Mülheim. Bis zu 75 Wohnungen, betreutes Wohnen, Büros sollen nach Aufgabe des Mülheimer Freibads Kämpgens Hof entstehen. Probleme, die zu lösen sind.

Investor und Architekten haben nun erstmals öffentlich vor Vertretern aus Politik und Bürgerschaft ihre Pläne zur Nachnutzung des Freibad-Areals Kämpgens Hof in Mülheim vorgestellt und sich einer Debatte gestellt. Dabei wurde deutlich, dass den Dümptenern insbesondere ein Problem Bauchschmerzen bereitet, das es zu lösen gilt.

Wie berichtet, haben die Mülheimer Projektentwickler Michael Klihm und Rainer Sensener über ihre Kli.Sen Holding vor, auf dem 26.000 Quadratmeter großen Freibad-Areal zwischen A 40 im Süden und Denkhauser Höfen im Norden ein komplett neues Quartier für Wohnen und Gewerbe zu bauen. Nach länger andauernden Absprachen mit der Bauerverwaltung und dem städtischen Gestaltungsbeirat ist nun ein Konzept entworfen, mit dem die potenziellen Investoren eine erfolgversprechende Grundlage geschaffen sehen für einen Bauantrag. Klihm kündigte am Mittwoch an, diesen in drei bis vier Monaten bei der Stadt einreichen zu wollen. Sollte eine Baugenehmigung vorliegen, greift der Kaufvertrag zwischen Familie Kämpgen und den Investoren.

Neubauvorhaben Kämpgens Hof in Mülheim: Erstmals öffentliche Debatte

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Zur öffentlichen Präsentation der Baupläne hatte der Investor nun Vertreter der Politik und über den Dümptener Bürgerverein auch Anwohner in ein einige Kilometer entferntes Hostel in Oberhausen eingeladen. Gut 20 Gäste waren gekommen – und hatten Fragen mitgebracht.

Zunächst aber noch mal zu den Plänen, die das Saarner Architekturbüro Smyk Fischer im Auftrag der Investoren ausgearbeitet hat. Sie sehen vor, das Areal komplett über den kleinen Stich der Hildegardstraße, der im Süden der Denkhauser Höfe auch heute schon Zufahrt zum Kämpgens Hof ist, zu erschließen. Geplant ist eine Haupt-Erschließungsstraße mit Wendekreis, an deren nördlichem Rand Gebäude gebaut werden sollen für Büros und betreutes Wohnen.

Investor will 60 bis 75 neue Wohnungen an den Markt bringen

Die Straße selbst, auch Parkflächen im Süden liegen dabei laut Smyk Fischer mit Genehmigung durch die Autobahn GmbH des Bundes in einer sogenannten Bauverbotszone. In jener Zone dürfen zur Absicherung des geplanten A40-Ausbaus keine Neubauten entstehen; am Ende soll es dort eine Baum-Pufferzone zur A 40 geben. Auf Nachfrage einer Bürgerin erklärten Architekten und Investor, einen überwiegend großen Teil des Baumbestandes, darunter die große Weide, erhalten und noch ergänzen zu wollen.

(V.l.) Architekt Martin Smyk, Investor Michael Klihm und Architekt Patrick Fischer bei der Infoveranstaltung zum Dümptener Bauvorhaben.
(V.l.) Architekt Martin Smyk, Investor Michael Klihm und Architekt Patrick Fischer bei der Infoveranstaltung zum Dümptener Bauvorhaben. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

So soll von jener als Allee geplanten Straße ausgehend eine Spielstraße Baufelder im Norden des Areals erreichbar machen. An jener Straße sollen in mehreren Gebäuden laut Architekt Martin Smyk in der Summe 60 bis 75 Wohnungen (zwei bis vier Räume) entstehen. Die alte Gewerbehalle soll stehen bleiben und reaktiviert, der alte Forellenteich neu angelegt werden und als Treffpunkt, als „grüne Mitte“ für das Quartier dienen. Von Ost nach West soll ein Rad- und Fußweg quer durchs Quartier führen. Versprochen ist, dass die zwei- bis fünfgeschossigen Gebäude so portioniert werden, dass sie auch im Vergleich zur benachbarten Einfamilienhaus-Siedlung rund um die Nikolaus-Ehlen-Straße nicht störend oder überdimensioniert daherkommen.

