Mülheim. Viele Plätze, wenig Geld: Wie kann es dennoch gelingen, die Qualität zu wahren? Eltern fordern Politiker auf, die OGS-Finanzierung zu überdenken.
Mehrfach schon hat Mülheims Bildungsdezernent David Lüngen deutlich gemacht, dass der vom Bund beschlossene, umfangreiche Ausbau des Offenen Ganztags (OGS) höchstwahrscheinlich zu deutlichen Qualitätseinbußen führen wird. Im Bildungsausschuss meldeten sich dazu nun besorgte Elternvertreter zu Wort.
„Es herrscht große Unsicherheit in der Elternschaft“, weiß Julia Othlinghaus-Wulhorst, Vorsitzende der Mülheimer Stadtschulpflegschaft. Man fürchte, dass die OGS „heruntergewirtschaftet“ werde. „Wir sind aktuell zufrieden mit der Situation. Aber wir haben die Sorge, dass das ganz anders wird. Vor allem, weil ja künftig deutlich weniger Personal pro Gruppe zur Verfügung steht.“
Vertreterinnen der Mülheimer Stadtschulpflegschaft haben große Bedenken
Stellvertreterin Mady Derißen-Kreutzer teilt diese Bedenken. Und regte sogar an, die Beitragssatzung zu ändern. „Viele Eltern“, so ist sie überzeugt, „wären bereit, mehr zu zahlen.“ Niemand wolle eine reine Aufbewahrung. Jeder hoffe, dass Bildung weiter eine große Rolle spielt. Für Julia Othlinghaus-Wulhorst wäre es ein „Zugeständnis“ der Familien, sich an der Finanzierung zu beteiligen, sagte sie im Nachgang zur Sitzung. Doch vorrangig sehe man die Stadt in der Pflicht, sich stärker einzubringen. „Und nicht auf dem Standpunkt zu verharren, für die dringend notwendige Errichtung neuer Gruppen kein weiteres Geld in die Hand zu nehmen.“
„Die Anspannung steigt“, bestätigte im Ausschuss Georg Jöres vom Träger Caritas. Bislang habe man im Offenen Ganztag „ein gutes Niveau“ halten können, „das hat uns all die Jahre zusammengehalten“. Durch den massiven Ausbau aber gerate man zunehmend unter Druck: „Das schaffen wir kaum“, prognostizierte Jöres. Auch er sprach sich dafür aus, über höhere Elternbeiträge nachzudenken.
Der städtische Anteil am einzelnen OGS-Platz wird über die Jahre geringer
Eine Grafik, die Dezernent Lüngen mitgebracht hatte, veranschaulichte die Kostenentwicklung: Land, Kommune und Eltern sind an der OGS-Finanzierung beteiligt. In 2022 und 2023 standen pro Platz rund 3000 Euro zur Verfügung: In 2022 trug das Land davon 45 Prozent (1352 Euro), die Stadt 39 Prozent (1161 Euro) und die Eltern trugen 16 Prozent (491 Euro). Letztgenannter Anteil ist 2023 gleich geblieben, zwischen Land und Kommune aber hat sich bereits eine leichte Verschiebung ergeben: Der NRW-Anteil beträgt aktuell 47 Prozent (1392 Euro), der der Kommune 37 Prozent (1125 Euro).
Beim Blick auf die Prognosewerte von 2024 fällt auf, dass der städtische Anteil sinkt. Insgesamt werden im kommenden Jahr pro Platz nur noch 2959 Euro zur Verfügung stehen. Das Land wird davon voraussichtlich 48 Prozent (1434 Euro) übernehmen und die Kommune 35 Prozent (1034 Euro). Die Eltern werden weiterhin 491 Euro überweisen, was dann 17 Prozent der Summe ausmachen wird.
Lüngen: „Eltern zahlen keinen unterdurchschnittlich niedrigen Beitrag zur OGS“
Zur Forderung, den Vätern und Müttern, möglicherweise mehr Geld abzunehmen, um Standards halten zu können, sagte Lüngen: „Die Familien zahlen bislang einen Durchschnittsbetrag, ähnlich hoch wie in anderen Kommunen.“ Der Beitrag sei keinesfalls unterdurchschnittlich niedrig, betonte er. Die Stadt warte derweil weiter „händeringend“ auf die Landesvorgaben, die regeln, wie es mit dem OGS-Ausbau weitergeht.
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