen, was aus mehreren Gründen als nicht machbar abgelehnt wurde.

Bürgerengagement legt Patenschaft nahe

Sämtliche Kunstwerke im öffentlichen Raum – 240 Objekte – wurden hinsichtlich ihrer Diebstahlsgefährdung eingeschätzt und bewertet: Das sind 34 Werke. Alarmüberwachung, Objektschutz und aufwändige technische Verfahren – alle überlegten Möglichkeiten zeigten sich bislang als nicht realisierbar.

„Wir sind mit der Versicherung über neue Techniken im Gespräch“, sagt Dr. Gerhard Ribbrock. Ergebnis offen. Da sich aber aufmerksame Mülheimer bereits um die Skulpturen verdient gemacht haben, liegt die Idee auf der Hand: Paten für Kunstwerke zu gewinnen. Derweil werde ein Konzept erarbeitet, so Ribbrock „wie Kunst im öffentlichen Raum mit bürgerschaftlichem Engagement verknüpft werden kann“.