Mülheim. Ein ehemaliges Sportplatz-Areal in Mülheim soll in naher Zukunft Neubaugebiet werden. Ein Investor will am Rande einer Denkmal-Siedlung bauen.
Es gilt das Versprechen aus dem städtischen Konzept zur Flüchtlingsunterbringung samt Neubau an der Stadtgärtnerei, dass auch etwas gegen die Wohnungsnot der Otto-Normalmülheimer getan werden soll. Ein Projekt dazu ist jetzt zumindest schon mal auf dem Papier skizziert und soll gut 100 neue Wohnungen bringen.
Die Rede ist von einem Neubauprojekt in der Papenbuschsiedlung in Mellinghofen, auf dem Areal des ehemaligen Mannesmann-Sportplatzes. Besitzerin der gut 1,8 Hektar großen Fläche ist die Genossenschaft Mülheimer Wohnungsbau. Sie hatte die Entwicklung der Fläche schon früher in Rede gebracht. 2016 aber hatte sich die politische Mehrheit, seinerzeit namentlich SPD, CDU und MBI, während der ersten großen Welle des Flüchtlingszuzugs dagegen ausgesprochen, an Ort und Stelle zügig ein Flüchtlingsdorf mit 48 Häusern und 96 Wohnungen für rund 480 Bewohner zu errichten. Aber auch mit seinen ursprünglichen Plänen, am Rande der denkmalgeschützten Papenbuschsiedlung 50 Wohneinheiten in Mietshäusern und Eigenheime mit einer Größe bis zu 200 Quadratmetern zu errichten, kam der MWB im Anschluss nicht weiter.
Mülheimer Wohnungsbau will auf altem Sportplatz rund 100 Wohnungen bauen
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Dosenöffner für das Wohnungsbauunternehmen war schließlich die neu entflammte Debatte darüber, wie Mülheim seiner Unterbringungsverpflichtung für Flüchtlinge nachkommen kann. Mit dem MWB vereinbarte die Stadt einen umfangreichen Deal dazu. So baut der MWB auf dem Areal der alten Stadtgärtnerei am Hauptfriedhof ein neues Wohnquartier für Flüchtlinge. Die 135 Wohnungen auf Erbpachtgrundstück sollen spätestens nach 20 Jahren auch als öffentlich geförderter Wohnraum für jedermann zur Verfügung stehen. Darüber hinaus beinhaltet der Deal, dass der MWB der Stadt über fünf Jahre jährlich bis zu 150 Wohnungen aus seinem Bestand für die Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung stellt. Punkt 3 der Vereinbarung: Die Stadt schafft Baurecht für neuen bezahlbaren Wohnraum in der Papenbuschsiedlung.
Den Startschuss für ein entsprechendes Bauleitplanverfahren soll in der kommenden Woche Mülheims Planungsausschuss geben. Für ein neues „Wohnquartier Papenbusch“ sind laut erster Skizze neun dreigeschossige und (als schallschutzrelevanter Riegel zum Gewerbe an der Mellinghofer Straße) zwei viergeschossige Mehrfamilienhäuser eingeplant. Im Süden des Geländes soll es einen zweigeschossigen Bau für eine neue Kita geben, die mit fünf Gruppen die Bedarfslücke im Stadtteil schließen soll. Rund 100 Wohnungen - insbesondere kleinere, aber auch familiengerechte - will der MWB schaffen, 75 Prozent davon öffentlich gefördert. Rund 7800 Quadratmeter Wohnfläche könnten es in der Summe werden.
Mülheimer Neubaugebiet soll über die Papenbuschstraße erschlossen werden
Die Erschließung des neuen Wohnquartiers soll über eine Zufahrt an der Papenbuschstraße erfolgen und an der Kita in eine Ringstraße im Innern des Entwicklungsgebietes münden. Die Ringstraße ist so angeordnet, dass im Baufeld innen Platz ist für sieben Gebäude und einen Quartiersplatz mit Spielfeldern für Kinder. In der breiten Baulücke zwischen den Häusern Tiegelstraße 9 und 41 ist lediglich ein Fuß- und Radweg geplant, aber auch einer der Dreigeschosser (mit Flachdach) als quadratisches „Punkthaus“.
