Mülheim. .
Drei Jugendliche haben einen Buchverkäufer am Bahnhof zusammengeschlagen. Nicht der erste Fall von hoher Brutalität in diesem Bereich. Was am Tag nach der brutalen Attacke geschah.
Die Täter
Sie sind schon wieder auf freiem Fuß. Die Jugendlichen sind polizeibekannt, wenn auch bisher nicht als Schläger: „Es gab keinen Haftbefehl, weil die Täter minderjährig sind und bisher nicht durch solche einschlägigen Taten aufgefallen sind“, sagt Polizeisprecher Peter Elke. Einer der drei Jugendlichen, 15 Jahre, findet allerdings zu Hause keine Unterkunft mehr. „Die Eltern lehnen es ab, ihn noch einmal aufzunehmen. Also gilt er als obdachlos“, berichtet Stadtsprecher Volker Wiebels. Nun ist die Stadt in der Pflicht. Seit dem Morgen versuchen Mitarbeiter des Kommunalen Sozialen Dienstes, einen Heimplatz für den jungen Intensivtäter zu finden.
Gesucht wird im Umkreis von Mülheim. Die Neigung, den Jugendlichen aufzunehmen, ist gering. Am Nachmitttag gab es noch keinen Platz. Für die Stadt werde damit die Angelegenheit auch sehr teuer, so Wiebels. Intensivtäter benötigten eine intensive Betreuung, der Heimplatz kostet folglich pro Tag 200 Euro, 6000 Euro im Monat, im Jahr 72 000 Euro.
Der Tatort
Der Zugang zum Zigarettenregal wird inzwischen von einer Kühltruhe erschwert, ansonsten sieht es in der Bahnhofsbuchhandlung, wo der brutale Diebstahl sich ereignete, aus wie immer. Die Leute kaufen Zeitungen auf dem Weg von und zu den Gleisen, ein Kunde blättert in einem Buch. „Man kennt ja inzwischen seine Pappenheimer“, erzählt eine Verkäuferin. „Da schlägt man dann Lärm, versucht, sie zu verscheuchen. Vor allem die, die ohnehin schon Hausverbot haben.“ Es seien immer dieselben Jugendlichen, die in Gruppen am Bahnhof herumlungerten, provozierten und pöbelten. Und auch klauen.
Die Polizei
Dass Gewalttäter sehr jung sind, ist für die Polizei nichts Neues. Dennoch sei es sehr ungewöhnlich, „dass so junge Leute tagsüber Erwachsene angreifen“. Peter Elke ist sicher: „Es ist Zufall, dass es ein Geschäft im Hauptbahnhof traf. Das hätte überall passieren können.“ Die Polizei sieht keinen Anlass, ihren Einsatz am Bahnhof erneut zu verstärken, sondern sieht sich durch die schnelle Reaktion des Sicherheitsdienstes, der zwei der Jungen festhielt, bestätigt: „Das Sicherheitskonzept funktioniert: Alle sind hier sehr wachsam.“
Das Opfer
Der 24-jährige Sohn des Geschäftsinhabers, über den die drei Jugendlichen brutal mit Schlägen hergefallen sind, steht inzwischen wieder im Laden. Es ist möglich, dass der Mann sich den Jugendlichen demnächst wieder gegenüber sieht.