Mülheim. Zum neuen Schuljahr starten in Mülheim so viele Erstklässler wie nie. Um diesen Anstieg zu bewältigen, soll die Schullandschaft verändert werden.

Zum neuen Schuljahr starten in Mülheim so viele Erstklässlerinnen und Erstklässler wie noch nie: 1716. So viele Schülerinnen und Schüler unterzubringen, erfordert eine Verteilung, die den Ansprüchen möglichst aller beteiligter Seiten genügt: der Familien, der Schulen aber eben auch der Verantwortlichen. Mehrere Faktoren entscheiden darüber, wie viele Eingangsklassen es maximal pro Schule geben kann.

Schon 2021 und 2022 sind Angaben des Amtes für Kinder, Jugend, Schule und Integration zufolge zwei geburtenstarke Jahrgänge eingeschult worden. 1519 Kinder zum Schuljahr 21/22 und 1637 zum Schuljahr 22/23. Problematisch dabei: Die im vergangenen Jahr beschlossenen Erweiterungsmaßnahmen aus dem Bildungsentwicklungsplan sind bislang nicht umgesetzt worden und das bei von Jahr zu Jahr steigender Zahl an Erstklässlerinnen und Erstklässlern. In dem Plan festgehalten sind unter anderem die Erweiterung an der Barbaraschule von zwei auf drei Züge und auch an der Grundschule am Steigerweg sollen künftig vier erste Klassen unterrichtet werden.

Mülheimer Schulen müssen mehr Kinder aufnehmen

Um das zu bewerkstelligen, sollte an den Schulen an- und umgebaut werden. Bereits beim Beschluss des Bildungsentwicklungsplans bremste Schuldezernent David Lüngen, indem er verkündete, dass die nötigen Gelder noch nicht zur Verfügung stehen und erst mit dem nächsten Haushalt einzuplanen seien. Außerdem müsse bei großen Bauvorhaben immer auch eine europaweite Ausschreibung erfolgen, was laut Stadtverwaltung im Zeitplan meist ein- bis anderthalb Jahre in Anspruch nehmen kann. „Ein solches Verfahren besteht immer aus mehreren Phasen – es gibt keine Abkürzung“, hieß es damals. Die Konsequenz daraus: Vor 2026 sei nicht mit der Umsetzung der Bauprojekte zu rechen.

Die Schülerflut aber bleibt und mache es notwendig, dass „auch zum kommenden Schuljahr durch Mehrklassenbildungen weitere Raumressourcen aus dem vorhandenen Bestand aktiviert werden müssen“, wie es bereits Anfang des Jahres in einem Bericht aus dem Bildungsausschuss hieß. In Abstimmung mit der Schulaufsicht schlug die Verwaltung damals vor, an einigen Standorten Mehrklassen über den eigentlichen Rahmen hinaus zu bilden. Eher als Kompromiss, denn als Lösung, die alle zufriedenstellt, sind so seinerzeit die Schildbergschule, die Barbaraschule, die GGS Heinrichstraße, die Martin-von-Tours-Schule und die Katharinenschule als betroffene Standorte genannt worden.

Mülheims Bildungsentwicklungsplan sieht vor, dass die Barbaraschule als eine der ersten umgebaut werden soll, um mehr Schülerinnen und Schüler aufnehmen zu können.
Mülheims Bildungsentwicklungsplan sieht vor, dass die Barbaraschule als eine der ersten umgebaut werden soll, um mehr Schülerinnen und Schüler aufnehmen zu können. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Zwei der ersten Schulen, an denen der Bildungsentwicklungsplan in die Praxis umgesetzt werden soll, sind die Barbaraschule und die GGS Steigerweg. Hier hatte die Verwaltung im vergangenen Herbst erste Pläne zur Erweiterung präsentiert. An den beiden Schulen werde „das Aufkommen an Grundschülern im Stadtteil als besonders hoch prognostiziert“, hieß es damals zur Begründung im Bildungsausschuss. An beiden Schulen fehlen laut des sozialwissenschaftlichen Beratungsunternehmens Gebit, das die Lage vor Ort analysiert hat, rund 2000 Quadratmeter zusätzliche Fläche.

Anstieg der Erstklässler verteilt sich in Mülheim gleichmäßig

Während an der Barbaraschule ein altes Kita-Gebäude abgerissen und ein zweigeschossiger Erweiterungsbau hochgezogen werden müssten, bräuchte es an der GGS Steigerweg einen Neubau auf dem Schulgelände. Allein für die Vorplanung sind 100.000 Euro brutto pro Standort veranschlagt worden. Auf die aktuellen Anmeldezahlen wirkt sich das an beiden Schulen kaum bis wenig aus. Während an der Barbaraschule 77 Kinder in die erste Klasse starten (im Oktober 2021 waren für das Schuljahr 22/23 79 Kinder angemeldet), sind es an der GGS Steigerweg 76 Kinder (Oktober 2021: 89).

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Die unterm Strich 79 mehr Erstklässler im Vergleich zum Vorjahr verteilen sich relativ gleichmäßig auf Mülheims Grundschulen, wie ein Blick auf die aktuellen Anmeldezahlen zeigt – mit wenigen Ausschlägen. So macht die Astrid-Lindgren-Schule, die Katharinenschule, die GGS Saarnberg, die Pestalozzi-Schule und GGS Zunftmeisterstraße Sprünge nach oben. Die meisten Anmeldungen unter Mülheims Grundschulen hat übrigens zum neuen Schuljahr die Hölterschule (104), gefolgt von der GGS Heinrichstraße und der Schildbergschule (jeweils 103).

>>> Schülerzahlen bestimmen Klassengröße

  • Landesrechtliche Vorgaben schreiben vor, wie groß Schulklassen zu sein haben. Die sogenannten Schülerzahlenkorridore beziehen sich auf die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler
  • bis zu 29 Kinder: eine Klasse
  • 30 bis 56 Kinder: 2 Klassen mit jeweils 15 bis 28 Kindern
  • 57 bis 81 Kinder: 3 Klassen mit jeweils 19 bis 27 Kindern
  • 82 bis 104 Kinder: 4 Klassen mit jeweils 20/21 bis 26 Kindern
  • 105 bis 125 Kinder: 5 Klassen mit jeweils 21 bis 25 Kindern
  • 126 bis 150 Kinder: 6 Klassen mit jeweils 21 bis 25 Kindern

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