Der eine ist Architekt, der andere Anwalt oder Unternehmer, oder Arzt oder Handwerker. Sie sind alle Mülheimer Bürger, Bürger aus allen Schichten, Menschen, denen die Stadt am Herzen liegt und die möchten, dass diese sich weiter entwickelt, Probleme anpackt, aber auch ihre Stärken demonstriert – und nicht sich in permanenten Streitigkeiten ergibt. Sie haben den „Mülheimer Stadtkonvent“ gegründet.
Eine neue Form des Miteinanders wünschen sie sich – im Interesse der Stadt, wie Heinz Lison vom Unternehmerverband, einer der Gründerväter, sagt.
Überwältigende Resonanz
Fehlende Ratsmehrheiten, viele Konflikte, zahlreiche ungelöste Probleme, und das seit Jahren, sowie die Erkenntnis, dass die Stadt Mülheim außerhalb ihrer Grenzen deutlich besser bewertet wird als am Ort selbst – das hat sechs Persönlichkeiten aus der Stadt nicht ruhen lassen. Sie stellten wiederum an ihnen persönlich bekannte Vertreter der Wirtschaft, des Handels, der Kirchen, der Medizin und anderen gesellschaftlichen Bereichen die Frage: Welche Probleme müssen zum Wohle der Stadt vorrangig angepackt, gelöst werden? Und: Wären Sie bereit, sich mit diesen Themen zu befassen? Die Resonanz sei überwältigend gewesen, berichtet Helge Kipping, Vorstand Sparkasse. 40 Leute umfasst heute der Konvent und hat fünf Themenfelder ausgemacht, die in Mülheim angepackt werden sollten.
Stadtkonvent ist unabhängig
Als wichtigster Komplex wurde die Innenstadt genannt, untrennbar damit verbunden die Verkehrsführungen, so Kipping. Die Verkehrsprobleme an sich folgten an zweiter Stelle. Der demografische Wandel, die Kinderbetreuung und die soziale Stadt sind weitere Themen, die der Stadtkonvent in nächster Zeit mit Fachleuten, mit Bürgern, aber eben auch mit den Vertretern aller politischer Fraktionen diskutieren will.
Gemeinsamer Innenstadtrundgang
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Politisch ist der Stadtkonvent selbst unabhängig. „Wir wollen auch keineswegs Einfluss oder gar Druck auf die demokratisch legitimierten Entscheidungsträger ausüben“, betont Lison. Vielmehr komme es darauf an, den Blick für die Stärken und Schwächen der Stadt zu öffnen, möglichst viele Aspekte zu betrachten, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Dazu, so Lison, gehöre auch eine neue Gesprächskultur. Wilfried Cleven, viele Jahre Dezernent in der Stadt, drückt es so aus: „Wir brauchen einen Schlüssel für ein gutes Miteinander.“
Leitbild für die Stadt
Der Stadtkonvent könne auch gefordert werden, um sich ein Meinungsbild zu verschaffen, sagt Jörg Enaux, früher Chef der Sparkasse und heute ehrenamtlich aktiv für die Stadt.
Lison wünschte sich auch ein Leitbild für Mülheim, hinter dem alle stehen. „Worauf sind wir stolz in dieser Stadt?“ An dem Leitbild will der Stadtkonvent mitarbeiten. Duisburg und Dortmund etwa hätten sich mit der Logistik ein erfolgreiches Bild gegeben. Und Mülheim? Bei der Stadt am Fluss böte sich etwas mit Wasser an, zumal das Thema auch wissenschaftlich besetzt sei. Überhaupt Wissenschaft: Mit zwei hoch angesehenen Max-Planck-Instituten und einer jungen technisch ausgerichteten Hochschule könne sich Mülheim auch auf diesem Feld sehen lassen. Eine Stadt, die in Städterankings zum Teil Spitzenpositionen einnehme, sollte jedenfalls nicht mit ständigen Konflikten oder Stillstand glänzen, so die Initiatoren.
Erste Diskussionsrunden hat es bereits gegeben, zur Innenstadt. Konkrete Wünsche aus dem Stadtkonvent gibt es dazu: Weniger Einzelhandel, die Öffnung der Leineweber in beide Richtungen und eine eindeutige Anbindung der Altstadt an die Innenstadt. Auch dieser Pluspunkt Altstadt werde derzeit zu wenig genutzt. Im Herbst will man die Politik einladen und gibt sich bewusst offen.
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