Mülheim/Essen. „Getöse“, „Rakete“: Manche schimpfen über den Zeppelin-Sound am Flughafen Essen/Mülheim, vermissen das altbekannte Brummen. Was Fachleute sagen.

Der neue Zeppelin NT am Flughafen Essen/Mülheim wirbelt eine alte Diskussion auf. Verursacht der Airport zu viel Lärm? „Jedes Mal denke ich, ein Flugzeug würde über mir abstürzen“, so kommentiert Patricia Sarisoy, die in einer Dachwohnung in Broich lebt, die ersten Touren des Zeppelins. In einer Mail beschwert sie sich bei dieser Redaktion, bei der Stadt Mülheim und mehreren Ratsfraktionen. Die Betreiber hätten „ein ehemals leises Modell gegen diese ,Rakete‘“ eingetauscht, so die Mülheimerin weiter. Sie nennt es „Lärmverschmutzung“.

Doch ihr Leserbrief provoziert auch Gegenwind. „Unglaublich“ und „maßlos übertrieben“ findet Klaus-Dieter-Welte, der ebenfalls in Broich lebt, die Reaktion: „Da freut man sich, dass seit geraumer Zeit wieder ein Luftschiff über unserer Stadt kreist, das letztendlich wesentlich weniger Lärm produziert, und trotzdem wird sich beschwert.“

Mülheim: Seit Sommer 2021 kein Luftschiff-Sound am Himmel

Tatsächlich war es lange ruhig. Schon seit Sommer 2021 musste das WDL-Luftschiff „Theo“ am Boden bleiben, zunächst aus Personalnot. Dann auch aus technischen Gründen, wie es hieß. Die umfangreichen Reparaturen hätten sich nicht mehr gelohnt. Fast seit drei Jahren ist der charakteristische Sound, der den Blick nach oben zieht, verstummt. Nun übernimmt der neue Zeppelin NT das Rundfluggeschäft und wird überwiegend freudig begrüßt.

Neues Luftschiff zu laut? Mülheimer üben Kritik

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    Luftschiff „Theo“ wurde von zwei Motoren getragen, jeweils 210 PS stark. Der neue Zeppelin NT ist mit drei Triebwerken vom Typ Lycoming IO-360 ausgestattet, die nach Angaben der Betreiberfirma je 147 kW/200 PS liefern. Die Lärmemissionen seien „gering“, heißt es auf der Homepage der Deutschen Zeppelin-Reederei. Genannt werden 69,4 dB(A) im Überflug unter Volllastbetrieb und 64,5 dB (A) in der Kabine. Der Zeppelin besitzt drei schwenkbare Propeller, die ihn besonders manövrierfähig machen. „Ein konkurrenzlos ruhiges, vibrationsarmes und ökonomisches Fliegen“, heißt es. Er könne senkrecht starten, punktgenau landen, auf der Stelle schweben, drehen oder rückwärts fliegen.

    WDL: Für „Theo“ gab es keine Lärmmessungen

    Aber ist er nun lauter oder leiser als „Theo“? Konkrete Messwerte gibt es schlichtweg nicht. Für Luftschiffe seien keine Lärmschutzzeugnisse vorgeschrieben, erklärt Daniel Dreier, Sprecher der WDL-Gruppe. Für den neuen Zeppelin sei ein sogenanntes Lärmprüfzeugnis erstellt worden, auf freiwilliger Basis .

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    „Für ,Theo‘ liegt ein solches Zeugnis leider nicht vor, daher können wir keine Vergleichswerte liefern.“ Sicher klinge der Zeppelin-Sound anders und werde subjektiv anders empfunden, so Dreier. „Viele Leute sagen: ,Wir vermissen das Brummen von Theo.‘“

    Vorsitzender der Lärmschutzkommission: Zeppelin deutlich leiser

    „Der Zeppelin ist deutlich leiser als ,Theo‘“, sagt Ulrich Langenecker, Geschäftsführer der FFL-Flugschule und Vorsitzender der Lärmschutzkommission für den Flughafen Essen/Mülheim. Die Kommission soll die Bezirksregierung als Genehmigungsbehörde beraten und kommt in der Regel ein Mal jährlich zusammen. Neben Vertretern der Städte Mülheim und Essen sowie des NRW-Ministeriums für Umwelt und Verkehr gehören ihr auch Vertreter der Platznutzer und der Bundesvereinigung gegen Fluglärm an.

    Auch die Deutsche Zeppelin-Reederei ist nach eigenen Angaben Mitglied dieses Lärmschutzgremiums. Zur jüngsten Sitzung der Kommission habe man Vertreter der Zeppelin-Reederei eingeladen, die technische Details erläutert und das Lärmprüfzeugnis vorgelegt hätten, berichtet Ulrich Langenecker. Auch die Tatsache, dass der Zeppelin fast senkrecht starten und landen könne, mache seine Flugaktivitäten geräuschärmer. „Er braucht weniger Anlauf.“

    Anwohner aus Mülheim-Broich beschweren sich über „lautes Getöse“

    Ob das auch Sabine und Robert Gerlach überzeugt? Sie wohnen, wie sie schreiben, im Natur- und Landschaftsschutzgebiet an der Riemelsbeck. Und sie ärgern sich nicht nur über den Zeppelin, der schon sonntagsmorgens „mit lautem Getöse“ im Tiefflug über ihr Haus geflogen sei, sondern auch über die Hubschrauber-Rundflüge oder Maschinen des Düsseldorfer Flughafens. Besonders laut sei der Zeppelin NT im Landeanflug, finden Gerlachs. „Wir dachten eigentlich, dass ein Zeppelin der neuesten Generation leiser sein sollte. Da haben wir alle uns wohl sehr getäuscht.“ Zeppelin und Helikopter sollten nicht so tief über Wohngebäude fliegen, die Start-und Landeanflugrouten variieren, schlagen Gerlachs vor. „Das würde für mehr Akzeptanz sorgen.“

    Flugschulen-Chef Ulrich Langenecker meint dagegen, die große Mehrheit der Mülheimer sei für den Zeppelin und für den Flughafen generell. „Die Lärmgegner schreien nur immer lauter. Das Ding könnte flüsterleise sein, dann würden sie sich über den Schattenwurf beschweren.“

    Alles zum neuen Zeppelin in Mülheim

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