Mülheim. . SPD und Grüne wollen eine Wende in der lokalen Klimapolitik einläuten und starten das größte Umweltprogramm, das je in Mülheim auf den Weg gebracht worden ist. Eine “Mikro-Windanlage“ auf dem Dach des Technischen Rathauses ist dabei nur eine Idee.

Es dürfte das größte Umweltprogramm werden, was je in der Stadt Mülheim auf den Weg gebracht worden ist. SPD und Grüne wollen damit eine Wende in der lokalen Klimapolitik einläuten – und vielleicht auch das Klima zwischen den beiden Parteien wieder aufwärmen. Windkraft, Wasserkraft, Sonnenenergie, Erdwärme, Wärme aus dem Abwasser, Mini-Blockheizkraftwerke – von allem soll es in Zukunft mehr in Mülheim geben.

So einträchtig beieinander saßen Grüne und Sozialdemokraten schon lange nicht mehr in Mülheim, von der Fraktionsspitze angefangen bis zu den führenden Umweltpolitikern auf beiden Seiten. Man betont gerade in der Umweltpolitik alte Gemeinsamkeiten, auf die man aufbauen wolle. Mehr noch: Er sei optimistisch, sagt SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering, dass beide Seiten auch auf anderen politischen Feldern künftig federführend die Stadt voranbringen könnten.

Vergebene Chancen der Vergangenheit

Die „treibende Kraft“ wollen sie zunächst jedoch in der Klimapolitik sein, versichert Grünen-Fraktionschef Tim Giesbert, und Renate aus der Beek (SPD) betont: „Es muss in der lokalen Klimapolitik Schluss mit dem ständigen Kleinklein sein.“ Andere Städte machten vor, was im großen Stil möglich sei. Mit Bedauern stellen beide Fraktionen fest, dass in der Vergangenheit so manche Chance nicht genutzt wurde, um energieeffizienter zu sein.

Warum etwa, fragt Dr. Wolf-Jürgen Richter (Grüne), nutze man nicht längst viel stärker die Wärme aus dem Abwasser. Auf der Friedrich-Ebert-Straße etwa sei ein Kanal mit drei Metern Durchmesser verlegt worden, da hätte man eine zweite Schale zur Nutzung der Abwärme mit einbauen können. Eine ökologische Checkliste gehöre in Zukunft zu jedem Projekt der Stadtentwicklung, fordert Giesbert.

Umfangreiche Analysen und Daten gefordert

Doch zunächst fordern beide Fraktionen die Verwaltung auf, umfangreiche Analysen und Daten vorzulegen. Was ist wo möglich? Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 etwa 40 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes in Mülheim abzubauen. Doch womit?

Beispiel Windkraft: Die Verwaltung wird beauftragt, ein Pilotprojekt für eine „Mikro-Windanlage“ zu planen und zu berechnen. Vorgeschlagen wird als Standort das Dach des Technischen Rathauses.

Beispiel Sonnenenergie: Die Verwaltung soll aufzeigen, wo private und auch kommunale Energieerzeugung durch Sonne erfolgen kann.

1000 Mini-Blockheizkraftwerke

Beispiel Geothermie: Ein Konzept soll entwickelt werden, wo Geothermie für künftige kommunale Gebäude, aber auch für private Investoren eingesetzt werden kann. Beispielhaft sind zu allen Energieträgern Modellrechnungen zu erstellen: Was kostet es, was bringt es an Gewinn?

Beispiel Biogas: Grüne wie SPD sehen in Mülheim bei 30 Prozent landwirtschaftlich genutzten Flächen gute Voraussetzungen für Biogasanlagen. Renate aus der Beek denkt gerade hier an eine interkommunale Zusammenarbeit in Richtung Kettwig und Ratingen.

Beispiel Mini-Blockheizkraftwerke: Gemeinsam mit der Medl soll die Stadt das Marktpotenzial darlegen. Man verweist auf die Stadt Hamburg, wo in den kommenden Jahren 100 000 Mini-Blockheizkraftwerke – mit der Größe eines Kühlschrankes – vor allem in Privathaushalten installiert werden. 1000 für Mülheim halten die Parteien zunächst für realistisch.

Der Marke "Klimastadt Mülheim" gerecht werden

Die gesamte Initiative, so sehen es SPD und Grüne, passe zur Marke „Klimastadt Mülheim“ und baue auf die bereits erbrachten Erhebungen und Analysen auf, die im Rahmen des Wettbewerbs „Innovation City“ erfolgten. Ende des Jahres, so Wiechering, erwarte er von der Verwaltung die geforderten Berechnungen und Analysen. Für Wolf-Dieter Richter und Renate aus der Beek ist das Papier zunächst ein Einstieg. An der Klimaausrichtung werde man ständig weiter arbeiten müssen, sind sie sich einig – wie am politischen Klima zwischen SPD und Grünen.