„Die alten Menschen werden immer mehr und die Altenpfleger immer älter“ – so beschreibt Stefan Mühlenbeck, Geschäftsführer der Mülheimer Sozialholding, den „Teufelskreis“.

Darin befinden sich nach seiner Aussage Altenheime und -einrichtungen befinden. Der Fachkräftemangel mache sich bei der Pflege immer mehr bemerkbar – die Verkürzung der Zivildienstzeit kommt noch hinzu.

Momentan reicht laut Mühlenbeck der Bestand an examinierten Fachkräften in den drei Häusern der Sozialholding, Haus Gracht, Kuhlendahl und Auf dem Bruch, zwar noch aus. „Doch wenn die ausscheiden, kommt niemand nach.“ Den Grund dafür sieht der Geschäftsführer vor allem darin, dass der Beruf Altenpfleger nach wie vor eher unbeliebt sei.

„Die Bezahlung ist nicht die beste, die Arbeitszeiten auch nicht. Und natürlich sind die Pflegeaufgaben nicht jedermanns Sache.“ Das Ergebnis: „Der Arbeitsmarkt ist leer gefegt.“ Momentan sind in den drei Häusern der Sozialholding laut Geschäftsführer 88 Pflegefachkräfte mit entsprechender dreijähriger Ausbildung beschäftigt. „Bei 360 Betten wird das schon eng. Und es wird enger.“

Nicht nur die Altenpfleger sind Mühlenbeck wichtig. „Auch die Zivis haben bei uns immer viele Aufgaben übernommen.“ Mit der Verkürzung ihrer Dienstzeit von neun auf sechs Monate ab Juli werde dies jedoch immer schwieriger. Bei vielen Bereichen lohne sich die Einarbeitung einfach nicht mehr. In Zukunft will die Sozialholding verstärkt auf das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) setzen. Die Verhandlungen mit den Kassen über die Finanzierung stehen jedoch noch aus.

Noch dramatischer beschreibt Stefan Thum, Pflegedienstleiter bei den Engelbertus-Gesellschaften, die Situation. In Sankt Engelbertus-Stift und Wohnpark Dimbeck schafften die Kräfte zwar „so gerade das Notwendigste, um alle Bereiche abzudecken“. Die Mindestquote von 50 Prozent Fachkräften sei überall erfüllt. Dennoch suchten die Gesellschaften ebenfalls händeringend nach Unterstützung. „Wir müssen schon auf Personalvermittler zurückgreifen, die uns die Leute teuer verkaufen“, beschreibt Thum. Dabei versuchten die Gesellschaften auch schon aus eigener Kraft alles, um die Situation zu verbessern.

„Wir bilden etwa viel mehr aus als früher. In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal fünf Azubis, sonst waren es zwei oder drei. Eine Auszubildende haben wir gerade wieder übernommen, obwohl sie erst in eineinhalb Jahren fertig ist.“ Initiativbewerbungen oder Einjahresverträge „zum erstmal Testen“ gebe es mittlerweile schon gar nicht mehr.

Bei den Zivistellen denkt Stefan Thum über eine Reduzierung nach. Momentan seien im Engelbertus-Stift etwa zehn, im Wohnpark fünf Zivildienstleistende beschäftigt. „Die Nachfrage nimmt jedoch immer weiter ab. Die meisten machen ja lieber was Technisches oder gehen zum Fahrdienst.“ Dazu komme, dass mit Schulungen und Urlaub von den sechs Monaten effektiv nur drei übrig blieben. Auch Thum möchte lieber das FSJ ausbauen.

„Wenn es gute Leute sind, lohnen sich die höheren Kosten. Und vielleicht machen sie ja eine Ausbildung zum Altenpfleger ...“ Dass der Bedarf an ausgebildeten Kräften auch in Mülheim nicht gedeckt ist, bestätigt Gabriele Tenbrink, Leiterin des AWO-Fachseminars für Altenpflege. „Es gibt nicht genug Nachwuchs. Die Pflegeeinrichtungen haben zu wenig Mittel für Ausbildung.“ Dazu komme die Unattraktivität des Berufs – immerhin an dieser versuche die AWO durch Kampagnen schon zu rütteln. „Doch auch wenn heute schon mehr junge Leute die Ausbildung machen als noch vor einiger Zeit – das reicht nicht aus.“