Mülheim. Bei Rot-Weiss Mülheim stand der Fußball am Samstag nicht im Mittelpunkt. Wer seinen Teil zu Dreharbeiten des dritten Waldhelm-Films beitrug.
Laute Ansagen sind auf Fußballplätzen gerade im Ruhrgebiet nichts Besonderes. Auf der Anlage von Rot-Weiss Mülheim stammten die am Samstag aber nicht vom Trainer und muteten im ersten Moment etwas merkwürdig an: „Die roten Fußballer bitte auf die eins.“
Schließlich fand auf dem Sportplatz an der Bruchstraße auch kein normales Spiel statt, sondern ein Filmdreh. Regisseur Alexander Waldhelm nahm in Eppinghofen zwei Szenen für seinen dritten Film „Darf ich das so schreiben?“ auf. Darin geht es um den Alltag eines jungen Lokalreporters, der es während eines Sportplatzbesuchs mit drei nörgelnden Zuschauern zu tun bekommt – gespielt von den Kabarettisten René Steinberg, Fritz Eckenga und Kai Magnus Sting.
Regisseur hatte Platz von Rot-Weiss Mülheim schon beim Schreiben im Kopf
Dass das „MWB-Stadion“ zum Drehort wurde, war dabei kein Zufall. „Ich habe mich sehr gefreut, dass das geklappt hat. Ich wohne seit 26 Jahren im Dichterviertel und als ich die Szene geschrieben habe, hatte ich nur diesen Fußballplatz im Kopf und sonst gar nichts“, sagt Waldhelm.
„Für uns als Verein war das überhaupt kein Thema, es ist einfach mal was anderes“, erklärte sich der Vereinsvorsitzende Gabriel Jungnickel-Marques sofort einverstanden, die Anlage für den Dreh bereitzustellen. Mehr noch: Der Klub verbreitet über die sozialen Netzwerke auch die Suchanfragen nach Komparsen, um ein realistisches Fußballspiel zu simulieren. Mit Gegrilltem und Getränken wurden alle Zuschauenden versorgt.
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Obwohl die zweite Mannschaft auf einem Festival weilt und die dritte an einem Turnier teilnimmt, bekam RWM zwei Teams zusammen, die im Hintergrund der eigentlichen Filmszenen den Ball rollen ließen. Wenngleich auch immer nur für ein paar Minuten. Bis zum „Cut“-Ruf des Regisseurs. „Jetzt könnt ihr erstmal wieder in den Schatten gehen“, ordnete Waldhelm an.
Rot-Weiss Mülheim: Filmdreh hat auch viel mit Warten zu tun
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„Dass es mit so viel Warten zu tun hat, wussten wir tatsächlich nicht, aber das ist bei den Temperaturen vielleicht auch gar nicht so schlecht“, meinte Pierre Hirtz, Kapitän der ersten Mannschaft von Rot-Weiss Mülheim. Unterstützt wurden die RWM-Kicker von einigen Besuchern. „Wir haben auf Facebook davon gelesen und die Jungs wollten gerne mitspielen“, meinte eine Mutter, die mit ihren beiden Söhnen an die Bruchstraße gekommen war.
Zu den Zuschauern des Film-Fußballspiels gehörten auch Udo und Hannelore Zimmer sowie Jörg Streich. „Ich habe mal vor 50 Jahren hier Fußball gespielt. Als ich das in der Zeitung gelesen habe, dachten wir uns, wir gucken uns das mal an“, erklärte Zimmer. Außerdem, ergänzte seine Frau, wohne René Steinberg in der Parallelstraße. „Samstags haben wir nichts vor, da machen wir mal ein bisschen dummes Zeug“, so die Zimmers.
Was normale Komparsen den Filmemacher kosten würden
„Das sind Menschen, auf die bist du angewiesen, wenn du so Filme machst wie ich“, erklärt Drehbuchautor, Regisseur und Produzent Waldhelm. Wären Komparsen bestellt worden, hätten diese 100 Euro pro Person gekostet. „Das heißt: Wenn ich 100 Zuschauende hätte, müsste ich nur dafür 10.000 Euro bezahlen. Das ist ungefähr die Hälfte vom Gesamtbudget und einfach nicht darstellbar“, unterstreicht Waldhelm.
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Der Mülheimer freute sich außerdem darüber, dass die drei Kabarettisten Steinberg, Eckenga und Sting ihm auch im dritten Film „für einen Tag ihre Kunst schenken“. Zumal Eckenga immerhin aus Dortmund angereist war. „Ich weiß, dass zwei von ihnen auch glühende Fußballfans sind“, sagt Waldhelm über Eckenga und Steinberg. „Nörgler am Spielfeldrand – endlich genau meine Rolle“, schrieb Steinberg hinterher via Instagram. „Der Trainer muss weg“, durfte er in seiner Rolle immer wieder schimpfen.
„Nachhilfe“ für Kai Magnus Sting in Sachen Fußball
Dass Kai Magnus Sting laut eigener Aussage wenig vom Fußball versteht, sah Fritz Eckenga auch als Auftrag. „Wir mussten ihn hier heute ein bisschen heranführen“, meinte der Dortmunder.
Offenbar mit Erfolg. „Natürlich habe ich die Szene geschrieben, aber logischerweise hat der ein oder andere von den Profis Freude daran, ein bisschen zu improvisieren“, meinte Waldhelm. Der Regisseur ergänzt: „Die Szene hat das Potenzial, dass man da in drei bis vier Jahren noch mal drauf guckt, weil das wirklich sehr lustig ist.“
Gedreht wird „Darf ich das so schreiben?“ noch bis Ende Juli. Es ist der dritte Film des Mülheimers nach „Pottkinder – ein Heimatfilm“ (2017) und „Beziehungen – kein schöner Land“ (2022).