Mülheim. Dem Mülheimer Drehbuchautoren und Regisseur Alexander Waldhelm gelang es erneut, zahlreiche Ruhrgebiet-Promis in Szene zu setzen.

Von 36 Drehtagen im Sommer 2019, hauptsächlich in Mülheim, erzählt der Mülheimer Journalist Alexander Waldhelm, bei „Beziehungen – kein schöner Land“ Drehbuchautor und Regisseur in Personalunion. Für den im Film wichtigen Angelteich reiste das Team jedoch zum Niederrhein, und zwar in einer „konspirativen Fahrt“: Ein Ortskundiger fuhr vor, denn es führt noch nicht mal ein Feldweg dorthin.

Die meisten Promis kamen zwar nur für einen Drehtag, doch alle Anwesenden stimmen Volker Pispers (als Immobilienmakler) zu, als er vor der Premiere sagt: „Die Stimmung war großartig!“ – Obwohl er sich vor sieben Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, beteuert Pispers: „Es war ein schöner Tag. Ich würd’s sofort wieder machen!“ Gerburg Jahnke fragt sogar typisch keck auf der Bühne: „Darf ich das nächste Mal wieder mitmachen?“

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Gerburg Jahnke zeigt sich von Waldhelm beeindruckt

Sie zeigt sich immer noch beeindruckt von der Leidenschaftlichkeit, mit der Waldhelm seine Film-Projekte angeht. Jahnke gesteht – quasi immer noch lachend –, dass sie und René Steinberg ihre eigentlich doch recht kurze Szene über die Bienen wegen diverser „Lachsalven“ ständig neu versuchen mussten. – Einige Filmschnipsel davon sind erfreulicherweise auch im Abspann des Films zu sehen.

Gerburg Jahnke bei der Premiere in der Essener Lichtburg.
Gerburg Jahnke bei der Premiere in der Essener Lichtburg. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Uwe Lyko zeigte sich immer noch begeistert, dass Alexander Waldhelm ihm Raum für „Improvisation gelassen“ hat, so dass Herbert Knebel sich genüsslich über das Eierlikör-Rezept auslassen konnte. Herbert Knebels Affentheater wird übrigens am 23. und 24. September wieder in der Mülheimer Stadthalle gastieren. Der Neudorfer Kai Magnus Sting fand 2019 bereits Gefallen daran, mit dem Rad zum Dreh fahren zu können. Das Anstrengendste an der Pathologie-Szene sei die Klimaanlage nebenan gewesen, die immer nur 10 Minuten schwieg, dann aber wieder für 40 oder gar 45 Minuten lärmte und die Dreharbeiten lahmlegte. Eigentlich hätte das triefende Thunfisch-Sandwich auf die Leiche tropfen sollen, führt Sting aus, doch egal, wie wild er auch damit agierte, es wollte einfach nicht gelingen.

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Für Bodo Lacroix gab es viele Frikadellen und Kaffee

Anstrengend war’s auch für Bodo Lacroix, denn der Schauspieler musste im „Schrägen Eck“ alias „Tommy“ ja permanent Frikadellen essen und Kaffee trinken. Leider habe er nicht aufgepasst, nicht richtig geschaltet, als der Wirt ihn fragte, ob er richtigen Kaffee oder koffeinfreien haben wolle – er entschied sich fatalerweise für richtigen! Dementsprechend gestaltete sich die Nacht dieses Drehtages als sehr anstrengend für Lacroix: „Mir war nicht nur schlecht, ich konnte auch nicht schlafen!“ Aber lecker seien sie gewesen, die Frikadellen, deren Anzahl übrigens von Crew-Mitgliedern auf „gut 20“ geschätzt wird. Ähnlich stressig sei die Szene bei der Nachbarin gewesen, da sage der filmische Ermittler nämlich gar nichts, müsse nur ständig Kekse essen – und das tut Lacroix mit solch einer Wonne, dass man beim Zuschauen den Geschmack der Schokoglasur auf der Zunge hat.

Uwe Lyko und Volker Pispers (rechts) sitzen in der Filmbar.
Uwe Lyko und Volker Pispers (rechts) sitzen in der Filmbar. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Auch Patricia Höfer berichtet von einer ähnlichen Szene, als ihr versehentlich statt eines alkoholfreien Biers eines mit Alkohol gegeben worden war. „Ich vertrag überhaupt keinen Alkohol!“, gibt sie lachend zu und gesteht: „Ich hätte die Szene sonst wohl nicht so heftig gespielt.“ Als „bekennender Agatha Christie-Fan“ habe sie sich sehr gefreut, eine Kommissarin spielen zu können, noch dazu in Mülheim. Hier lebte sie immerhin 15 Jahre lang, arbeitete als Sekretärin bei Tengelmann, ihre Schwiegermutter wohnt am Hans-Böckler-Platz, und sie ist auch wegen zahlreicher Mülheimer Freunde der „schönen Stadt“ immer noch verbunden. Dass ihr Sohn Gedeon überhaupt schauspielerische Fähigkeiten besitzt, erfuhren die Eltern bei den Theatervorstellungen der Waldorfschule.

Für Gedeon Höfer war es ein „Wiedersehen mit der Heimat“

In „Beziehungen – kein schöner Land“ mimt Gedeon Höfer einen jungen Bankangestellten – die Schauspiel-Ausbildung und seine Theatererfahrungen in Wiesbaden kommen ihm sichtlich zugute. Für den 24-jährigen Gedeon waren die Drehtage ein „Wiedersehen mit der Heimat“, wie er sagt. Der bei der Film-Premiere anwesende Oberbürgermeister Marc Buchholz fand den Film „außergewöhnlich“ und betont, wie sehr ihm die häufigen kleinen Wiederholungen zur Charakterisierung der Ermittler und deren Probleme – Junggesellendasein und Alkoholsucht – gefielen.

Patricia Höfer und Gedeon Höfer in der Filmbar.
Patricia Höfer und Gedeon Höfer in der Filmbar. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Zudem sei es „toll“, dass auch im Mülheimer Rathaus gedreht wurde. „Gern mal wieder in Mülheim!“, sagte er für zukünftige Projekte von Alexander Waldhelm. – Das Drehbuch zu Waldhelms neuen Film ist längst fertig. „Darf ich das so schreiben?“ beschäftigt sich mit dem Alltag eines jungen Reporters bei einer Lokalzeitung – autobiografische Bezüge sind wohl unvermeidlich.