Mülheim. Wilder Müll bleibt ein Thema an der Mülheimer Aussicht Kahlenberg. Dabei hatten Bürger dort mehr Mülleimer gefordert. So reagiert die Stadt.
Zerquetschte Blechdosen, leere Plastikflaschen und -becher, FFP2-Masken, Glasflaschen, Taschentücher und Papiergirlanden – alles Mögliche, was nach Party klingt, hat sich hinter der Mauer unterhalb der Kahlenberg-Plattform angesammelt. Wie lang schon? Keiner kann es sagen. Erst die kahlen Sträucher haben den Blick darauf freigelegt. Neu ist zumindest das Problem nicht, was aber hat sich getan?
Augenscheinlich wenig, seit die Politik vor rund zwei Jahren die Verwaltung zurückpfiff mit ihrem Vorhaben, die beliebte Aussicht auf das Ruhrtal mit einem Gitterkäfig zu umschließen. So wollte man verhindern, dass Dosen, Glas und Co. von der Plattform auf die darunter gelegene und privat bewohnte ehemalige Jugendherberge geworfen werden.
Warum die CDU die beliebte Mülheimer Aussicht sogar verlegen wollte
Auch interessant
Am Ende entschied die Politik, dass die Verwaltung Maßnahmen prüfen solle, wie „sicherheitsrelevante Vorfälle“ in Form von Flaschenwürfen verhindert werden könnten. Hansgeorg Schiemer, Chef der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung 1, hielt es sogar für „geboten“, eine komplette Verlegung der wohl 100 Jahre alten, gemauerten Aussichtsplattform einzubeziehen.
Die dort umherwandernde Bürgerschaft hingegen hielt sowohl den „Käfig“ als auch die Verlegung der Aussicht für eine Schnapsidee und forderte stattdessen, gegen die Vermüllung pragmatisch vorzugehen: mit Mülleimern. Denn die gab es dort nicht.
Und sie sind auch bis heute nicht dort zu finden. Gute 100 Schritte muss man schon durch den historischen Park am Bismarckturm latschen, um einen Mülleimer an einer Parkbank zu finden. Dafür hängt direkt vor der Plattform ein Hinweisschild etwa in 2,50 Meter Höhe mit dem ausdrücklichen Hinweis des Oberbürgermeisters: „Das Herabwerfen von G… en ...i...für Anwohner! Zuwiderhandlung wird ...“ Der Rest geht unter Aufklebern und Gesprühtem weitestgehend verloren.
Inzwischen machen Bürger ehrenamtlich am Kahlenberg sauber – wo sie es können
Ob diese Strategie gegen das Kahlenberger Partyvolk jedoch aufging? Im Gespräch mit Spaziergängern am Kahlenberg lässt sich zumindest festhalten, dass die Feiern hier spürbar weniger geworden sind. Mehrere Male etwa hatte Antje Merlau im vergangenen Jahr die Stelle abends abgecheckt: „Es war immer ruhig“, sagt sie. Der Müll sei vermutlich alt – „man kommt ja auch nicht dran, weil links und rechts Zäune sind und man sich abseilen müsste“. Denn ansonsten sorgen einige Spaziergänger aus dem Viertel hier ehrenamtlich mit für die Sauberkeit an den Wegen.
Dennoch ist der Müll am Fuße der Plattform kaum zu übersehen, selbst wenn unklar bleibt, wie lange er dort liegt. Nunmehr sei er der Stadt über die Bürgeragentur gemeldet worden, sagt das Amt für Umweltschutz auf Anfrage der Redaktion. Sie werde als „wilde Müllablagerung“ nun beseitigt. „Die erforderlichen Arbeiten dazu gestalten sich schwierig, da die Fläche an der Böschungskante nicht begehbar ist und Absturzgefahr besteht“, teilt Ulrike Bresa, kommissarische Leiterin des Umweltamts, mit.
Stadt will wilde Müllkippe mit Klettersteigausrüstung beseitigen
Auch interessant
Man brauche dafür schon Klettersteigausrüstung. Ein Plastikstuhl sei bereits aus einem Baumwipfel geangelt und entfernt worden. Auch der Kommunale Ordnungsdienst sei dort „schon einmal Streife gelaufen“.
Die Stadt weist zwar auf den Abfallbehälter hin, der „in ca. 100 m Entfernung in Richtung Bismarckturm steht“. Die Aufstellung im unmittelbaren Bereich der Plattform wurde hingegen „verworfen, da sowohl Behälter als auch sein Inhalt als Wurfgeschoss dienen könnten“. Mülleimer seien zudem „mitsamt Fundament an anderer Stelle ausgerissen und geworfen“ worden.
Mülheim und der Müll – eine ständige Geschichte
- Müllabfuhr kam nicht durch: Ordnungsamt greift ein
- Wilde Müllkippen: Beschwerden verdoppelt
- Zu viel Müll am Schloß Styrum
- Vandalismus in den Ruhrauen: Hinweise auf Verursacher
- Wilder Müll in Bewohnergärten: Verein reagiert
Welche Lösung kann es hier geben? Gegen den Käfig-Vorschlag der Stadt sind die Bürger. Weitere Mülleimer aufstellen, wie von der Bürgerschaft gefordert, will die Stadt nicht; vielmehr vermutet sie, dass diese „manche Mitmenschen nicht davon abhalten, Müll den Hang herunterzuwerfen oder auszutesten, wer Flaschen und Einwegmüll am weitesten werfen kann“. Die meisten Erholungssuchenden nähmen ihren Müll mit zum nächsten Mülleimer oder mit nach Hause.