Mülheim. Röplings, Reppenhagens und Seths sind allesamt 60 Jahre verheiratet. Für eine glückliche Ehe brauche es vor allem Toleranz - aber nicht nur das.
Sie kennen sich schon seit jungen Jahren. Damals, als das Geld noch knapp war und man fürs Ausgehen mühsam sparen musste. Gegen 50 Pfennig gab‘s die „Speckschnitte“ in der Kneipe am Dickswall: Schwarzbrot, Zwiebel, Speck. Mal gings ins Kino oder zum Tanzen. Egal wohin, Hauptsache in guter Gesellschaft. Drei Paare, die Röplings, die Reppenhagens und die Seths - neben ihrer jahrzehntelangen Freundschaft verbindet sie eines: Alle sind seit mindestens 60 Jahren verheiratet.
Ein echtes Pfund, das wissen die sechs. Als Erstes das Ja-Wort gegeben haben sich Gisela (82) und Heinz Röpling (84), im März 1963. Fünf Monate später folgten Ingeburg (84) und Botho Reppenhagen (86), im Februar 1964 dann Ute (81) und Konrad Seth (84). Ein Patenrezept für die ewige Liebe, das gebe es so nicht, sind sich alle einig. Nichtsdestotrotz: Bei der Beherzigung einiger Grundsätze stünden die Chancen darauf aber gar nicht mal so schlecht.
Mülheimer Ehepaare geben Tipps für eine glückliche Beziehung
„Wer behauptet, bei uns ist nur Sonnenschein, der lügt“, sagt Ingeburg Reppenhagen, ganz die Pragmatikerin. Sicherlich, es dürfe auch mal knallen, Konflikte gehörten zum Leben dazu. „Manchmal muss man sich auch streiten.“ Nur eines sei dann aber besonders wichtig, wie Gatte Botho Reppenhagen ergänzt: „Man sollte nie die Achtung voreinander verlieren. Liebe stirbt, wenn man keine Achtung voreinander hat.“ Ein Tipp, den man sich merken sollte, denn zustimmendes Nicken ist die Antwort.
„Man braucht einfach Toleranz und Kompromisse“, sagt Gisela Röpling. Das Ego müsse manchmal zurückgestellt werden, im Sinne des gemeinsamen Ziels. „Aber heute ist das alles ganz anders“, findet Heinz Röpling. „Vieles, was für uns selbstverständlich ist, da wundern sich junge Generationen drüber.“ Also doch eher eine bewusste Entscheidung als die pochende Liebe aus tiefstem Herzen? Romantik klingt anders.
„Romantik beginnt im Kleinen“, erklärt Ute Seth. „Füreinander da zu sein, sich zu achten, das ist auch romantisch. Aber auf eine andere Art.“ Mal eine nette Überraschung, das sei was Schönes. Aber wenn es hart auf hart kommt, zählten dann doch ganz andere Sachen. „Wir haben uns versprochen, nie zerstritten ins Bett zu gehen“, erzählt Konrad „Konni“ Seth. „Wenn ich Konrad zu ihm sage, weiß er, dass es ernst ist“, verrät die vierfache Großmutter Ute Seth.
Es sind also auch die Zwischentöne oder auch mal das unausgesprochene Wort - jedenfalls ist es die Kommunikation, die letztlich das Zünglein an der Waage sein kann in der Frage nach der Gewissheit um den Partner fürs Leben. Nur, wann weiß man, ob man den gefunden hat - einfach fragen?
Mülheimerin: „Wenn ein Mann einen ausführte, hatte er ernste Absichten“
Schallendes Gelächter ist die Antwort. „Das weiß man einfach“, bringt Heinz Röpling zwischen zwei Lachern hervor. Also keine Frage im Sinne von „Willst du meine Freundin sein“? Klares Nein. Anders als in der heutigen Zeit, habe es etwas bedeutet, miteinander auszugehen. Commitment, wie es neudeutsch so schön heißt, ist also der Schlüssel. Mehr ein Bekenntnis denn eine Verpflichtung, irgendwie aber auch beides. „Das war selbstverständlich. Wenn ein Mann einen ausführte, hatte er ernste Absichten“, erklärt Gisela Röpling. Anders sei es aber in der damaligen Zeit auch gar nicht gegangen. Das gehört auch zur Wahrheit dazu. „Wenn man ausziehen und eine eigene Wohnung wollte, ging das nur als verheiratetes Paar.“
Was heute undenkbar scheint, liegt dabei noch gar nicht so weit zurück. War früher alles besser? „Nein, das würde ich nicht sagen“, befindet Ute Seth. „Die Frauen haben heute Freiheiten und Möglichkeiten, die wir nicht hatten.“ Vermutlich spielten auch Selbstständigkeit und die Fülle an Möglichkeiten eine Rolle bei den hohen Scheidungsraten der heutigen Zeit. Hört man den Sechsen so zu, fragt man sich, wann sich alles so wahnsinnig verändert hat. „Das kam mit der Zeit und nicht über Nacht“, lässt Ingeburg Reppenhagen keine Zweifel offen.
Mülheimer sind seit Jahrzehnten Freunde: „Man sah sich immer“
Aus den engen Freunden der jungen Jahre blieben Freunde bis ins hohe Alter. „Man sah sich immer, mal häufiger, mal seltener“, sagt Botho Reppenhagen. Wie oft, das sei auch egal gewesen. Ähnlich wie bei der Ehe, zeichne sich eine gute Freundschaft auch durch Kompromisse oder vielmehr die gewisse Bereitschaft zu ihnen aus.
Geburten, Umzüge, Jobwechsel: Viele neue Kapitel kamen. „Aber wir haben immer irgendwelche Gelegenheiten gefunden, uns zu treffen und eine gute Zeit zu haben“, erinnert sich Ehefrau Ingeburg Reppenhagen zurück. „Nur heute“, sagt Ute Seth, „brauchen wir nicht mehr ganz so viele Ausflüge und Aktionen. Wir genießen unsere Ruhe. Und das ist auch schön.“
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