Mülheim. .

„Mülheim muss mal Gas geben“ – mit diesen Worten und reichlich Anregungen untermauert IHK-Handelsexperte Guido Zakrzewski den dringenden Appell seiner Kammer an die Stadt, federführend eine „Zukunftsinitiative Innenstadt“ anzustoßen und mit Nachdruck zu verfolgen, um den Niedergang der City zu stoppen.

Handlungsmaxime müsse sein, die Innenstadt wieder so in Szene zu setzen, dass sie ihre ursprüngliche Funktion erfüllen könne: ein Ort zu sein, wo man sich trifft, wo man wohnt, wo man lebt. Dieser Funktion, so Zakrzewski, werde die City momentan nicht mehr gerecht. Wann immer man sich dort auch aufhalte: „Die Stadt ist recht leer.“

Leben soll rein, klar. Nur wie? Gerade nach der Kaufhof-Schließung hat sich Leerstand breitgemacht. Für viele Filialisten, so ist zu hören, ist Mülheim kein Gedanke mehr an eine Ansiedlung wert. So glaubt auch Zakrzewski nicht, dass die City allein mit klassischen Handelsformaten zu retten sein wird. Neues müsse gedacht werden.

Ladenflächen zu zu vergünstigten Konditionen

Ludwigshafen etwa habe in Kooperation mit Eigentümern einen Pool mit Ladenflächen geschaffen, die zu vergünstigten Konditionen zu mieten seien. Das könne Existenzgründer locken, warum nicht auch in Mülheim? Zakrzewski denkt da nicht nur an kleine Fachhändler, sondern auch an Dienstleister. Die Hochschule wächst, Studenten kommen. Günstige Mieten könnten Copy- und Computer-Shops, Trendläden, Gastronomie locken. Auch an die Kreativwirtschaft sei zu denken.

Nichtsdestotrotz ist laut ­Zakrzewski noch einmal verstärkt an Projektentwickler heranzutreten, ob sie nicht doch am Kaufhof-Standort aktiv werden wollen; an dieser Schlüsselimmobilie hänge schließlich viel vom Wohl oder Wehe der Innenstadt. Überhaupt seien Anstrengungen nötig, um für mehr Sortimentsvielfalt im Angebot zu sorgen – ob nun bei Glas und Porzellan, bei Elektro oder Sportartikeln. „200 bis 300 Meter raus aus dem Forum – und der Besatz wird sehr dünn“, sagt Zakrzewski. Ein Weg könne sein, bei benachbarten Hauseigentümern der Schloßstraße dafür zu werben, aus jeweils kleinen Ladeneinheiten größere, modernere, letztlich vermietbare zu machen. „Da müssten die Eigentümer mal die Köpfe zusammenstecken.“

Alle an einen Tisch

Die IHK fordert, endlich alle Beteiligten am Innenstadt-Geschehen an einen Tisch zu holen. Zakrzewski verweist dabei auf die „Zukunftsinitiative Innenstadt“, die 2006 in Essen ausgerufen worden ist, um vor der Eröffnung des Einkaufszentrums „Limbecker Platz“ für den Bestand Entwicklungsperspektiven zu erarbeiten. Die Konferenz habe unter Federführung der Stadt einiges bewerkstelligt, „völlig geräuschlos“: ein digitales Parkleitsystem, Begrünung, Verbesserungen in der Verkehrsführung . . .

Mülheim soll laut IHK-Wunsch nach Essener Vorbild agieren und Akteure an einen Tisch holen: Wirtschaftsförderung, Kammern, Einzelhandelsverband, Architekten, Haus- und Grundbesitzer, Gastronomen – „alle, die das Thema Innenstadt spielen und Ideen umsetzen können.“

Gute Vorbilder nutzen

In Essen hätten die Akteure zunächst eine große Bestandsaufnahme gemacht, dabei seien in der Konferenz, später in Werkstattrunden auch Dinge diskutiert worden, die eingeschlafen waren, kaputt oder nicht zu Ende gedacht – von der Platzzahl und den Öffnungszeiten in der Gastronomie über die Sauberkeit bis zur Verkehrs- und Parksituation habe man alles unter die Lupe genommen. „Alles wurde durch den Trichter gejagt“, so Zakrzewski. Am Ende habe ein abgestimmtes – und daher durchsetzungsfähiges – Handlungskonzept gestanden.

Mülheim müsse seinen eigenen Weg finden, könne sich aber reichlich guter Vorbilder bedienen, etwa dem der Interessen- und Standortgemeinschaft in Gießen. Man sei nicht machtlos. Zakrzewski: „Es gibt noch eine Menge Hausaufgaben, die man machen kann.“