Die Polizei legt die Kriminalitätsstatistik für 2007 vor. Die jungen Täter bereiten ihr große Sorgen. Die Brutalität, sagt Erster Kriminalhauptkommissar Jürgen Achterfeld, nimmt leider zu.
Unvorstellbar: Eine Gruppe Jugendlicher verfolgt einen Jogger über weite Strecken, quer durch die Müga, immer wieder ergreifen sie ihn, schlagen ihn nieder. Der Haupttäter stellt sich später heraus war 13 Jahre alt. Brutal: An der U-Bahn-Haltestelle Christianstraße rauben Jugendliche einer älteren Dame die Handtasche, schlagen sie dabei zu Boden, treten auf sie ein. Die Dame bleibt schwer verletzt liegen. Hoch aggressiv: Vor wenigen Tagen erst drückt ein Mann eine ältere Frau in Speldorf, die das Haus verlässt, zurück in den Hauseingang. Er presst sie so stark, dass die Glasscheibe der Tür zerspringt. Die Frau wird schwer verletzt, der Täter flüchtet. Ohne Skrupel: Zwei junge Täter, 13 Jahre, brechen serienmäßig einen Pkw nach dem anderen auf. Alles Fälle aus den vergangenen zwölf Monaten, und hinter jeden Fall verbergen sich einzelne oder mehrere junge Täter. Sie bereiten der Kripo große Sorgen, wie Polizeidirektor Heinz Jüschke erklärt. 27,5 Prozent der ermittelten Straftaten in Mülheim wurden von Täter unter 21 Jahren verübt. 199 der insgesamt 3901 gefassten Täter waren gar Kinder, 487 Jugendliche. 64 Prozent aller Raubdelikte gehen in Mülheim auf das Konto von Minderjährigen. Fast 80 Prozent aller Raubüberfälle auf Straßen, Wegen und Plätzen werden von Jugendlichen verübt. Oft sind andere Jugendliche Opfer. Jede dritte Körperverletzung geht von einem jungen Täter aus. Und doch verzeichnet die Kripo im Einsatz gegen diese Straftäter auch Erfolge. Gab es in der Vergangenheit an jedem Wochenende im Bereich Essen/Mülheim bis zu 20 Raubüberfälle auf Straßen, so sei diese Zahl deutlich zurückgegangen, betont Jüschke. Er führt dies auf den Einsatz von zwei Ermittlungskommissionen zurück. In Mülheim brachte die Kommission „Kapuze” beachtliche Erfolge. Daran will die Kripo anknüpfen und richtet eine Sonderkommission aus fünf Kripo-Beamten und fünf weiteren Spezialisten ein. „Wir werden jugendliche Intensivtäter jagen”, sagt der Polizeidirektor. Ihm geht es um den Schutz anderer Menschen, aber auch darum, eine kriminelle Entwicklung abzubrechen. Die jugendlichen Täter müssten erst einmal sozialisiert werden, und das so früh wie möglich. Der Kripo geht es dabei auch um den Kopf der jeweiligen Gang. „Wenn wir den haben, bricht meist die Gang auseinander.” Die Gesamtbilanz der Kripo fällt dagegen nach den Worten der Polizeipräsidentin „unspektakulär” aus. Geringfügig stieg die Zahl der Straftaten auf 13 238 Fälle an, damit steht die Stadt Mülheim, was die Kriminalitätshäufigkeit angeht, im Vergleich zu anderen Großstädten gut dar. Auf 100 000 Einwohner kommen 7 814 Straftaten. Allerdings, so Jüschke, „haben wir es auch mit einer hohen Dunkelziffer zu tun.” Die tatsächliche Zahl der Straftaten schätzt er „mindestens drei Mal so hoch” ein.