Mülheim. Mülheims Freibad an Kämpgens Hof soll absehbar schließen und einer Neubebauung weichen. Jetzt gibt es Neuigkeiten zum millionenschweren Projekt.

Mülheims Planungsamt übertrifft seine eigenen, düsteren Prognosen: Entgegen der Vorhersage von Planungsdezernent Felix Blasch von Ende November 2022 hat Stadtplanerin Stefanie Lemser nun doch schon den Entwurf für einen Bebauungsplan zur Nachnutzung des Freibad-Areals von Kämpgens Hof in Mülheim-Dümpten vorgelegt.

Ende November hatte Dezernent Blasch bei der kritischen Ratsmehrheit vergeblich darum geworben, auf ein Bauleitplanverfahren zu verzichten und den Investoren die Möglichkeit zu lassen, ihr Vorhaben auf dem Grundstück zwischen A 40 und Denkhauser Höfen mittels Bauantrag gemäß § 34 des Baugesetzbuches zu verwirklichen. Jener Paragraf regelt, dass in Gebieten ohne spezielles Baurecht derart gebaut werden darf, dass sich die neue Bebauung in die Umgebung ohne Störung einfügt.

Kämpgens Hof: Mülheims Politik bremste Investorin im November 2022 vorerst aus

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Die Bedenken der Politik, namentlich von der schwarz-grünen Ratsmehrheit, den MBI und der „Partei“, waren aber zu groß, als dass sie der Mülheimer Kli.Sen GmbH über deren Entwicklungsgesellschaft „Home Projekt“ freie Hand geben wollte. CDU und Grüne hatten seinerzeit reklamiert, dass es insbesondere aus zweierlei Gründen politischer Mitsprache bedürfe: Einerseits sei in einem Neubau-Quartier dieses Ausmaßes das städtische Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 abzubilden. Andererseits, und das hatte im Herbst bereits eine Bürgerversammlung gezeigt, sind in umliegenden Wohnvierteln die Sorgen groß, dass die Verkehrsinfrastruktur vor Ort durch ein solch wuchtiges Neubauprojekt überlastet sein könnte. Noch mehr Rückstau sowohl am Knotenpunkt Hildegardstraße/Denkhauser Höfe als auch an der Einmündung der Denkhauser Höfe auf die Mellinghofer Straße wurden da befürchtet.

Denn der Investor plant Großes. Auf dem 2,6 Hektar großen Areal soll nur die ehemalige Tennishalle (vorerst) stehen bleiben. Alles andere, angefangen vom privaten Freibad bis hin zum alten Hotel samt mittlerweile geschlossenem Restaurant, soll dem Erdboden gleichgemacht werden. So soll für einen zweistelligen Millionenbetrag ein komplett neues Wohn- und Gewerbequartier entstehen.

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60 bis 70 Wohnungen sollen auf Freibad-Gelände in Mülheim-Dümpten entstehen

Neun Mal hatte die Investorin ihre Entwürfe in der Vergangenheit angepasst, bis sich nach mehreren Runden letztlich neben den Stadtplanern aus dem Technischen Rathaus auch der städtische Gestaltungsbeirat zufrieden zeigte. Über den Stich der Hildegardstraße, wo sich ein Stützpunkt der Johanniter Unfallhilfe befindet, soll das Bauland erschlossen werden. Ein fünfgeschossiger Kopfbau im Osten (mit Büros) soll das Entree zum neuen Stadtviertel bilden. Im weiteren Verlauf der Haupterschließungsstraße sollen nach Wunsch der Investorin drei Gebäude mit jeweils drei Geschossen entstehen. Sie sollen Platz bieten für Gewerbe und Wohnen, unter anderem altersgerechten Wohnraum mit Serviceangeboten und Pflegedienstleistungen.

So skizziert die Investorin ihre Baupläne für das Areal rund um Kämpgens Hof in Mülheim-Dümpten: Links der Kopfbau zur Einmündung in den Stich der Hildegardstraße, rechts die ehemalige Tennishalle, dazwischen Gebäude für Wohnen und Gewerbe.
So skizziert die Investorin ihre Baupläne für das Areal rund um Kämpgens Hof in Mülheim-Dümpten: Links der Kopfbau zur Einmündung in den Stich der Hildegardstraße, rechts die ehemalige Tennishalle, dazwischen Gebäude für Wohnen und Gewerbe. © Smyk Fischer Architekten GbR | Kli.Sen Holding

Von jener Haupterschließungsstraße soll sich in den Norden noch eine verkehrsberuhigte Stichstraße erstrecken, an der sich „in größtmöglicher Entfernung“ zur A 40 fünf reine Wohngebäude aneinanderreihen sollen. Diese sollen überwiegend drei Vollgeschosse haben, in direkter Nachbarschaft zu bestehenden Wohnhäusern im Nordosten aber nur zwei. Es sollen am Ende Zwei- bis Vierzimmerwohnungen in die Vermarktung gehen. So sollen verschiedene Nutzergruppen angesprochen werden. Insgesamt sind 60 bis 70 Wohnungen geplant.

Kämpgens Hof in Mülheim: Nicht nur Quartiersplatz soll grün daherkommen

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Drei Tiefgaragen mit insgesamt 98 Stellplätzen sind vorgesehen, dazu knapp 60 oberirdische Stellplätze für das Gewerbe und Gäste. Im Südosten des Geländes ist ein grüner Quartierspark mit Wasserfläche, Spielflächen sowie Sitzmöglichkeiten skizziert. Einen weiteren Spielplatz soll es im Nordosten des Areals geben, an einem Wendehammer. Insgesamt soll das Quartier grün daherkommen. Für gefällte Bäume soll es Ersatzpflanzungen geben, um den Baumbestand „qualitativ zu ergänzen“.

Sichern soll der Bebauungsplan eine Fuß- und Radwegeverbindung zwischen dem Kreuzungspunkt Denkhauser Höfe/Hildegardstraße und dem Quartier An der Halde/Nikolaus-Ehlen-Straße. Die Anbindung soll es nach derzeitigem Stand im Bereich der Häuser Nikolaus-Ehlen-Straße 16 e-k geben. Ebenfalls zu sichern ist ein 40 Meter breiter Grünstreifen entlang der A 40, für den laut Bundesfernstraßengesetz ein Bauverbot für Hochbauten gilt. Hier soll auch weiteres Grün gepflanzt werden.

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Zahlreiche Gutachten und Prüfungen sind vorgesehen

Ein vorhabenbezogener Bebauungsplan, von der Investorin beantragt, soll all dies nun regeln. Die Kosten, die im Zuge des Verfahrens etwa durch Gutachten und zur weiteren Ausarbeitung des Baukonzeptes anfallen, hat die Investorin zu tragen. Dabei stehen zahlreiche Untersuchungen an, insbesondere werden in Nachbarschaft zur A 40 wohl weitreichende Lärmschutzmaßnahmen nötig.

Daneben ist ein Verkehrsgutachten vorgesehen, ebenso soll es einen Landschaftspflegerischen Begleitplan, Prüfungen zu Artenschutz und Entwässerung und nicht zuletzt eine Denkmalbewertung geben. Denn im Denkmalpflegeplan ist unter anderem das Gebäude Denkhauser Höfe 52-54 sowohl als möglicherweise erhaltenswerte Bausubstanz eingestuft als auch als „Historisches Wissen“ gekennzeichnet, da hier möglicherweise Überreste einer historischen Hofanlage vorhanden sein könnten.