Mülheim. Styrumer sind sauer: Mit der Linie 128 verliert der Stadtteil seine direkte Anbindung an Mülheims Stadtmitte. Welche Lösung bietet die Politik?
Dass die geplanten drastischen Umstellungen des künftigen Mülheimer Nahverkehrs ebenso drastische Kritik nach sich ziehen würden, war abzusehen. An mehreren Stellen, etwa in Selbeck, musste die Politik schon nachsteuern, bevor die Umstellung – geplant ist Sommer 2023 – überhaupt in Kraft getreten ist. Besonders in Styrum aber hält sich die Kritik, im neuen Nahverkehrsplan abgehängt zu werden. Nun will die Regierungskoalition aus CDU und Grünen hier noch einmal nachbessern. Was bringt die Umplanung? Und ist das mit den Sparplänen der Stadt überhaupt möglich?
Dass vor allem der Styrumer Süden mit den Sparmaßnahmen nicht einverstanden ist, zeigte sich noch einmal in der Stadtviertelkonferenz. Im Blickpunkt der Kritik: vor allem die Streichung der direkten Linie 128 in die Innenstadt. Stattdessen sollten die Styrumer mit der Linie 122 zum Bahnhof Styrum fahren und dort in die S-Bahn in Richtung Hauptbahnhof umsteigen.
Wird Styrum besser nach Oberhausen angebunden als in die eigene City?
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Das sorgte für Ärger. Denn schon einmal musste der strukturell wie sozial oft benachteiligte Styrumer Süden es verkraften, als vor sieben Jahren die Straßenbahnlinie 110 zur Stadtmitte vom Netz genommen wurde. In der Stadtviertelkonferenz wurde der Protest gegen weitere Streichungen entsprechend breit getragen von Institutionen, Vereinen und sogar der Politik. Pikanterweise hatte neben den Jusos gerade auch die CDU-Bezirksfraktion gegen die Streichung rebelliert, die lange Zeit von ihrer eigenen Ratsfraktion mitgetragen wurde.
Durch die neuen Pläne sei der Mülheimer Teil von Styrum ja besser an die Oberhausener Innenstadt angebunden als an die eigene, stichelt CDU-Bezirksvertreter Rainer Hartmann im Gespräch mit der Redaktion. Zwar kam die Politik seinem Anliegen bereits entgegen, indem sie die Linie 122 zum Bahnhof Mülheim West verlängerte. Denn von dort aus kommen Styrumer entweder per S-Bahn zum Hauptbahnhof oder per Straßenbahn 112 zum Rathaus.
Viele Styrumer sind auf Verbindung zum Ärztehaus in der Stadtmitte angewiesen
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Nur ist das für Hartmann eben keine Lösung, weil damit Styrumer in den schmuddeligen S-Bahnhof oder mit Wartezeit in die Straßenbahn umsteigen müssten. Für ältere oder gehbehinderte Styrumer sei das beschwerlich und abschreckend, sagt er. Das bestätigt ebenfalls eine Teilnehmerin der Stadtviertelkonferenz. Dabei seien gerade einige auf gute Stadtverbindungen zum Ärztehaus in der Innenstadt angewiesen, weil in Styrum Ärzte fehlten.
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Ein weiteres Problem: Die Straßenbahn trudele zu Stoßzeiten schon zum Platzen gefüllt am S-Bahnhof an, berichtet die Teilnehmerin. Dass sich hier noch Pendler aus dem 122er reinquetschen können, sei unwahrscheinlich. Mancher befürchtet deshalb, dass noch mehr Styrumer dem Nahverkehr den Rücken kehren werden. Noch sei der Aufschrei klein, „denn viele wissen noch gar nicht, was mit dem neuen Plan auf sie zukommt“, so die Teilnehmerin. Weil gerade der Großteil der Styrumer mit Migrationshintergrund im Vorfeld nicht eingebunden und auch jetzt nicht informiert worden sei.
Lösung in Sicht: Das planen Grüne und CDU für Mülheim-Styrum
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Dass die Verlängerung der Linie 122 zum S-Bahnhof kaum Effekte haben wird, hat sich in der Koalition rumgesprochen. Im Mobilitätsausschuss brachten CDU und Grüne ein, die Linie gleich über die Sandstraße bis zum Hauptbahnhof durchzuschleifen. Die damit verbundenen Kosten glaubt Timo Spors, Grüner und Vorsitzender des Mobilitätsausschusses, an der Buslinie 130 einsparen zu können.
Denn gegen den geplanten 15-Minuten-Takt der 130, die auch auf Essener Gebiet fährt, hat die Nachbarstadt schon Veto eingelegt. Denn hier gilt grundsätzlich ein 20-Minuten-Takt. Vorerst wird es also nichts mit Mülheims Viertelstunden-Rhythmus auf dieser Strecke, die ja die Straßenbahn am Kahlenbergast (LInie 104) ersetzen soll.
Auf der Plus-Seite eröffnet sich aber so zum einen die Styrumer Direktanbindung zum Hauptbahnhof. Perspektivisch wollen Grüne und CDU die Linien 122 und 130 an der Schnittstelle Hauptbahnhof koppeln. So würden Styrumer zum anderen sogar ohne Umstieg bis zum Ärztehaus in der Stadtmitte kommen. Für Spors seien damit nicht nur die Wohnquartiere besser angebunden, sondern auch Medl, das Aquarius und Schloß Styrum. Manche der Stadtviertelkonferenz begrüßten diesen Plan: „Jeder Schritt, der die Verbindung zur Stadtmitte verbessern kann, wäre ein Gewinn.“