Mülheim. .

Wer sich schon immer gefragt hat: „Wer steckt hinter dem Namen meiner Straße?", dem kann jetzt geholfen werden. Denn neun Mülheimer gingen in einem VHS-Kurs Straßennamen nach und entdeckten zum Teil in Vergessenheit geratene Persönlichkeiten wieder.

Über 1000 Straßennamen gibt es in der Stadt, einige von ihnen haben bekannte Mülheimer Persönlichkeiten als Namensgeber. Wer waren diese Menschen?

Und: wieso wurde ausgerechnet diese oder jene Straße nach ihnen benannt? Genau diesen Fragen widmeten sich die neun Teilnehmer des eigens gegründeten Volkshochschulkurses „Spurensuche in Mülheim – Was Straßennamen erzählen“.

Dabei sei es ganz entscheidend gewesen, dass die Namen einen direkten Bezug zu Mülheim haben, sagt Teilnehmerin Waltraud Mrotzek. „Also nicht Goethe oder Adenauer.“ Nach ihrer anfänglichen Recherche waren die Teilnehmer so auf insgesamt 70 Straßennamen gestoßen, die näher betrachtet werden sollten. Namen von Alexander Wiedenhoff bis Wissoll (Wilhelm Schmitz-Scholl) wurden unter die Lupe genommen.

Zu jedem Namen eine Geschichte entdeckt

„Wir haben uns schon gewundert, wie wenig über manche Persönlichkeiten herauszufinden war“, erzählt Dieter Strunck. „Dr. Türck kennt in Styrum eigentlich jeder, wirklich was über ihn erzählen konnte jedoch fast niemand.“ So schwankte die Herausforderung für die Forscher immer zwischen zu wenig Platz für zu viele Informationen auf der einen Seite und gar keinen bzw. wenigen Informationen auf der anderen Seite. Dennoch ist es gelungen, zu jedem Name eine Geschichte zu entdecken.

Wer sich also schon immer gefragt hat: „Wieso heißt meine Straße eigentlich August-Bungert-Straße. Und wer ist das überhaupt?“, dem kann jetzt geholfen werden. Denn der Kurs hat es tatsächlich geschafft, jeder dieser Straßen eine Geschichte zu geben. Zu lesen sind alle Texte auf der Internetseite der VHS unter www.vhs.muelheim-ruhr.de (Rubrik: Aktuelles). „Ich bin wirklich überrascht, dass wir so viel mit so Wenigen geschafft haben“, sagt Waltraud Mrotzek. „Man geht schon anders durch die Stadt als vorher.“

Auch die neusten Straßen standen im Fokus

Doch dabei wollten es die Spurensucher nicht belassen. Neben den Persönlichkeiten, machten sie sich auch auf die Suche nach dem Ursprung der neuesten Mülheimer Straßen. Aufbauend auf dem Buch des Geschichtsvereins aus dem Jahr 1999, in dem alle Straßen aufgelistet sind, machten sich die Teilnehmer auf die Suche nach den frischesten Straßen der Stadt. Insgesamt 25 neue Straßen hat der Kurs gefunden, ob „Am Flöz“, „Liverpoolstraße“ oder „Zur alten Dreherei“.

Relativ neu dabei ist auch der „Charlyweg“. Der Weg liegt zwischen dem Theodor-Fliedner-Werk und dem Ortsteil Selbeck. Charly war ein dorfbekannter Bewohner des Fliedner-Werkes, er grüßte jeden Menschen mit freundlichem Winken und sorgte auf seine ganz eigene Art in der Gegend für Ordnung. Bereits in den 80er Jahren war Charly bei einem Motorradunfall auf der Kölner Straße ums Leben gekommen. Seit dem Jahr 2000 steht der Charlyweg symbolisch für die enge Verbindung von Selbeck und dem Theodor-Fliedner-Werk.

Die Geschichte von Charly ist nur eine von insgesamt 95 Straßengeschichten, die nun jedem Interessierten im Internet zugänglich sind. Ob es auch eine Veröffentlichung über das Internet hinaus geben wird, ist noch unklar. „Das hängt natürlich sowohl von den Kosten als auch vom Interesse unter den Mülheimern ab“, erklärt dazu Waltraud Mrotzek.

Der Zuspruch kann sich dabei schon jetzt sehen lassen. Jeweils über 700 Besucher registrierte die Internetpräsenz der „Spurensucher“ in den Monaten Oktober und November.