Mülheim..
Sie sind alle Mülheimer, überzeugte Mülheimer, die ihre Stadt mögen und die dem größten Stadtprojekt „Ruhrbania“ stets positiv gegenüber standen. Doch inzwischen wachsen beim WAZ-Leserbeirat die Sorgen und Zweifel an dem Vorhaben. Dr. Hans-Dieter Hammel spricht gar von einer Fehlgeburt. Den vollmundigen Ankündigen sei bisher zu wenig gefolgt. Viel sei versprochen worden, wenig gehalten.
Die vielen neuen Arbeitsplätze, der Aufschwung für die Innenstadt durch Ruhrbania, die angekündigten Wohnungen, um die man sich reißen werde – die Ankündigungen rufen auch bei Friedhelm Forst zunehmend Zweifel hervor. „Ich halte die Idee für gut, glaube aber nicht, dass sich am Ende der Erfolg einstellt.“ Immer wieder hatte der Investor Kondor Wessels am Ruhrufer den Baustart ausgerufen, längst sollten die ersten Etagen gezogen sein, gleich dahinter der nächste Komplex starten, das ehemalige Stadtbad mit Anbau als Auftakt der Ruhrbania-Kette komplett vermarktet sein. Bei allem liegt man teils weit zurück.
Alles nur heiße Luft?
Was den Leserbeirat in seiner Skepsis noch bestärkt, ist der Stillstand am ehemaligen Kaufhof, nachdem dort vor zwei Jahren vollmundig ein modernes Einkaufsparadies in Ufernähe ausgerufen worden war. Alles nur heiße Luft?
Die Zweifel und Sorgen der Bürger können viele Ratsmitglieder verstehen. Ihnen geht es nicht besser. Auch sie fürchten: „Das Image von Ruhrbania nimmt Schaden, wenn nicht langsam mal etwas entsteht.“ Es gebe eine regelrechte Angst, dass dieses Mammutprojekt, um das so gekämpft wurde, die Erwartungen nicht erfüllen könnte. Peter Beitz, Chef der FDP-Fraktion, meint denn auch: „Wir brauchen dringend dort ein positives Zeichen.“ Er empfiehlt der Oberbürgermeisterin, schon mal mit den Bürgern ein buntes zünftiges Hafenfest zu veranstalten. Denn das Hafenbecken gebe es ja schon, und es komme offensichtlich gar nicht schlecht an. Dass Kondor Wessels den Projektverantwortlichen ausgewechselt habe, gebe zumindest neue Hoffnung, sagt Beitz.
Bauarbeiten gehen voran
Es gibt aber durchaus positive Zeichen. Seit einiger Zeit wird gebuddelt, ein Kran kreist, die Bodenplatte für das Baufeld I liegt, und ein Schild weist aus: Hier wird exklusiv gebaut. Die Mülheimer Immobilienmaklerin Vanessa Orts bietet im Auftrag des Investors 35 Wohnungen dort an, zwischen 90 und 265 Quadratmetern, und sie hat, wie sie sagt, bereits eine Liste mit 500 Interessenten, die sich haben vormerken lassen. „Viele von ihnen sind Mülheimer, und viele warten schon lange auf den Bau.“ Sie werden bevorzugt. Im Juli soll offiziell das Projekt in seiner neuen Ausrichtung vorgestellt werden, dabei gab es schon vor fast drei Jahren die erste große Präsentation, von der ein Teil dann wieder verworfen wurde.
Vanessa Orts ist überzeugt: Die Lage mit kompletter Sonnenausrichtung, die hochwertige Ausstattung, und vor allem die Tiefgaragen, die nebenan beim ehemaligen Stadtbad fehlen und für Ärger sorgen, werden überzeugen. Die Preise schwanken: Wer 100 Quadratmeter will, muss mit etwa 300 000 Euro kalkulieren.
Gleich nebenan, ein Baufeld weiter, soll ein weiterer Wohnkomplex mit Cafés und Geschäften im Erdgeschoss entstehen. Auch ein Ärztezentrum, wie es beim Baufeld I mal geplant war, ist dort im Gespräch. Wie zu hören ist, wird derzeit noch um Quadratmeterpreise gerungen.