Mülheim. In den Saarner Ruhrauen sichten Passanten vermehrt Störche. Wieso ein Ausbreiten der Tiere im Naturschutzgebiet dennoch unwahrscheinlich ist.

Wer oft an der Ruhr spazieren geht, wird ihn vielleicht schon einmal gesehen haben: den Weißstorch. Auf dem Weg in den Süden verbringen immer wieder kleine und auch größere Gruppen ihre Ausruhphase in den Ruhrauen.

Der Vorstandsvorsitzende des Saarner Umweltvereins Detlef Habig, wurde mehrfach von aufmerksamen Mitmenschen auf die schönen Tiere angesprochen. „Es gibt ein Interesse bei den Bürgern, die Bruthilfen begrüßen würden. In verschiedenen Städten werden sie bereits erfolgreich eingesetzt“, erklärt Habig.

Mülheimer Ruhrauen waren einst das Zuhause einer Reiherkolonie

Die Reiherkolonie, die früher in den Ruhrauen ansässig war und wahrscheinlich durch die Waschbären vertrieben wurde, hat einige leere Nester hinterlassen. In einem davon wurde bereits im letzten Jahr ein Storchenpaar beim Nestbau beobachtet, jedoch hat es das leider wieder verlassen. „Deshalb würde ich gerne anregen, dass die Stadt aktiv wird und Nisthilfen für Weißstörche in den Saarner Ruhrauen anbietet.“

Elke Brandt, zweite Vorsitzende des Nabu Ruhr sieht das eher kritisch. „Es ist immer schön, wenn Menschen motiviert sind und ich würde Bruthilfen auch nicht direkt ausschließen, jedoch ist es nicht damit getan, diese bereit zu stellen“, so Brandt. Auch sie kennt die durchziehenden Störche, die im Frühjahr oder Herbst Pause in Mülheim machen. Manche übernachteten nur und zögen sofort weiter, andere ruhten hingegen etwas länger.

Expertin ist gegen Bruthilfen in Mülheim

„Wenn wir Bruthilfen anbieten, dann müssen wir auch langfristig denken. Eine ständige Kontrolle und Wartung ist nötig.“ Sie verstehe den Wunsch, dass die Störche eine Hilfe zur Brut bekommen und sich in den Ruhrauen vermehren sollen, weist aber auch darauf hin, dass ausreichend Futter notwendig ist. Eine gewisse Nahrungsgrundlage sei vorhanden, aber ob sie ausreicht? Schwankungen des Wetters wie Hitze und hohe Feuchtigkeit können diese beeinflussen. „Wir wollen keine Fehlentwicklung fördern“, betont Brandt. „Eine intakte ökologische Landschaft ist unser Ziel.“

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Die Saarner Ruhrauen als Standort hält sie für nicht passend. „Eine Ansiedlung von Weißstörchen benötigt Ruhe. An der Ruhr mit den vielen Kanadagänsen, den Waschbären und den Spaziergängern mit ihren Hunden ist das nicht gegeben.“ Vielmehr würde sie einen Ort empfehlen, der der Öffentlichkeit nicht so zugänglich ist, wie zum Beispiel bei einem Landwirt.

Im Kreis Wesel gibt es betreute Nisthilfen. Die Storchen-Population ist seitdem sehr gewachsen.
Im Kreis Wesel gibt es betreute Nisthilfen. Die Storchen-Population ist seitdem sehr gewachsen. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Die Stadt Mülheim bestätigt auf Nachfrage, dass es momentan keine Bruthilfen für Weißstörche gibt. Anders zum Beispiel im Kreis Wesel: Dort werden Nisthilfen angeboten und betreut. Das habe wohl zu sehr erfolgreichen Bruten und zu einer Zunahme der Bestände geführt, so dass „auch in Mülheim in den vergangen Jahren vermehrt Weißstörche beobachtet werden konnten“, erklärt Sindy Peukert, Pressesprecherin der Stadt. „Gerade zur Zug-/Rastzeit werden durchaus mehr als 30 Tiere in Mülheim beobachtet.“ Trotzdem seien keine Nisthilfen von Seiten der Stadt geplant.

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