Dem Erscheinungsbild der denkmalgeschützten Papenbuschsiedlung samt zweigeschossiger Bebauung und hohen Walmdächern soll das Neubauvorhaben nicht schaden. Es werde „eine eigenständige, nachhaltige und moderne Gebäudestruktur gewählt, welche aber einige Grundprinzipien der Papenbuschsiedlung aufgreift“, heißt es im Entwurf zum Bebauungsplan. Man wolle die Baustrukturen der Siedlung hinsichtlich der Länge, Höhe (nur Flachdächer) und Rhythmik der Gebäude ähnlich festlegen.
CDU sieht Nachbesserungsbedarf hinsichtlich des Denkmalschutzes der angrenzenden Siedlung
Skepsis allerdings zeigten die schwarz-grüne Koalition und die SPD in der Bezirksvertretung 2 nicht nur hinsichtlich der Gestaltung und damit verbundenen Anzahl von Wohnungen. So sah CDU-Fraktionschefin Petra Seidemann-Matschulla in den Flachdächern der Neubauten einen „Stilbruch“ zu den denkmalgeschützten Nachbarhäusern am Papenbusch. Aus Sicht der Grünen ist klar, dass zumindest das Punkthaus an der Tiegelstraße, das etwas abseits der Neubauten und damit direkt an der historischen Siedlung liegt, ein angepasstes Dach erhalten soll.
Für den verkehrspolitischen Sprecher der Grünen und BV-Fraktionsvorsitzenden Axel Hercher sind noch ein paar Mobilitätsfragen zu lösen. Die fangen mit ausgewiesenen Fahrradstellplätzen an, gehen über die - aus grüner Sicht - kritische Erschließung der neuen Siedlung über die Kurve der Papenbuschstraße und enden mit der Frage, ob an der heutigen Kreuzung zur Mühlenstraße nicht ein Kreisverkehr gebaut werden müsste.
Gibt es den Bedarf für einen neuen Kreisverkehr in Mülheimer Quartier?
Ein solcher ist an dieser Stelle zwar vor einigen Jahren zugunsten der Vorfahrt für die Mühlenstraße schon einmal abgelehnt worden. Doch mit der Bebauung werde man voraussichtlich erheblich mehr Verkehr von der Papenbuschstraße bekommen, prognostiziert Hercher. Damit wäre womöglich die Voraussetzung für einen Kreisverkehr erfüllt. Klären aber muss dies - und alle anderen Punkte - noch das ausstehende Verkehrsgutachten.
Auch die SPD hat sich bereits sensibel gezeigt, nicht nur für das Denkmalschutz-Thema: Sie bringt etwa die Beteiligung der Denkmalbehörde und des Gestaltungsbeirates im weiteren Verfahren ins Spiel und fordert eine kontinuierliche Information für Anwohnerinnen und Anwohner einschließlich Bürgerversammlung. Eine Info-Veranstaltung wird von den Grünen ebenfalls begrüßt.
Mülheimer Wohnungsbau will für einen Bau womöglich noch 2024 Bauantrag stellen
Der MWB soll sich in einem städtebaulichen Vertrag verpflichten, die Kosten für erforderliche Gutachten und spätere Erschließungsmaßnahmen zu tragen. Auch soll der Vertrag den Anteil der öffentlich geförderten Wohnungen festlegen. MWB-Vorstand Frank Esser kündigte dieser Tage gegenüber Redaktion an, dass der Kita-Bau auch ohne Bebauungsplan schon in Angriff genommen werden könne. Vielleicht noch in diesem Jahr werde die Genossenschaft den Bauantrag hierfür stellen.
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