Mülheim. Nach dem Preisschock im Vorjahr ist Gas wieder viel günstiger zu haben. Ein Blick auf Angebote in Mülheim zeigt: Hunderte Euro lassen sich sparen.
Nach den Preisschocks im Vorjahr ist das Heizen mit Gas wieder um einiges günstiger geworden, wenn auch nicht so günstig wie vor Ausbruch des Ukraine-Krieges. Mülheimer Verbraucherinnen und Verbraucher können mittlerweile wieder zwischen den Angeboten von fast 100 Gasversorgern wählen. Ein Preisvergleich zeigt, dass sie mitunter mehrere hundert Euro im Jahr sparen können bei einem Anbieterwechsel.
Kunden, die in diesem Jahr noch keinen Anbieter- oder Tarifwechsel vollzogen haben, zahlen laut Feststellung der Verbraucherzentrale „häufig weiterhin hohe Preise, obwohl diese seit Dezember 2022 deutlich gesunken sind“. Insbesondere diejenigen, die in Neukunden-Tarife wechselten, könnten aktuell wieder von Preisen profitieren, die meist gar unterhalb der Gaspreisbremse lägen, mit der der Bund den Gasverbrauch zunächst noch bis zum Jahresende subventioniert: Für private Haushalte ist der Gaspreis seit März auf 12 Cent brutto pro Kilowattstunde begrenzt, für 80 Prozent des Jahresverbrauchs vom Vorjahr.
Gasanbieter in Mülheim: Teilweise unter 9 Cent pro Kilowattstunde
Auch interessant
Für Mülheim weist das Wechsel-Portal Verivox aktuell gar Tarife aus, die mit einem Arbeitspreis von unter 9 Cent, also deutlich unter der Preisbremse, werben. Ausgerechnet der vom Portal aktuell als preisgünstigster Tarif obenan gestellte ist aber von einem Anbieter, der in der Vergangenheit Negativ-Schlagzeilen gemacht hat: Goldgas lockt mit einem Arbeitspreis von 8,43 Cent/kWh. Samt Grundpreis (88,05 Euro im Jahr) käme ein Musterhaushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 12.000 kWh damit auf eine Jahresrechnung von knapp unter 1100 Euro.
Jener Musterhaushalt zahlt im Mülheimer Grundversorger-Tarif der örtlichen Medl aktuell deutlich mehr, ab November nämlich 1617,84 Euro. Das entspricht Mehrkosten von mehr als 500 Euro beziehungsweise gut 47 Prozent. Aktuell hat die Medl zwei frische Tarife für Neukunden am Markt, beide aber auch um einiges teurer als jener Goldgas- oder andere Tarife am Markt. Jeweils mit Mindestvertragslaufzeit bis Dezember 2024 oder aber Dezember 2025 versehen sind die Tarife „Medl Grüngas 2024“ und „Medl Grüngas 2025“. Im Tarif mit der kürzeren Mindestvertragsdauer zahlt besagter Musterhaushalt auf das Jahr gerechnet 1489,44 Euro, im anderen Tarif mit längerer Bindung 1361,04 Euro und damit immer noch gute 260 Euro mehr als beim Sieger des aktuellen Preisvergleichs.
Mülheims Netzbetreiberin Medl hatte Goldgas 2011 aus dem Markt verbannt
Noch mal zurück zu diesem, zu Goldgas, und dessen schlagzeilenträchtiger Vorgeschichte: Nach mehrfachem Zahlungsverzug in den vorherigen Monaten hatte sich Mülheims Medl als Netzbetreiberin im Sommer 2011 nach dem Desaster um Teldafax auch bei Goldgas gezwungen gesehen, jenem Anbieter den Zugang zu ihrem Netz zu verwehren. Die fälligen Netzentgelte seien in den acht Monaten zuvor bereits fünfmal verspätet überwiesen worden, aktuell sei gar nicht gezahlt worden, hieß es seinerzeit.
