Mülheim. Die Zukunft der Gelben Tonne ist ungewiss: Zur Zeit diskutieren viele Kommunen NRWs, ob die Verwendung der Tonne erweitert werden soll. In Mülheim herrscht noch Ungewissheit darüber, ob die Veränderungen politisch überhaupt machbar sind.

Alles in die (Gelbe) Tonne? Seit das Bundeskabinett den Gesetzesentwurf zur Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes be­schlossen hat, wird vielerorts diskutiert, ob eine „Wertstoff-Tonne“ die Gelbe Tonne ersetzen könnte.

Und damit nicht nur der Verpackungsmüll mit dem Grünen Punkt, sondern auch jeder andere Plastik- oder Metallmüll sowie Elektrokleingeräte vom Verbraucher im eigenen Haushalt entsorgt werden können. In Dortmund gibt es einen Modellversuch, auch Oberhausen erwägt eine „Gelbe Tonne plus“ ab 2014. Wie sieht es in Mülheim aus?

Gelbe Tonne unter städtischer oder privater Regie

Jürgen Zentgraf, Leiter des Umweltamtes, gibt zu bedenken, dass das Gesetzgebungsverfahren gerade erst angelaufen sei, der Entwurf noch konkreter werden müsse: „Die Frage ist, ob die Wertstofftonne unter der Regie der Stadt oder – wie bei der gelben Tonne – unter privatwirtschaftlicher Regie läuft.“ Er schätzt, dass man etwa in einem halben Jahr mehr darüber wisse, was auf die Stadt und die Bürger zukomme. „Im Abfallbereich hat noch kein Gesetz den Bundestag so verlassen, wie es eingebracht worden ist.“

Die Gelbe Tonne ist in Mülheim nur für Verpackungsmaterialien aus Kunststoff oder Metall vorgesehen. Es ist keine Recy­clingtonne für jede Art von Kunststoff- oder Metallabfall. Die Getrenntsammlung, die das Kreislaufwirtschaftsgesetz vorsieht, wird in Mülheim formal erfüllt, so sieht es Jürgen Jeppel, einer der beiden Geschäftsführer der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft MEG. Was also nicht in Gelber, Brauner (Biomüll), Blauer (Papier) oder Grüner Restmülltonne entsorgt werden kann, nimmt der Recyclinghof entgegen. Elektrogroß- und Kleingeräte, Holz, Metalle oder auch Schadstoffe. Am „Schadstoffmobil“, das regelmäßig in der Stadt unterwegs ist, kann man auch den ausrangierten Fön, USB-Sticks oder alte Handys entsorgen. Elektrogroßgeräte müssen zum Recyclinghof gebracht oder können durch die Sperrmüllabfuhr abgeholt werden.

Gemeinsame Nutzung ist fraglich

Ob die Gelbe Tonne künftig in Mülheim für mehr als Verpackungsmüll genutzt werden kann, müsste auch politisch geklärt werden. „Es ist ja noch ungeklärt“, so MEG-Geschäftsführer Günther Helmich, „ob es nun ein Mitbenutzen des Dualen Systems ist oder ob es eine kommunale Tonne wird, die von DSD mitbenutzt werden darf.“ Ob kommunale oder gewerbliche Tonne – es muss geklärt werden, wer es bezahlt, wenn das, was da zusammen gesammelt wird, später wieder aussortiert werden muss, gibt er zu bedenken. Helmich ist skeptisch, ob das für die MEG – ohne Auftrag der Kommune – in Eigenregie überhaupt rentierlich ist.

Derzeit wird der Inhalt der Gelben Tonne von der MEG abgefahren und auch zwischengelagert, bis verschiedene Systembetreiber, darunter DSD und Interseroh (ALBA Gruppe) ihre Mengen abholen. Im vergangenen Jahr hat die MEG rund 5495 Tonnen „Leichtverpackungen“ über die Gelbe Tonne abgefahren.

912 t Elektroschrott kamen bei der MEG 2010 über Sperrmüllsammlungen, Schadstoffmobil oder die Abgabe beim Recyclinghof zusammen (in 2009: 1037 Tonnen). Die Stiftung Elektro-Altgeräte-Register (EAR) ist per Gesetz zuständig für die Abholung des Elektroschrotts (den die MEG in verschiedenen Containern sammelt), und gibt vor, welche Entsorgungsanlagen beliefert werden. Beim Recyceln von Elektroschrott werden Metalle wie Gold, Silber, Kupfer, Aluminium und die so genannten „Seltenen Erden“ (wieder-)gewonnen.