Mülheim.
Wie geht es weiter am Eichbaum? Muss mehr Überwachung her? Soll ein sozialer Treffpunkt entstehen? Daran scheiden sich die Geistern, wie ein Ortstermin zeigt.
Eine halbe Stunde lang haben die Anwohner am Eichbaum dem Architekten Matthias Rick zugehört, folgten ihm durch die Historie der U-Bahn-Haltestelle, sahen vergangene Opern- und Box-Projekte und zukünftige: Gärten, ein Park mit Brunnen. Sie sollen Wege aus dem Angstraum bieten. Dann platzt einem Heißener schließlich der Kragen: „Für mich ist das alles Utopie!“
Frust enorm gestiegen
Man solle doch erst einmal für Sauberkeit und Sicherheit sorgen, wettert der ältere Mann weiter in Richtung der Stadtvertreter. Neben Rick, der mit dem Berliner Architektenbüro Raumlabor in den letzten drei Jahren für Oper, Boxen und Graffiti-Aktionen an der Haltestelle sorgte, sind auch Thorsten Kamp vom Amt für Stadtplanung und Sozialdezernent Ulrich Ernst gekommen. „Sie hören sich das alles an. Die Stadt hat aber seit Jahren nichts getan, ihr fehlt ja das Geld“, lautet der Vorwurf.
Der Frust auf den „Unort“ Eichbaum ist bei manchem Anwohner enorm gestiegen. Man merkt es schon daran, dass zur Präsentation vor Ort nur sehr wenige Zuhörer erschienen sind. Die meisten, die an dem als Anlaufpunkt geschaffenen Bauwagen vorbeihetzen, scheinen die Hoffnung auf Besserung abgeschrieben zu haben.
Es wundert nicht: Vor über 30 Jahren als Vorbild einer schnellen Ruhrstädteverbindung geschaffen, hat man bald erkannt, dass man mit tristem Beton und funktionaler Ästhetik nur eines erreicht hat: das Gefühl „Nichts wie weg hier“. Und doch muss etwas passieren, davon ist Stadtplaner Kamps überzeugt: „Aber mit einem neuen Anstrich und Kameras lösen wir das Problem nicht.“ Ein Grund dafür ist die „nur“ gefühlte Unsicherheit, denn in der Polizeistatistik fällt der Eichbaum nicht auf.
Haltestelle Eichbaum
Auch die MVG will Verbesserung
Fehlt einfach mehr Überwachung oder ein sozialer Treffpunkt – daran scheiden sich bei der Präsentation die Geister. Hauptsächlich die von Alt und Jung. Juso Philip Scharf hat am Eichbaum schon Veranstaltungen organisiert, er wäre bei einem Verein „Eichbaum“, der sich um den Ort kümmert, auch mit im Boot. „Aber es fehlt das Geld und damit die Planungssicherheit für dauerhafte Aktionen.“ Die „Trägerstruktur muss sich noch entwickeln“, räumt Sozialdezernent Ulrich Ernst ein und wehrt gleich ab: Die Kommune habe kein Geld.
Doch mögliche Akteure gibt es schon: das Familiennetzwerk Heißen, Jugend Potenzial Projekt (Jupp), Jugendzentrum Friedrich-Wennmann-Haus. In ihre Hände könnte spielen, dass das Autobahnkreuz ab 2015 erweitert werden soll. Straßen NRW und das Land werden hier investieren, weiß Rick, dabei soll ebenso Geld für Lärmschutz und Verschönerungen ausgegeben werden.
Auch die MVG will den Ort verbessern. „Es gibt verschiedene Töpfe, die man für Teilprojekte anzapfen kann“, sagt der Architekt. Zwischen Frohnhauser Weg im Westen, Filchner-, Gneisenau- und Kruppstraße im Süden, Rosendeller Straße im Osten und Blumendeller Straße im Norden könnte so ein Park mit 1500 m Länge und 300 m Breite wachsen. „Über die nächsten 20 Jahre“, plant Rick vorsichtig, weil er weiß, dass die Hoffnung gerade hier ein zartes Pflänzchen ist.