Mülheim. Dort, wo individuelle Förderung fehlt, werden in Mülheim ehrenamtliche Leselernhelfer eingesetzt. Nur gibt es von ihnen immer noch zu wenige.
Konzentriert sitzt Samanta (9) neben ihrer Leselernhelferin Monika Beukenberg. Heute wird mit einem Lese-Spiel gelernt, begeistert dreht die Viertklässlerin die Karten um. Das Lesen klappt nach einem Jahr Übung mit der Mentorin bereits sehr gut und ein stolzes Lächeln huscht über ihr Gesicht.
Bei dem 1:1-Prinzip begleitet jeweils ein Leselernhelfer ein Jahr lang eine Stunde pro Woche ein leseschwaches Kind und übt mit ihm. Das bedeutet, ein Mentor ist speziell nur für dieses Kind da, lässt sich auf das Kind ein und lernt dessen Stärken und Schwächen kennen. Auch die Freude am Lernen kommt dabei nicht zu kurz. Bei den Lese-Stunden werden nicht nur Bücher, die zu dem jeweiligen Kind passen, bereitgestellt, sondern auch lustige Lese-Lern-Spiele.
Mülheimer Pädagogin sieht große Fortschritte bei Drittklässlern
Sally Siam, Sozialpädagogin der Martin-von-Tours-Grundschule hat weitere Informationen: „Das Projekt ist für Kinder der dritten Klasse gedacht“, so Siam. „Nach Rücksprache mit den Klassenlehrern schauen wir, welchem Kind diese Art der Förderung guttun würde.“ Oft seien es Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, aber eben nicht ausschließlich.
Zwei, die von dem Projekt profitiren, sind Miral (10) und Samanta (9). Sie sind Schülerinnen der Martin-von-Tours-Schule. Beide haben jetzt ein Jahr lang an dem Projekt teilgenommen - mit Erfolg. Beide konnten durch die 1:1-Betreuung ihre Noten verbessern. „Ich kann jetzt viel besser lesen“, bestätigt Miral. „Das hat mir sehr geholfen.“ Sie freut sich jede Woche auf die Extra-Stunde. „Das macht immer viel Spaß“, findet auch Samanta. Sie hat gerade ein Buch über Pferde zu Ende gelesen. Beide Schülerinnen erzählen davon, nun viel lieber und sicherer zu lesen. „Ich lese jetzt auch Zuhause gerne selber“, sagt Samanta stolz.
Mülheimer Projekt fördert selbstständiges Lernen
Genau das ist eines der großen Ziele: Die Kinder zum selbständigen Lesen zu animieren. Das gemeinsame Lesen soll in erster Linie Spaß vermitteln. In einer geschützten Atmosphäre, in der sich das Kind wohlfühlt, bekommt es die Chance, besser lesen zu lernen. Ihm wird Mut gemacht und es wird gestärkt. „Ganz ohne Leistungsdruck“, erklärt Rektorin Nadine Knappertsbusch. „Die Erfolge sind auf jeden Fall sichtbar“, freut sie sich. „Das funktioniert auch deshalb so gut, weil die Leselernhelfer so selbständig sind und Spaß daran haben“, lobt Knapperstbusch die ehrenamtlichen Mentoren.
Wer gut lesen kann, wird nicht nur seine Noten in dem Schulfach Deutsch verbessern, erklärt die Pädagogin. Schließlich ist es in fast jedem Fach wichtig, die Aufgabenstellung richtig lesen und verstehen zu können. „Lesen ist für jedes Fach wichtig, sogar für Mathematik“, betont Siam. „Manche Kinder können Lesen, aber das Textverständnis fehlt noch. Auch das wird in dem Projekt gefördert.“
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Mülheimer Verein sucht noch nach Ehrenamtlern
Um so wichtiger ist es, dass es jemanden gibt, der sich ganz individuell auf nur ein einzelnes Kind einlassen kann. „Man muss sich auf das Kind einstellen“, erklärt Monika Beukenberg. Sie ist ehrenamtliche Mentorin und hilft bei der Organisation. „Die Leselernhelfer“ ist ein Projekt des Centrum für bürgerschaftlichen Engagement (CBE). „Wir führen Kennenlerngespräche mit angehenden Mentoren und bieten eine rund zweistündige Schulung an, in der wir den zukünftigen Leselernhelfern erklären, wie so eine Stunde abläuft und geben ihnen dazu Hilfestellungen“, erklärt Katharina Wehner vom CBE das Bewerbungsverfahren.
Zurzeit gibt es in Mülheim bereits 60 ehrenamtliche Leselernhelfer, die an zwölf Grundschulen in ganz Mülheim aktiv sind. Aktuell werden 80 Schülerinnen und Schüler durch das Projekt unterstützt. Doch der Bedarf ist noch viel größer. Leselernhelfer werden dringend gesucht! Wer sich vorstellen kann, als Mentor zu arbeiten, kann sich gerne bei Katharina Wehner melden: 0208/970 68 213, E-Mail: mentor-muelheim@cbe-mh.de.
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