Mülheim. Der Saarner Umweltverein hat 34 Störche in den Ruhrauen gesichtet und regt an, die Ansiedlung aktiv zu unterstützen. Warum es darüber Streit gibt.
Sie landen ursprünglich nur vorübergehend hier, um in den Saarner Ruhrauen Kraft zu tanken: 34 Weißstörche hat der Saarner Umweltverein in den vergangenen Jahren gezählt. Einige von ihnen sollen allerdings geklappert haben - das eindrucksvolle Konzert kann ein Vorspiel für die Paarung sein. Und auch Nester sollen sie zumindest begonnen, aber nicht vollendet haben. Deswegen regt der Vorsitzende Detlef Habig an, die Stadt möge doch Nisthilfen schaffen, um die Ansiedlung weiter zu begünstigen. Doch überraschend gibt es darüber Zank.
Denn dass sich Mülheim zum attraktiven Stopp für Zugvögel entwickeln könnte, wird von der Verwaltung zwar „grundsätzlich begrüßt“. Auch habe sie einzelne Paare in der Tongrube Rotkamp entdeckt, wo zuvor eine Graureiher-Kolonie nistete. Nur was die ‚Unterbringung‘ für gefiederte Zugezogene anbelangt, könne „eine dauerhafte Betreuung und Wartung von künstlichen Nisthilfen nicht gewährleistet“ werden. Gabriele Wegner, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde, vermutet sogar, dass solche Unterkünfte wohl zuerst von Nilgänsen bezogen werden könnten.
Streitfrage 1: Bieten die Ruhrauen genug Nahrung für Störche?
So will die Stadt proaktiv also keine Nisthilfen - und damit weitere Anreize - schaffen, sondern die Entwicklung abwarten. Wegner sagte aber immerhin zu, vorhandene Brutbäume mit Manschetten schützen zu wollen. Denn vor einigen Jahren hatten Nesträuber wie die Waschbären dafür gesorgt, dass die Reiherpopulation in den Ruhrauen drastisch reduziert wurde.
Dennoch hat die Frage um die Zukunft der Störche in Mülheim bereits Gezänk zwischen Naturschützern ausgelöst: Die zweite Nabu-Vorsitzende in Mülheim, Elke Brandt, hatte infrage gestellt, ob überhaupt genug Nahrung für Störche zu finden wäre. „Mit Zweifel gibt es keine Entwicklung“, kontert Habig vom Saarner Umweltverein die Einschätzung der Nabu-Vogelexpertin. Ihm zufolge hätten sich in den vergangenen zehn Jahren bis zu 72 Reihernester in den Ruhrauen befunden. „Das würde bedeuten, dass 144 Großvögel mit ihren circa je zwei Jungvögeln keine Nahrung gehabt hätten. Das ist natürlich falsch“, sagt Habig.
Die Ruhr mit ihren Altarmen werde nicht so schnell austrocknen, gibt der Umweltschützer zu bedenken. Seine Sicht stärkte die Mülheimer Naturschutzbehörde im Ausschuss: Genug Nahrung stehe auf dem Tisch, denn die Nahrungsgrundlage habe sich - so Leiterin Wegner - in den Ruhrauen verbessert.
Streitpunkt 2: Sind die Ruhrauen ruhig genug?
Allerdings hatte Brandt ebenso gegen die Ruhrauen als geeigneten Standort für die Ansiedlung von Weißstörchen argumentiert, weil durch die vielen Kanadagänse, Waschbären und Spaziergänger mit ihren Hunden keine Ruhe gegeben sei.
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Habig will das nicht gelten lassen: „Wie sind die vielen brütenden Reiher denn damit klargekommen nebst den anderen dort lebenden Tieren?“ Außer den Waschbären sehe er keine Gefahren. „Frau Brandt sollte sich die typischen Storchennester in Deutschland ansehen – vielfach in Dörfern, Bauernhöfen und an Landstraßen, hier ist auch eine gewisse Unruhe“, findet er.
In anderen Städten, so Habig, würden Nisthilfen vom Nabu gefördert und sogar zum Kauf angeboten. „Seltsam ist es, dass ein Bundesnaturschutzverband, der eine gemeinsame Satzung und gemeinsame Naturschutzziele hat, hier in Mülheim andersherum arbeitet.“
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