Mülheim. Kiffen ist cool? Wie das enden kann, hörten Schülerinnen und Schüler in Mülheim von einem ehemals Abhängigen. Er bot tiefe Einblicke in die Sucht.

Erstaunlich ruhig und interessiert verfolgen die Schüler und Schülerinnen des Berufskollegs Stadtmitte die Lesung von Amon Barth. Der Regisseur und Autor aus Hamburg ist in die Schule nach Mülheim gekommen, um im Rahmen der Suchtprävention aus seinem autobiografischen Buch „Breit, mein Leben als Kiffer“ vorzulesen.

Möglich gemacht haben die Veranstaltung Norbert Kathagen von der Ginko-Stiftung für Prävention und Monika Kühner vom Amt für Kinder, Jugend, Schule und Integration. „Es ist wichtig, dass es vielfältige Angebote für die Jugendlichen gibt“, so Monika Kühner. „Sie sollen für sich ans Überlegen kommen.“ Das bestätigt auch Norbert Kathagen. „Je mehr ich mit dem Alltag umgehen kann und Unterstützung erfahre, desto geringer ist die Gefahr der Sucht.“

Ehemaliger Abhängiger spricht vor Mülheimer Schülern über Cannabis-Missbrauch

Deshalb freut sich Markus Fox, Lehrer und Ansprechpartner für Prävention und Drogen am Berufskolleg über die Lesung. „Das Thema ist flächendeckend für alle von Bedeutung. Deshalb sitzt hier ein sehr unterschiedliches Klientel.“ Heute geht es speziell um den Missbrauch von Cannabis. Nach einer kurzen Begrüßung von Markus Fox übernimmt Amon Barth. „Mein Wunsch: Denkt über das Thema Sucht nach. Was bedeutet für euch Sucht“, eröffnet er seine Lesung. „Niemand will süchtig sein und die Kontrolle über sich und sein Leben verlieren.“

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Dann nimmt er in dem gemütlichen Ohrensessel mit der kleinen Tischlampe daneben Platz und beginnt aus seinem Buch vorzutragen. Er liest sehr lebendig und es gelingt ihm, die Schüler und Schülerinnen zu erreichen. Amon Barth beginnt, als er mit 14 Jahren den ersten Joint geraucht hat und wie daraus seine Sucht entstanden ist. Dann springt er vor zu der Zeit, als der Konsum sich verändert hatte und schließlich, wie er in die Notaufnahme eingeliefert wurde und dort mit einer Psychose behandelt wurde.

Autor in Mülheim: „Angst, erneut eine Psychose zu bekommen“

Nach seiner Lesung versucht der Autor auf eine sehr offene und nette Art mit den Schülern und Schülerinnen ins Gespräch zu kommen. Tatsächlich gibt es die eine oder andere Frage, die Amon Barth geduldig und ehrlich beantwortet. Einen Schüler interessiert es, wie er sich jetzt fühle, wenn er an anderen Kiffern vorbeigehe. Amon Barth erklärt, dass es ihm lange Zeit schwergefallen war. Alleine der Geruch habe ihn sofort daran erinnert. „Aber inzwischen ist es ok.“

Autor Amon Barth, ehemals drogenabhängig, las vor Schülerinnen und Schülern des Mülheimer Berufskollegs Stadtmitte aus seinem Buch „Breit, mein Leben als Kiffer
Autor Amon Barth, ehemals drogenabhängig, las vor Schülerinnen und Schülern des Mülheimer Berufskollegs Stadtmitte aus seinem Buch „Breit, mein Leben als Kiffer". © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Das Thema Psychose hat auf die Anwesenden starken Eindruck gemacht und man konnte sehen, dass viele diese Konsequenz des Drogenkonsums nicht kannten. Amon Barth gab zu, dass er genau aus dieser Angst heraus, erneut eine Psychose zu bekommen, letzten Endes aufgehört hatte zu kiffen.

Mülheimer Schüler: „Jeder muss seinen eigenen Weg gehen“

Ein weiterer Punkt, der die Jugendlichen interessiert, ist die kommende Legalisierung von Cannabis. Sie sind verunsichert und es gibt viele Fragen. „Es gibt gute Gründe, die dafür sprechen, aber auch dagegen“, so Amon Barth. „Denkt daran, dass der Erwerb nur ab 18 Jahren legal sein wird“, erinnert Norbert Kathagen die Schüler und Schülerinnen noch einmal. „Und nicht alles, was legal ist, ist auch gut für die Gesundheit“, wirft eine Schülerin ein.

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Auch Reza Zarabadi, 18 Jahre alt, findet die Lesung sehr interessant. „Dass jemand extra aus Hamburg zu uns kommt, um mit uns darüber zu reden, ist schön.“ Er ist überrascht, wie offen Amon Barth mit seiner Sucht umgeht. „Jeder muss seinen eigenen Weg gehen und vielleicht auch anderen helfen“, nimmt er heute von der Veranstaltung mit.

Man sieht, dass ein wichtiges Thema angesprochen wurde und die Lesung und das anschließende Gespräch vielleicht dazu beigetragen haben, dass die Jugendlichen sich damit beschäftigen und sich selbst hinterfragen. „Wir können euch nicht vor dem Konsum schützen, das müsst ihr selber tun“, macht Norbert Kathagen noch einmal ganz deutlich. „Holt euch lieber frühzeitig Hilfe, als wenn es zu spät ist.“

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