Bürger und SPD-Politiker zeigen sich zufrieden mit Quartiersentwürfen

Soweit zeigten sich am Mittwoch auch die meisten Bürgerinnen und Bürger einverstanden mit den gestalterischen Plänen. „Gar nicht so schlecht“, sagte etwa Bernd Lüllau, Vorsitzender des Dümptener Bürgervereins. Ein anderer Bürger äußerte sich „froh über die Entwicklung“ und wünschte den möglichen Bauherren „viel Glück, dass es schön wird“. Auch Bezirksbürgermeister Czeczaktka-Simon (SPD) äußerte sich zufrieden. Die Entwürfe seien „sehr wohlfällig“ und dienten dem Zweck, die Lücke im Wohnungsangebot zu verkleinern. Gabi Hawig, SPD-Stadtverordnete aus Dümpten, vermisst hingegen Anstrengungen der Investoren, auch öffentlich geförderten, günstigen Wohnraum schaffen zu wollen.

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Reichlich Sorgen macht Bürgern aber, wie der zusätzliche Verkehr über die Denkhauser Höfe abgewickelt werden soll. Heute schon bildeten sich hin zur nahen Kreuzung mit der Mellinghofer Straße lange Schlangen, so Lüllau. Oft schaffe man es erst in einer dritten Ampelphase, auf die Mellinghofer Straße abzufahren. Dazu verkehre dort auch die Straßenbahn 102 und liege die Einmündung zum Entwicklungsareal „mitten in einer Kurve“. Auf der kurzen Strecke der Denkhauser Höfe bis zur Mellinghofer Straße gar eine dritte Ampelanlage aufzustellen, sei „doch ein bisschen schwierig“, so der Bürgervereinsvorsitzende.

Engpass Denkhauser Höfe? „Anwohner stehen jetzt schon häufig im Stau“

Auch SPD-Politikerin Hawig sieht dringenden Bedarf, vor einer Baugenehmigung zu prüfen, ob die Denkhauser Höfe durch zusätzlichen Verkehr nicht womöglich überlastet werden. Auf dem Bruch entstünden zurzeit 60 neue Wohnungen, an der Talstraße geschätzt noch einmal 30 – „all das konzentriert sich demnächst auf die Denkhauser Höfe“, so Hawig. „Anwohner stehen jetzt schon häufig im Stau.“

Investor Klihm, auch Isabel Hahnen vom städtischen Planungsamt versuchten zu beruhigen. Da nun die Baupläne konkretisiert seien, werde es im Zuge des Bauantragsverfahrens in jedem Fall auch eine tiefergehende Untersuchung zum Verkehr geben – auch mit Blick auf die Johanniter Unfallhilfe, die vor Ort mit Rettungsfahrzeugen stationiert ist.

CDU-Politikerin wünscht sich ein geordnetes Bebauungsplanverfahren

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Dass die Investoren aber allein mit einem Bauantrag zu ihrem Ziel kommen werden, ist nicht ausgemachte Sache. CDU-Planungspolitikerin Petra Seidemann-Matschulla sagte am Donnerstag im Gespräch mit dieser Redaktion, dass auf Initiative ihrer Fraktion zurzeit mit den Grünen ein Antrag für den Planungsausschuss in Abstimmung sei, mit dem die Ratskoalition ein Verfahren für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan anregen könnte.

Sie sei ja schon froh, dass die Investoren beim Maß der Bebauung im Vergleich zu früheren Entwürfen zurückgeschraubt hätten, so Seidemann-Matschulla. Für eine Bebauung des „schönen Grundstücks“ sei ein baurechtliches Verfahren mit entsprechenden Prüfungen etwa zum Verkehr, aber auch zu Umweltgesichtspunkten sinnvoll, da das Vorhaben so auch kritisch von der Politik begleitet werden könne.