Mülheim. . Prüfer haben zahlreiche Schäden entdeckt und müssen sie kartieren. Erst danach können Kosten und Zeitplan für eine Sanierung ermittelt werden.
- Neben dem Tersteegenhaus zeigt jetzt auch der Bismarckturm unübersehbare Schäden
- Kosten für eine Sanierung sind noch nicht bekannt. Für Besucher ist der Bismarckturm gesperrt
- Seit 1909 Jahren steht der Bismarckturm auf dem Kahlenberg und bietet einen Blick über das Ruhrtal
Mülheims Baudenkmale werden nicht jünger. Wegen mangelnder Pflege schwächelt bei einigen die Bausubstanz. Neben dem Tersteegenhaus zeigt jetzt auch der Bismarckturm unübersehbare Schäden. Eine Sanierung des Aussichtsturms ist unausweichlich. Aber bisher ist dort nichts geschehen. Daher fragte Ludger Beyerle (AfD) in der Bezirksvertretung 1: „Wie groß sind die Gebäudeschäden? Welche Sanierungsoptionen bestehen? Welche Kosten sind dafür zu veranschlagen? Mit welchem Aufwand ist zu rechnen, um den massiven Efeubewuchs des Turmes zu beseitigen?“ Für Besucher ist der Bismarckturm zur Zeit gesperrt.
Starke Schädigungen am Gebäude
„Es sind massive Abplatzungen der Natursteinverkleidung an der Außenfassade zu sehen. Weiter sind starke Schädigungen am Gebäude vorhanden: feuchtes Mauerwerk, Risse im Estrich, Korrosion an den Deckenträgern, Auswaschungen der Fugen am Ziegelmauerwerk und Korrosion der im Mauerwerk verbauten Stahlkonstruktionen“, zählte Frank Berges (Immobilienservice) den Ortspolitikern auf. Weitere Untersuchungen – mit Einbindung der Denkmalschützer – seien vorgesehen, „um den genauen Schädigungsgrad zu ermitteln und entsprechend zu kartieren“.
Die Möglichkeiten zur Sanierung der aktuell erkundeten Schäden könnten erst nach Abschluss der Schadensanalyse und der Kartierung ermittelt und dargestellt werden. Daher könnten auch noch keine Kosten genannt werden. Die Finanzierung stehe in Abhängigkeit zu einem möglichen Sanierungskonzept. Sie könnte erst nach Klärung der notwendigen Arbeiten und des entsprechenden Konzeptes veranschlagt werden.
Efeu wird erst nach dem Ende der Brutzeit entfernt
„Der Efeubewuchs kann erst nach dem Ende der Brutzeit entfernt werden“, stellte Berges klar. Diese Arbeiten sind sehr aufwendig, da teilweise mit Hubsteigern gearbeitet werden muss“. Außerdem sei das Wurzelwerk zu entfernen. Kostenangebote dafür habe der Immobilienservice bisher nicht eingeholt, erläuterte Frank Berges den Ortspolitikern.
Seit knapp 110 Jahren steht der Bismarckturm auf dem Kahlenberg und bietet einen Blick über das Ruhrtal bis nach Saarn. Inzwischen sind die Bäume jedoch so hoch gewachsen, dass Laub die Sicht arg verdeckt. Der Turm erinnert an den Reichskanzler und Reichsgründer (1871) Otto von Bismarck. Die zuerst gesammelten Gelder reichten nicht. Als der Mülheimer Augenarzt und Wohltäter Dr. Johann Hermann Leonhard 1904 um die baupolizeiliche Erlaubnis bat, auf seine Kosten einen Bismarckturm nach dem Entwurf des städtischen Beigeordneten Carl Linnemann auf dem Kahlenberg zu errichten, nahm das Projekt seinen Lauf, schildert Dr. Kai Rawe (Leiter des Stadtarchivs) in einem Zeitzeichen.
Die Erlaubnis wurde erteilt und der Bau des Aussichtsturms begann. Als Leonhard im November 1905 starb, führt seine Frau Margarethe, geb. Stinnes, das Projekt in seinem Sinne weiter. Der Grundstein wurde am 2. August 1908 gelegt. Ihr Neffe, Gerhard Küchen, wählte den Standort über dem Ruhrtal und beaufsichtigte den Bau. Am 1. April 1909, dem Geburtstag Bismarcks, war die Einweihungsfeier.
Gegen Gebühr besteigen
Danach konnte Besucher den Aussichtsturm gegen Gebühr besteigen. Ferner war er Teffpunkt für patriotische Feiern. Im Zweiten Weltkrieg war ein Flak-Posten auf dem Turm stationiert. Britische Soldaten nutzten ihn bis 1956 als Sendeturm. Als er in den 1970er Jahren für eine Hochhaus-Bebauung abgerissen werden sollte, setzten sich bei der Leserbefragung dieser Zeitung 94 Prozent der Teilnehmer für den Erhalt des Bismarckturmes ein. Seit 1998 war er wieder regelmäßig für Besucher geöffnet.
Im Untergeschoss des Turmes hat der Bildhauer Jochen Leyendecker sein Atelier eingerichtet. Wechselnde Ausstellungen machen den Bismarckturm zu einem Kulturort mit besonderem Ambiente.
Die Erbauer verwendeten Ruhrsandstein, außer bei den Tür- und Fensterumrahmungen, Eckquadern und dem Gesims – diese entstanden aus Niedermendiger Basaltlava (Eifel).