Mülheim. Sie lassen sich gern dort nieder, wo der Mensch Erholung sucht, etwa am Ruhrufer. Doch Kanada-Gänse stören manche – wegen ihrer Ausscheidungen.
Die einen finden es idyllisch, sie zu beobachten, den anderen stinken ihre Hinterlassenschaften: Kanada-Gänse. Jüngst fotografierte ein Leser eine große Gänse-Schar am Ruhrstrand in Saarn. Sind die Vögel in Mülheim ein Ärgernis?
„Viele Dutzende glückliche Wassertiere auf der Ruhr am Ruhrstrand in Saarn. Wahrscheinlich sind deren Verwandte genauso glücklich und aktiv an der Ruhrpromenade oder weiteren ruhrnahen idyllischen Orten“, hat der Leser sein Foto unübersehbar ironisch beschrieben. Er erspare es, auch „die inflationären Begleiterscheinungen dieser Gänse“ abzulichten. „Ist zwar nur ,verdautes Gras’, aber wer will schon drüber laufen, grüne Kinderhände reinigen, geschweige denn am Ruhrstrand darauf liegen,“ fragt der Leser.
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Beschwerden über die Gänse und das, was sie hinterlassen, liegen der Stadt aktuell laut Stadtsprecher Volker Wiebels nicht vor. Im Gegenteil: Auf Grünflächen, die in den Vorjahren stark von den Wasservögeln frequentiert waren, sei Ruhe eingekehrt, was den Gänse-Besuch anbelange. „An der Stadthalle hat es geholfen, Bauzäune am Ufer aufzustellen – dadurch können die Tiere nicht mehr auf die Grünflächen gelangen“, schildert Wiebels.
Erledigt habe sich das Problem mit kotenden Gänsen auch an der Sportanlage an der Mintarder Straße. Wiebels weiß: „Seitdem dort Platzwarte mit Hund leben, verscheucht der die Gänse.“ Die Population der Kanada-Gänse, so beobachtet man bei der Stadt, liege recht konstant bei 350 bis 400 Tieren.
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Das bestätigt Elke Brandt vom Nabu Ruhr: „Die Bestände sind seit Jahren gleich und haben sich eingependelt auf das Maß, was der Lebensraum hergibt.“ Dass die Gänse es sich mitunter dort gemütlich machen, wo auch Mülheimerinnen und Mülheimer gerne verweilen, sei „ein menschengemachtes Problem“, sagt Brandt, und erklärt, wieso: „Die Gänse lernen zum einen, Wegelagerer zu werden, wenn sie gefüttert werden, und zum anderen bietet man ihnen mit den kurz gemähten Wiesen beste Futterplätze an.“
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Als Futterplätze wählen die Kanada-Gänse auch landwirtschaftlich bestellte Felder – zum Ärger der Bauern, die die Vögel dann mitunter bejagen lassen. „Aktuell haben wir keine Probleme, aber im letzten Jahr hatten wir viele Gänse, die haben den jungen Raps abgezupft“, sagt Hermann Terjung, der Vorsitzende der Ortsbauernschaft Mülheim.
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Setze sich eine Gänse-Scharr in einem vom Wetter umgeknickten Weizenfeld nieder, könne er die Ernte daraus nicht mehr als Brotweizen verkaufen, erklärt Terjung – weil das Getreide vollgekotet ist. In ähnlicher Weise sorgten derzeit Tauben für Schäden, sagt der Ackerbauer. Auch die lasse er, genau wie die Gänse, bejagen, wenn der Fressschaden überhand nehme.
Für die Kanada-Gänse hat soeben die Schonzeit geendet, sie dürfen nun nach Aussage der Kreisjägerschaft Mülheim bis Ende Januar abgeschossen werden. „Gänse werden da bejagt, wo es möglich ist. Also Richtung Mintard, ab der Mendener Brücke und in den Saarner Auen“, erklärt Anke Gleichmar, Presse-Obfrau der Kreisjägerschaft, und betont: „In der Nähe von Gebäuden, Wohngebieten und auch der Stadthalle sind sogenannte befriedete Gebiete, dort darf nicht gejagt werden.“