Aktuell ist das Unternehmen mit Sitz in Eschborn gut bewertet von Kunden. Es gehört als 100-prozentiges Tochterunternehmen des Leipziger Erdgasspezialisten VNG AG zum Energieriesen EnBW. Bei mehr als 17.000 Kunden-Bewertungen kommt Goldgas bei Verivox.de zu einer durchschnittlichen Bewertung von 4,5 von maximal fünf möglichen Sternen; bei Check24 liegt die Weiterempfehlungsquote immerhin auch noch bei 78 Prozent. Noch ein Plus: Kunden, die jetzt zu Goldgas wechseln, binden sich nur an eine Vertragslaufzeit von einem Monat, können also ohne Aufschub wieder wechseln, sollte Goldgas an der Preisschraube drehen.
- Lesen Sie auch:Heizen mit Gas und Öl: Bis 2035 soll damit Schluss sein
Medl: Einige Anbieter wieder da, die Kunden im Vorjahr gekündigt haben
Für Mülheims Medl reklamiert Vertriebschef Jan Hoffmann abermals, als lokaler Grundversorger eine andere, auf längerfristige Stabilität ausgerichtete Beschaffungsstrategie für Gas zu fahren und daher mit zeitlich befristeten Kampfangeboten von Wettbewerbern nicht mithalten zu können. Auf Discount-Anbieter unter ihnen blickt Hoffmann skeptisch: Da kämen nun einige „wieder aus dem Busch hervor, die im letzten Jahr ihre Kunden rausgeworfen haben“, das sollten Verbraucher aus seiner Sicht nicht vergessen. Jetzt lockten diese wieder mit „Monster-Boni“.
Aber sei darauf Verlass, wenn der Konkurrenz das billig eingekaufte Gas vom Spotmarkt ausgehe und sie schon im Herbst zu womöglich hohen Preisen nachkaufen müssten, die von ihren aktuellen Tarifen nicht gedeckt seien? „Unsere Kunden sind zuverlässig und sicher versorgt“, sagt Hoffmann. „Wir sind gut aufgestellt und haben mit ordentlichen Vorlieferanten Verträge gemacht.“
Mülheims Medl bietet Sondertarife nur noch mit längerer Vertragslaufzeit
Auch interessant
Dass die Medl nun zudem außerhalb der Grundversorgung nur noch Tarife anbiete, die nicht mehr monatlich kündbar sind, ist laut Hoffmann dem geschuldet, dass man für sich in den turbulenten Zeiten am Energiemarkt festgestellt habe, „dass Kunden es besser finden, wenn wir Fixpreise anbieten“. Im Grundversorger-Tarif, so die Ankündigung der Medl, sollen die Preise zum 1. November „deutlich runtergehen“ – von 16,59 auf 11,77 Cent/kWh. Das macht dann beim Musterhaushalt aber doch eine Gesamtrechnung von besagten 1617,84 Euro im Jahr und ist im Preisvergleich nicht konkurrenzfähig.
Die Verbraucherzentrale NRW ruft Bürger aktuell weiter dazu auf, angesichts der gesunkenen Preise einen Anbieter- oder Tarifwechsel zu prüfen. Dabei seien stets die Laufzeiten und auch etwaige Preisgarantien (viele sind eingeschränkt) penibel zu durchleuchten. „Zu Bonus-Tarifen, Ökostrom und Online-Tarifen sollten Sie sich vorab genau informieren“, heißt es zudem.
Diese Tipps gibt es zum Preisvergleich in Internet-Portalen
Die Verbraucherschützer empfehlen die Nutzung entsprechender Vergleichsportale im Internet. Hier sei allerdings für einen Tarifvergleich auf die Voreinstellungen Acht zu geben. Die Verbraucherzentrale rät, im Preisvergleich Boni nicht einrechnen zu lassen, um die Jahreskosten besser einschätzen zu können. Ferner seien Voreinstellungen wie „Nur Tarife mit direkter Wechselmöglichkeit“ oder „Nur Tarife mit hoher Kundenempfehlungsquote“ zu deaktivieren. Denn, so die Verbraucherschützer: Die Vergleichsportale finanzieren sich über Provisionen der Anbieter, die mit ihnen kooperieren, und über Werbung. Es steckt keine gemeinnützige Intention hinter ihren Portalen, sondern ebenfalls ein wirtschaftliches Interesse.
Mehr Tipps und Informationen findet man unter www.verbraucherzentrale.nrw.