Erich Bocklenberg, oberster Denkmalschützer der Stadt, ist besorgt. Besorgt um ein historisches Gebäude, das wie kaum ein zweites für die Stadt identitätsstiftend sei: das Schloß Broich.

Es ist höchst sanierungsbedürftig – diesen Alarm hat nun ein Restaurator gutachterlich bestätigt. Vor allem die Ringmauer ist in dramatisch schlechtem Zustand.

Das Gutachten liegt zwar noch nicht vor, es wird Mitte nächster Woche bei der MST als Schloss-Verwalterin eintrudeln. Doch Denkmalschützer Bocklenberg weiß schon, was die Stunde geschlagen hat: „Das ist keine kosmetische Frage mehr, es geht um den Erhalt der Grundsubstanz.“ Obwohl keine Kostenschätzung vorliegt, ist klar, dass die Restaurierung der maroden Mauerwerke und der geschädigten Backsteinmauern des Gebäudes eine Millionen-Investition notwendig macht.

Nur: Woher das Geld nehmen? Die Schatzkammer der Stadt ist längst geräumt, die Möglichkeit einer umfassenden Landesförderung ist abzuklopfen. Geld aus den Fördertöpfen für Denkmalschutz allein wird nicht reichen, um dem akuten Problem in gebotener Eile Herr zu werden, sagt MST-Prokuristin Heike Blaeser-Metzger. „Dann würde sich die Sanierung über zehn Jahre hinziehen.“

So lange ist aber keine Zeit, will man nicht riskieren, dass vielleicht gar ein großes Mauerteil ganz einstürzt. Der Torbogen ist bereits notsaniert, aber die komplette Ringmauer steht in Verdacht, erhebliche, von außen nur ansatzweise sichtbare Schäden intus zu haben. Die Ringmauer ist ein Baukonstrukt aus zwei Bruchsteinwänden, in deren Zwischenraum Schutt die Statik ausmacht. Bröckelnder Fugenmörtel zwischen den Bruchsteinen lässt Wasser eindringen, der Schutt im Innern kommt in Bewegung und drückt – gerade bei Frost – auf die Bruchsteinschale.

Schon 1998 war ein großer Mauerteil rausgebrochen, für rund 200 000 D-Mark war dies seinerzeit geflickt worden, vor vier Jahren gab es einen weiteren, kleineren Schaden an anderer Stelle. Bocklenberg ist aktuell zumindest deshalb erleichtert, „weil jetzt endlich mal eine Untersuchung stattgefunden hat“. Man sei gezwungen, vom Flicken nach Kassenlage wegzukommen.

Besonders schadhafte Stellen sind aktuell abgesperrt, der Teil der Ringmauer, den der Gutachter als besonders einsturzgefährdet erachtet, ist eingerüstet. Der Restaurator schlägt vor, an dieser Fläche für mehr als 200 000 Euro eine Mustersanierung vorzunehmen. Bei diesen Arbeiten werde man auch den Zuständen im Inneren gewahr und könne besser die Gesamtkosten einer umfassenden Restaurierung abschätzen. „Möglicherweise macht man da die Büchse der Pandora auf“, fürchtet Bocklenberg Schlimmstes, letztlich mache man mit der Wand „eine Wundertüte auf“. Der Denkmalamtsleiter ist momentan dabei, vergleichbare Sanierungsfälle aufzuspüren, um nützliche Informationen zusammenzutragen.

Blaeser-Metzger kündigt an, dass Mitte nächster Woche Dezernentin Helga Sander, Dr. Hendrik Dönnebrink als Chef der Beteiligungsholding, Bocklenberg und MST zusammensitzen werden, um das weitere Vorgehen zu beraten. Ziel sei es, die Restaurierung der Musterfläche noch vor der nächsten Frostperiode abzuschließen, um dann mit einer genaueren Kostenabschätzung Förderanträge zu stellen und weitere Arbeiten im Winter auszuschreiben.

Bocklenberg bleibt skeptisch: „Das Projekt wird uns sicher mehrere Jahre beschäftigen, eine Restaurierung wird wahrscheinlich nur in kleinen Schritten möglich sein.“