Mülheim. . Nach langen Turbulenzen hat die katholische Engelbertus gGmbH jetzt Insolvenz beantragt. Sie betreibt neben zwei Wohn- und Pflegeheimen in Mülheim auch eine ambulante Pflege und bietet betreutes Wohnen an. In den Heimen leben rund 250 Senioren.
Turbulenzen gibt es schon lange, im Mittelpunkt meist: der teure Senioren-Wohnpark Dimbeck. Nun hat die katholische Engelbertus gGmbH kapituliert und Insolvenz beantragt. Sechs Anträge sind es, für sechs Gesellschaften unter einem Dach, die in den letzten Tagen beim Amtsgericht Duisburg eingingen. Der Oberhausener Anwalt Axel Schwentker wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt und soll nun prüfen, ob entsprechende Verfahren eröffnet werden können oder nicht.
Ein Schreibtisch voller Arbeit
Sein Schreibtisch liegt voller Arbeit, denn jede Einzelgesellschaft hat ein eigenes Tätigkeitsfeld: Engelbertus betreibt nicht nur die beiden Wohn- und Pflegeheime an der Seilerstraße und an der Dimbeck, sondern bietet auch betreutes Wohnen an und ambulante Pflege. Lebenswichtige Dienste also, auf die hilfsbedürftige Menschen keinen einzigen Tag lang verzichten können.
„Unsere Aufgabe besteht darin, das Gesamtunternehmen weiterzubetreiben und die Leistungen sicherzustellen“, sagt Schwentker. „Die alten Leute können keine Verunsicherung vertragen oder gar Sorge, ob sie morgen auf der Straße liegen. Was sicher nicht passieren wird.“
Bauarbeiten ruhen seit einem Jahr
Davon geht, trotz vieler Unwägbarkeiten, auch Dirk Pfeil aus, Aufsichtsratsvorsitzender der Engelbertus gGmbH. In die Pleite geführt hat nicht nur seiner Ansicht nach, „dass man sich mit dem Wohnstift total übernommen und einen Schuldenturm aufgebaut hat, der durch die Erträge in keiner Weise mehr zu decken ist“. Obwohl das Haus zu 100 Prozent belegt sei („die Menschen stehen Schlange“) und der laufende Betrieb kostendeckend.
Dirk Pfeil beziffert die finanzielle „Schieflage“ auf rund 20 Millionen Euro, dabei sind die Außenanlagen im Wohnpark Dimbeck immer noch nicht fertiggestellt, die Bauarbeiten ruhen praktisch seit einem Jahr. Nachdem kürzlich Gespräche mit den Gläubiger-Banken scheiterten, sei jetzt eine neue Betriebsführungsgesellschaft Sankt Engelbert gegründet worden, hinter der das Caritas-Trägerwerk im Bistum Essen steht.
"Patienten sind davon nicht betroffen"
„Sie führt die Betreuung und Pflege der Patienten fort.“ Betroffen sind rund 250 Senioren, die unter dem Dach von Engelbertus-Häusern leben. Auch rund 120 Mitarbeiter/innen seien übernommen worden, damit Fachkräfte lückenlos zur Verfügung stehen, weitere 80 sind in anderen Gesellschaften tätig. Vorerst sieht Pfeil die Liquidität und insbesondere die Pflegeplätze gesichert, dafür habe sich das Bistum eingesetzt. „Die Patienten sind davon nicht betroffen. Sie bleiben in ihren Zimmern, und auch das Essen schmeckt noch genauso.“ Gleichwohl steht der Wohnpark Dimbeck für eine große Pleite: „Der Ausflug in die Welt der edlen Seniorenbetreuung kommt die Kirche teuer zu stehen.“ Auf Dauer soll daher ein neuer Träger gesucht und gefunden werden.
Unterdessen ist der vorläufige Insolvenzverwalter Axel Schwentker intensiv damit beschäftigt, den Alltagsbetrieb auf eine neue Basis zu stellen: „Bei Gas, Wasser oder Strom gibt es offensichtlich erhebliche Rückstände“ Doch die Versorgung solle gleichwohl weiterlaufen.
„Jetzt und in Zukunft“, heißt das selbst gesetzte Motto der Engelbertus-Gesellschaften. Man muss ein großes Fragezeichen hinzufügen.
Noch keine Ruhe eingekehrt
Zum Wohnpark Dimbeck gehören neben dem Wohnstift, das 2008 eröffnet wurde, auch insgesamt 51 Appartements für betreutes Wohnen. In der grün gelegenen Anlage kehrte jedoch bislang nie richtig Ruhe ein: Es gab Streit mit dem Generalunternehmer, so dass die Bauarbeiten stoppten, 2010 wurde Engelbertus-Geschäftsführer Hans-Peter Tappert entlassen und durch Dirk Wiegmann ersetzt. Außerdem holte man den in Frankfurt ansässigen Unternehmensberater Dirk Pfeil als Sanierer hinzu. Pfeil führt auch den Aufsichtsrat der katholischen Engelbertus gGmbH.