Mülheim. Drei Spielorte zeigten ihr Programm. Grenzerfahrung mit HGIch.T im Ringlokschuppen. Ein Rundgang durch die Extraschicht in Mülheim.
19.27 Uhr: Los geht’s am Schloß Broich. Seit knapp 90 Minuten ist die Extraschicht 2011 eröffnet. Beim Schlendern durch die Müga sorgt eine Bläser-Gruppe für die musikalische Untermalung. Ein paar Mädchen tanzen auf dem Gehweg. Es herrscht ausgelassene Stimmung und ein buntes Treiben auf der Wiese vorm Ringlokschuppen. Reverend Billy und seine grün gekleideten Anhänger laufen durch den Park und suchen sich ihre Zuschauer. Sie finden genug. Die Halle im Schuppen für ihre Show ist gut besucht.
20.23 Uhr: Angekommen auf der Schleuseninsel. Was ist das für ein Zelt? Ein flüchtiger Blick offenbart das Geheimnis. Historische Mülheimer Filmaufnahmen aus den 50ern flimmern über eine Leinwand. Weiter zum Haus Ruhrnatur. Plötzlich hat man eine ostasiatische Stabheuschrecke auf der Hand sitzen. Zeit zum Gehen.
Lange Schlange am Eingang
21.25 Uhr: Der Extrabus zur Extraschicht hält am Schloß Styrum. Vor dem Aquarius stehen zwei Dromedare. Ihre Halter sind stilecht in orientalische Gewänder gehüllt. Auch sonst dreht sich in Styrum alles um die Wüste. Wer in die Ausstellung über diese will, muss viel Zeit mitbringen. Die Schlange vor dem Eingang ist lang. Davor gibt es nordafrikanisches Essen und heiße Wüsten-Rhythmen. Eine Besucher-Gruppe aus Marl findet’s super: „Die Extraschicht ist toll. Da lernt man seine Umgebung mal richtig kennen.“
22.17 Uhr: Rückkehr in die Müga. Erstmal einen Cocktail an der Bar (natürlich ohne Alkohol) bestellt. Dann weiter zur Open-Air-Bühne vor dem Ringlokschuppen. Das britisch-deutsche Künstlerkollektiv Gob Squad zeigt auf einer 180 Grad Leinwand mit „Saving the World“ (die Welt retten) einen Mix aus Film und Theater. Im CentrO haben sie eine Kamera aufgebaut und das Treiben der Menschen dokumentiert. Mit dem Hintergrund, das Entstandene in 30 Jahren nochmals zu präsentieren. Mateusz aus Polen ist begeistert. Nicht nur von Gob Squad, sondern vom ganzen Ruhrgebiet: „Es gibt hier jeden Tag was Neues zu entdecken. Extraschicht könnte auch in Polen funktionieren. Dort sind viele ähnliche Regionen.“ Zusammen mit Arbeitskollege Uwe ist er aus Essen mit dem Fahrrad gekommen.
Grenzerfahrung
23.37 Uhr: Die Weltrettung durch Gob Squad muss gefeiert werden. Am besten mit einem Feuerwerk. Am Himmel glänzt und knallt es in allen Farben. Da kommt schon ein bisschen Romantik auf. Industrieromantik.
23.46 Uhr: Mit der ist es bald vorbei. Aus der Halle im Schuppen sind elektronische Töne aus einer anderen Welt zu vernehmen. HGIch.T aus Hamburg haben sich angekündigt. Im Programmheft wird ihre Performance als „grenzdebil“ und „bewusstseinserweiternd“ beschrieben. Der Beat wird aufgedreht. Junge Menschen tanzen vor der Bühne. Und dann geht sie los, die Grenzerfahrung. Ein Mann mit Mikro läuft durch den Saal und schreit die Zuschauer an. Es kommt sogar zu einer spontanen Hochzeit. Vom Publikum gefordert. Ein entblößter männlicher Unterleib ist ebenfalls kurz zu sehen. Ob das Kunst ist? Das muss jeder für sich entscheiden.