Mülheim.

Heinz Hartling ist 85 Jahre alt und ehrenamtlich aktiv beim Mülheimer Geschichtsverein. Er kümmert sich um das historische Museum im Schloß Broich – und dahinter verbirgt sich jede Menge Arbeit. Er sorgt sich um Gäste wie um Glühbirnen.

Der ehemalige Diplom-Bauingenieur verbringt über 300 Stunden jährlich mit der Arbeit im Schloss. Er wartet die Ausstellungsgegenstände, sorgt für Neuanschaffungen und erstellt Broschüren über das Museum. „Ich mache das aber nicht allein. Hier steckt ein ganzes Team dahinter“, betont Hartling. Ganz besonders am Herzen liegen ihm die Führungen. Da kann er stundenlang begeisternd erzählen über die Fehden zwischen dem Styrumer und dem Broicher Schlossherren sowie über die lange Tradition der Burg im Herzen Mülheims.

Seine Leidenschaft für Geschichte entwickelte sich schon von Kindesbeinen an. „Als kleiner Junge hat mich das Schicksal von Kaiser Barbarossa fasziniert. Das ging später sogar so weit, dass ich meine Frau zu seinem Todesort in der Türkei mitgeschleppt habe“, erzählt Hartling. Diese Begeisterung lotste ihn dann 1972 in den Mülheimer Geschichtsverein. Hauptverantwortlich waren dafür die Ausgrabungen am Schloß Broich, die ab Mitte der 60er-Jahre stattfanden. „Als Bauingenieur hat mich das natürlich begeistert, da konnte ich meinen Beruf mit dem Ehrenamt verbinden.“

Nach der Rente auf die Uni

Nach dem Arbeitsleben wollte Hartling nicht einfach still auf dem Sofa sitzen. Es zog ihn zum zweiten Mal an die Universität. In Duisburg begann er 1992 ein Geschichts-Studium. „Ich habe mir die Sachen rausgesucht, die ich am spannendsten fand. Größtenteils das Mittelalter“, erzählt er. Acht Jahre später schloss sich der Kreis. Als das kleine Museum im Schloss die Anfrage von der Stadt erhielt, ob die Ausstellung erweitert werden könnte, war Hartling sofort Feuer und Flamme. „Da habe ich gesagt: Ja, das mache ich.“

Seitdem begrüßt er zusammen mit sechs weiteren Ehrenamtlern etwa 6000 bis 8000 Besucher im Jahr. Geöffnet hat das Museum nur am Wochenende – Arbeit gibt es fast jeden Tag. So ist Heinz Hartling immer auf der Suche nach neuen Ausstellungsgegenständen. „Wir haben viele Sachen von Leuten aus der Stadt zur Verfügung gestellt bekommen und da gibt es immer wieder was Neues“. Das bereitet er dann auf und bringt es in die Sammlung des Broicher Museums.

Als Hartling im Zimmer der preußischen Königin Luise ankommt, sieht er eine kaputte Glühbirne an der Beleuchtung. Wieder erscheint ein Lächeln auf seinem Gesicht und er sagt: „Da werde ich mich in der Woche dann mal an die Arbeit machen.“