Mülheim. .

Dieses Jahr findet zum neuenten mal der mittelalterliche Weihnachtsmarkt auf Schloß Broich statt. Anders als bei anderen Weihnachtsmärkten geht es bei der Schloß-Weihnacht darum das Mittelalter nachzuahmen, mit Gauklern, Märchenerzählern und mehr.

Wenn es rund ums Schloß ­Broich nach Weihrauch und Myrrhe riecht, kann das nur eines bedeuten: Die Schloss-Weihnacht hat begonnen.

Männer in Rüstungen kämpfen mit Schwertern, Burgfräulein feilschen um Perlenketten, Leibeigene nippen am Drachenblut-Cocktail. Zum neunten Mal findet auf Schloss Broich der mittelalterliche Markt statt – mit Gauklern, Koboldfeuer und Krippenspiel.

Mittelalter als Hobby

Wenn Ingrid und Jochen Frank frei haben, schlüpfen sie in neue Rollen. Dann ziehen sie ihre Kostüme über und sind einfache Bauersleute aus dem 12. Jahrhundert. „Wir haben das Mittelalter zu unserem Hobby gemacht“, sagt das Ehepaar, das extra aus Köln zur Schloss-Weihnacht angereist ist. „Natürlich nicht zu Fuß, unsere Pferde stehen hinten auf dem Parkplatz“, scherzt Jochen Frank.

Die Kostüme haben sie selbst genäht: Ein Überhang aus Filz, dazu Strumpfhosen, ein Hut und der Stab aus Holz. Warum ausgerechnet die Mülheimer Schloss-Weihnacht? „Weil hier die Atmosphäre so schön ist“, findet Ingrid Frank. „Man trifft sich mit Freunden, die das gleiche Hobby haben und verbringt eine schöne Zeit miteinander.“

Vom Stand nebenan klingt es herüber: Der Schmied hämmert ein Schwert in Form. Daneben dreht sich Fleisch auf Spießen über dem offenen Feuer. Auf diesem Weihnachtsmarkt sucht der Besucher vergebens nach Technik, es geht darum, das Leben im Mittelalter nachzuahmen. Vor allem mit Gerüchen: 180 Fackeln schaffen in der Dunkelheit nicht nur Wärme, sondern verbreiten auch Rauch und Räucherduft.

„Wir haben uns dieses Jahr vergrößert“

Das scheint anzukommen. „Wir haben uns dieses Jahr vergrößert“, sagt Andreas Wolter, Mitorganisator des Veranstalters GBM (Gesellschaft für Burgmarketing). Zwölf Stände sind zusätzlich aufgebaut, diesmal nicht nur im Innenhof des Schlosses, sondern auch vor der Ringmauer. Dort haben die Veranstalter Rindenmulch aufgeschüttet, ringsum haben die Händler ihre Zelte aufgeschlagen. Eine Backstube, ein Schreiner, Stände mit Lederbeuteln, Äxten, Fellen oder Fletschen. „Es kommen jedes Jahr mehr Anfragen von Händlern“, sagt Andreas Wolter. Eine weitere Vergrößerung sei also auch in den kommenden Jahren nicht ausgeschlossen. Nur das Wetter spielt an diesem Wochenende nicht mit: Bei Regen kommen nicht so viele Besucher wie an trockenen Tagen.

Mülheims Weihnachtsmarkt

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    Die Nässe macht Leonie Lange und Ulf Lenhard nichts aus. Die beiden schlendern über den Markt und haben sich gerade Ringe gekauft. „Ich komme jedes Jahr hierher“, sagt Leonie (19), die eigentlich in Bochum wohnt. Ihr Freund Ulf kommt dafür extra aus Lüdenscheid. „Das Ambiente ist so toll, anders als auf anderen Weihnachtsmärkten“, finden die beiden. In anderen Städten gebe es zwar auch Stände mit mittelalterlichen Waren, „doch die Stimmung kommt nicht auf“. Ulf meint: „Das Schloss macht hier das besondere Flair aus.“

    Nächste Woche geht’s weiter

    Gaukler, Händler und Akteure sind auch am kommenden Wochenende, 17. bis 19. Dezember, wieder auf der Broicher Schloss-Weihnacht im Einsatz.

    Märchenerzählerin Fabulix gibt Kindern und Erwachsenen einen Einblick in eine Zeit, in der man am Feuer den Geschichten lauschte. Zu später Stunde hat Fabulix auch „Märchen für Erwachsene“ parat. Gauklerin Melania wirbelt bunte Bälle und flammende Keulen durch die Luft, während sich die Spielleute mit allerlei altertümlichen Instrumenten Gehör verschaffen.

    Das Krippenspiel aus dem 13. Jahrhundert ist ein ganz besonderes, denn es wird in lateinischer Sprache gehalten – und das an jedem der drei Veranstaltungstage. Rund um die Ringmauer spielen Schauspieler die Weihnachtsgeschichte nach. Ein sogenannter Proklamator übersetzt das Gesprochene in die Sprache des Volkes: ins Mittelhochdeutsche. Auf dem Mittelaltermarkt gibt’s für Besucher genug zum Stöbern und Schlemmen. Die Öffnungszeiten: Freitag 17 bis 21 Uhr, Samstag 13 bis 21 Uhr und Sonntag 11 bis 20 Uhr. Erwachsene zahlen 5 Euro Eintritt, Kinder bis 14 Jahre 2 Euro.