Mülheim. Mülheims GEW widerspricht der Politik und fordert eine weitere Gesamtschule. Neue Zahlen zeigen, dass erschreckend viele Kinder abgelehnt wurden.
Mülheims Politik hat sich im vergangenen Jahr klar dagegen ausgesprochen – die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Mülheim fordert dennoch erneut die Gründung einer vierten Gesamtschule in der Stadt. Da die Zahl der Schüler und Schülerinnen weiter steigt, sei eine zusätzliche, mindestens fünfzügige Gesamtschule unabdingbar.
Ein starkes Argument für die Notwendigkeit einer solchen Schule seien auch die jüngsten Anmeldezahlen: „In ihnen spiegelt sich der Elternwille in Richtung Gesamtschule wider“, so Angelika Glauch, Mitglied im Leitungsteam des Stadtverbandes.
Groß war vor allem wieder der Run auf die Gesamtschule in Mülheim-Dümpten
An der Gustav-Heinemann-Schule, der Willy-Brandt-Schule und der Gesamtschule Saarn waren Ende Januar rund 600 Jungen und Mädchen für das Schuljahr 2023/24 registriert worden – im Vorjahr waren es etwa 70 weniger. Groß war der Run vor allem wieder auf die Dümptener Gesamtschule: 292 Kinder wollten dort unterkommen, 196 wurden letztlich aufgenommen. An der Willy-Brandt-Schule wollten 198 Mädchen und Jungen anfangen, 113 wurde es ermöglicht. Für die Gesamtschule Saarn haben sich originär 105 Kinder entschieden. Da dort nun auch abgelehnte Schüler und Schülerinnen der beiden anderen Schulen untergekommen sind, beläuft sich die Zahl der Neuanfänger auf 140.
449 Kinder also dürfen an Mülheimer Gesamtschule anfangen – alle anderen wurden abgewiesen, mussten mit der Enttäuschung fertig werden und einen neuen Plan entwerfen.
Gewerkschaft: „Mülheims Klassenzimmer sind oft zu klein und in schlechtem Zustand“
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Die Abweisungen führten logischerweise zu einer Erhöhung der Zügigkeit an den anderen Schulen, so die GEW. „Diese verfügen aber nicht über ausreichend Kapazitäten.“ Es gebe schlicht zu wenig Räume, wobei es nicht nur um die Anzahl der Klassenzimmer gehe, sondern auch darum, dass etliche „zu klein und in schlechtem Zustand“ seien. „Sie entsprechen nicht den Ansprüchen für zeitgemäßen Unterricht.“ Und Container auf Schulhöfen könnten „maximal eine kurzzeitige Lösung“ sein.
Die GEW weist auf die „hohe Quote der Kinderarmut“ in der Stadt hin: „Wir sehen es als Aufgabe, aber auch als Chance der Stadt an, mithilfe einer neuen Gesamtschule die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen zu verbessern.“ Wolle Mülheim seinen Schülern und Schülerinnen „bestmögliche Bildungschancen in angemessener Schulinfrastruktur und mit einem hohen Maß an Förderung“ bieten, führe an dem Neubau kein Weg vorbei.
Beratungsunternehmen hatte der Politik zwei Handlungsalternativen vorgestellt
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Das Thema Schulausbau treibt Mülheims Politik seit längerem um. Um sich ein genaueres Bild von der Lage zu mache, hatte die Stadt 2020 eigens das Beratungsunternehmen Gebit beauftragt, die Entwicklung der Schülerzahlen und die Situation an den einzelnen Schulen zu untersuchen. Als Ergebnis schlugen die Berater Anfang 2022 zwei Varianten vor, um der Schülerflut Herr zu werden: entweder die massive Erweiterung bestehender Standorte oder eine geringere Erweiterung plus Neubau einer Gesamtschule.
CDU, SPD und Grüne sprachen sich im Mai vergangenen Jahres für den erstgenannten Vorschlag aus. Die Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) hingegen gehören von Anfang an zu jenen, die sich für einen Neubau stark machen.